Der Preis der Sterne 3: Zwischen Ehre und Treue (German Edition)
erwiderte LeSoit und legte seine Hand auf den Sicherheitsscanner neben der Tür. »Wir verschwinden von hier.«
Llannat trank ihren cha’a in der Kombüse der Tochter aus und stellte die Tasse zur Seite.
Es wird Zeit , ermahnte sie sich streng. Du kannst es nicht länger aufschieben.
Sie verließ die Kombüse und ging durch die Gänge des Deathwing in das Herz des Schiffes hinein. Obwohl der Jäger von den Magierwelten stammte und ihr fremd war, waren doch die meisten Geräte der derzeitigen Besatzung der Tochter vertraut. Es gab eine Brücke, den Maschinenraum, eine Kombüse, Quartiere … In dem Schiff wiesen die vertrauten Räume all jene Dinge auf, die notwendig waren, um eine Handvoll auf Planeten hausender Lebewesen von einem Stern zum anderen zu transportieren.
Doch eine Kammer auf diesem Schiff hatte kein Gegenstück auf irgendeinem anderen Schiff der SpaceForce: Es war ein kleiner Raum, der mit schwarzen Fliesen vollkommen ausgekleidet war – bis auf einen strahlend weißen Kreis mitten auf dem Boden.
Die Meditationskammer, wie Lieutenant Vinhalyn den Raum auf ihre Frage hin genannt hatte. Der schon lange verflossene Meuchelmörder, der Die-Wunderschöne-Tochter-Der-Nacht in das Grab eines Sternenpiloten verwandelt hatte, hatte zu einem Magierkreis gehört und war selbst ein Lordmagus gewesen.
Und zwar einer der Großen Magierlords , dachte Llannat. Die Beweise dafür sind mehr als überdeutlich .
Nur jemand mit so viel Macht und entsprechender Arroganz hätte gewagt, das zu versuchen, was der Professor getan hatte: über ein halbes Jahrtausend hinweg die Fäden des Universums zu ergreifen und sie seinen eigenen Plänen entsprechend zu weben. Und nur einem Großen Lordmagus konnte es gelingen, all die vielen Jahre danach am Leben zu bleiben, allein durch seine Willenskraft …
Bis er einen Studenten fand, der sein Werk beenden konnte.
Llannat seufzte.
Wenn sie über den Professor nachdachte, landete sie immer an genau diesem Punkt, nämlich bei dem Wissen, dass irgendetwas Unvollendetes auf sie wartete, etwas, das sie finden oder lernen musste zu tun. Und es gab bloß einen einzigen Ort und eine Möglichkeit, danach zu fragen, was es sein mochte.
Die Tür der Meditationskammer glitt auf, als sich Llannat näherte. Sie trat ein, und die Tür schloss sich wieder hinter ihr. Sie wusste immer noch nicht genau, wie der Mechanismus funktionierte. Zuerst hatte sich die Tür für jeden an Bord geöffnet und geschlossen – wie die Türen eines Modegeschäftes. Jetzt jedoch funktionierte sie nur noch bei ihr selbst.
Einen Augenblick lang herrschte Dunkelheit in dem Raum. Dann strömte Licht aus diffusen, verborgenen Quellen und erfüllte die Kammer mit einem schwachen, unterseeischen Glühen. Llannat trat in die Mitte des weißen Kreises und kniete sich dort hin. Sie atmete langsam und ließ ihr Bewusstsein in der Dunkelheit schweben.
Macht.
Der ganze Raum war davon erfüllt; sie schimmerte in den komplexen künstlichen Mustern, die die Anwesenheit von Magierwerk verrieten. Hexerei nannten die Adepten diese Art der Nutzung von Macht, denn ihre eigene Kraft stammte daher, dass sie auf dem Strom des Universums surften, statt ihn zu manipulieren. Llannat hatte diesen Raum zunächst so bedrückend gefunden, dass ihr darin fast körperlich schlecht geworden war.
Die Zeit jedoch hatte alles verändert. Mittlerweile bewegte sie sich gelassen an den geflochtenen und geknoteten Fäden der lange verflossenen Magie des Professors entlang. Manchmal schien sie einen Blick auf einen größeren und immer noch unvollendeten Plan zu erhaschen.
Silberne Fäden , dachte sie. Das ganze Gewebe wird im Fundament silberner Fäden zusammengehalten. Wenn du es wagst, kannst du dein Bewusstsein danach ausstrecken und sie berühren. Arbeite mit ihnen. Verändere die Ordnung der Dinge und damit die Art und Weise, wie sie sein können.
Dieser Augenblick der Einsicht flößte ihr Furcht ein. Falls Meister Ransome wusste, was sie zurzeit tat und wie sie es tat, würde er sie ganz gewiss zu einer Hexe, einer Verräterin und Feindin der Gilde erklären.
Er irrt sich. Ich weiß, dass ich nichts getan habe, was der Republik schaden könnte, und ich glaube auch nicht, dass ich gegen die Gilde arbeite …
In ihrem Bewusstsein schien Llannat ihre eigene Stimme zu hören, die die Schwüre der Adepten rezitierte, wie sie sie vor Meister Ransome selbst im Refugium abgelegt hatte.
»… die Wahrheit zu sagen, das Richtige zu tun und
Weitere Kostenlose Bücher