Der Preis der Sterne 3: Zwischen Ehre und Treue (German Edition)
direkter, als die Domina von Entibor es sich jemals hätte leisten können, und der einäugige Sternenpilot hatte außerdem den eindeutigen Vorteil, selbst ehrbare Leute wie den Commodore nervös zu machen.
Der Rest der Mannschaft der Warhammer war im Raum verteilt. Ignaceu LeSoit lehnte mit dem Rücken an der getäfelten Wand und verfolgte die Vorgänge aufmerksam. Owen Rosselin-Metadi saß regungslos und in Schwarz gekleidet auf einem der großen Stühle mit hoher Lehne, den Stab quer über dem Schoß; sein Lehrling stand, ebenfalls vollkommen regungslos, rechts neben ihm. Jessan selbst lümmelte sich mit ausgestreckten Beinen in einem Lehnstuhl in der Nähe der Treppe, wo er alles gut überblicken konnte.
Commodore Gil blieb stehen und betrachtete Tarnekep Portree eine ganze Weile, bevor er sich einen gemütlichen Lehnstuhl aussuchte, der ein gutes Stück vom Eingang der Bibliothek entfernt stand. Seine eraasianische Kriegsgefangene saß, stumm und nervös, steif auf einem der harten Stühle aus Ocherholz, nicht einmal einen halben Meter von ihm entfernt. Die Adjutantin des Commodore, Jhunnei, hatte wie Ignac LeSoit Position in der Nähe der Tür bezogen. Und wie Jessan hatte sie dabei eine Position gewählt, die ihr sowohl einen guten Blick als auch ein freies Schussfeld gewährleistete.
Ich hätte es nicht besser aufbauen können, wenn wir Lebende Bilder gespielt hätten , dachte Jessan. Das Thema des Tableaus würde lauten »Die Drei Pfeiler der Republik« – die SpaceForce, die Adepten und der alte Adel; alle bewaffnet, gefährlich und sich dabei belauernd wie Falschspieler. Und das, Fortuna möge der Galaxis gnädig gesonnen sein, soll also angeblich eine freundliche Zusammenkunft sein!
Eine Weile sprach niemand. Schließlich schloss Commodore Gil kurz die Augen – wie Jessan vermutete, betete er um Geduld –, öffnete sie dann wieder und sagte: »Captain Portree.«
Der Mandeynaner nickte. »Das bin ich.«
»Darf ich davon ausgehen, dass Sie ermächtigt sind, für die Domina zu sprechen?«
»Dürfen Sie.«
»Ausgezeichnet. Captain Portree, ich will ehrlich mit Ihnen sein: Ich brauche die Schiffe der Domina. Ich würde sie lieber mit ihrer Einwilligung bekommen als ohne, aber ich werde sie bekommen.«
Tarnekep lehnte sich gegen das Geländer der Treppe zurück. »So viel habe ich mir bereits ausgerechnet«, erwiderte er. »Aber Sie müssen vorsichtig sein, wenn Sie das als Baronet D’Rugier durchziehen wollen.«
»Dies ist eine notwendige Rolle, obwohl sie ihre Grenzen hat«, gab Gil zurück. »Wären Sie beeindruckter, wenn ich meine Paradeuniform anlegte?«
»Nein … Ihre Adjutantin in der ganzen Pracht der Uniform beeindruckt mich bereits zur Genüge.« Tarnekep machte eine Pause. »Aber Raumschiffe sind nicht das Einzige auf unserer Agenda heute Nacht. Die Domina möchte wissen, was bei diesem Deal für sie herausspringt.«
Ich hoffe sehr , dachte Jessan , dass der gute Lieutenant den Rat, den ich ihr gegeben habe, weitergeleitet hat. Sonst ist das jetzt genau der Punkt, an dem die Diskussion unangenehm wird.
Doch bevor Gil etwas sagen konnte, rührte sich jemand im Raum, und zwar auf der anderen Seite. Owen Rosselin-Metadi unterbrach Captain Portree mit einer Handbewegung und drehte sich zu Gil herum. »Darf ich einen Moment Ihrer Zeit beanspruchen, Commodore.« Das klang trotz der höflichen Formulierung nicht nach einer Frage.
Gil wandte sich von Captain Portree ab, und Jessan bemerkte auf seiner Miene die kaum verhüllte Erleichterung. »Meister Rosselin-Metadi?«
»Commodore«, antwortete Owen. »Ich muss gegen die Anwesenheit Ihres … Gastes nachdrücklich protestieren. Wenn Sie Magierlords zu unseren Beratungen einladen, besteht keinerlei Hoffnung auf Erfolg eines solchen Gesprächs.«
Die Eraasianerin rührte sich nicht, sondern schien sich noch weiter in sich selbst zu verkriechen. Ihre grauen Augen, deren Blick sich die ganze Zeit nicht von Commander Gil gelöst hatte, waren weit und dunkel geworden. Der Commodore betrachtete Owen kalt.
»Meister Rosselin-Metadi«, sagte er, »Doktor syn-Tavaite ist weder ein Lordmagus noch eine Hexe. Sie ist eine medizinische Technikerin von Eraasi und steht als Kriegsgefangene unter meiner persönlichen Obhut. Wenn Sie ein Problem damit haben …«
»Hat er nicht«, mischte sich Tarnekep ein. »Entspann dich, Owen. Gils Gefangene interessiert mich nicht. Außerdem hat die Gentlelady möglicherweise einige interessante Informationen für
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