Der Preis des Ruhms
als sie zu geben bereit war. Selbst als Teenager war er schon sehr beherrscht und hatte ein ausgeprägtes Ehrgefühl, und sie wusste, dass sie ihm sehr viel bedeutete. Sie hatten sich leidenschaftlich geliebt.
Ally war in eine Art Halbschlaf gefallen und träumte nun von dem Sommerhaus, das ihr Großvater am Ufer des Flusses im weitläufigen Garten von Kimbara errichtet hatte. Dort hatte Rafe sie zum ersten Mal richtig geküsst …
Auf Kimbara fand eine Party statt, die nach Mitternacht in vollem Gange war. Ihr Vater hatte einen Prinzen aus Asien eingeladen, der ein leidenschaftlicher Polospieler war und ihm einige Poloponys abgekauft hatte. Das Haus war hell erleuchtet. Ally hörte Musik und Lachen und roch den berauschenden Duft des Jasmins, der am Sommerhaus hochrankte. Es war eine wunderschöne Nacht, und der Mond tauchte den Garten und die Wüste dahinter in silbriges Licht.
Sie war sechzehn und an diesem Abend ein wenig beschwipst. Rafe war weggegangen, um ihr ein kühles Getränk zu holen, doch sie hatte einem Ober ein Glas Champagner vom Tablett stibitzt und es schnell geleert.
“He, Ally!” Als Rafe zurückkam und das Sektglas in ihrer Hand sah, machte er ein Gesicht wie ein großer Bruder.
“Sei kein Spielverderber!”, erwiderte sie übermütig. Sie war wie berauscht von ihrer Liebe zu ihm. Sie ging auf die Terrasse und lief dann in den Garten, wohl wissend, dass Rafe ihr folgte. Als sie das Sommerhaus erreichte, war sie ganz außer Atem und freute sich, weil er es nicht geschafft hatte, sie einzuholen. Lachend hielt sie sich an einem Pfeiler fest, und ein Jasminzweig verfing sich in ihrem Haar. Sie trug ein grünes Seidenkleid, passend zu ihrer Augenfarbe. Es war ganz neu, ein Geschenk ihrer Tante Fee, die in England lebte und stets an sie dachte.
Rafe lachte auch. Es war ein verführerisches Lachen, das sie niemals vergessen würde.
“Du müsstest dich jetzt sehen”, meinte er neckend.
“Was siehst du denn?” Überwältigt von einem unbestimmten Gefühl, wurde Ally ernst. Sie fühlte sich plötzlich anders. Älter.
“Ich sehe einen albernen sechzehnjährigen Teenager”, erwiderte er scherzhaft, doch diesmal hatte seine Stimme einen ganz besonderen Unterton.
“Ich habe nur ein Glas getrunken!”, verteidigte Ally sich.
“Ich weiß, aber das reicht auch”, verkündete er. Mit einundzwanzig fühlte er sich bereits erwachsen. “Wir sollten jetzt zu den anderen zurückkehren, Ally.”
“Warum?”, fragte sie aufreizend.
“Weil ich nicht möchte, dass du in Schwierigkeiten gerätst. Du kennst deinen Vater ja.”
“Sehr gut sogar.” Tränen brannten ihr in den Augen. “Mich zu lieben und mit mir anzugeben sind zwei verschiedene Dinge. Für meinen Vater bin ich doch nur ein weiterer Besitz, Rafe.”
Rafe seufzte und streckte ihr die Hand entgegen. “Lass uns zurückgehen, Ally.”
“Ich will aber nicht. Und du kannst mich nicht dazu zwingen.” Trotzig hob sie das Kinn.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. “Und ob ich das kann, Ally Kinross. Ich kann dich hochheben und überallhin tragen. Jederzeit.”
“Und warum tust du es dann nicht, liebster Rafe?”, erkundigte sie sich herausfordernd, als sie das Funkeln in seinen Augen sah.
“Ich mache nur Witze, Ally”, erklärte er streng. “Mach es mir nicht zu schwer.”
“Komm schon, Rafe. Niemand kann besser auf mich aufpassen als du.” Etwas, das süßer war als der Duft von Jasmin und wirkungsvoller als das Mondlicht, rauschte in ihren Adern. Schweigend ging sie einen Schritt auf Rafe zu, direkt in seine Arme.
“Ich liebe dich, Rafe”, sagte sie glücklich.
“Ally!” Er wandte den Kopf, doch sie hatte seinen gequälten Gesichtsausdruck bemerkt.
“Ich liebe dich”, wiederholte sie, und ehe sie sich’s versah, zog er sie an sich. Es war genauso romantisch, wie sie es sich immer erträumt hatte. Er hielt sie fest und presste die Lippen auf ihre, um sie verlangend zu küssen. Es war … eine Offenbarung. Einfach himmlisch.
Danach hatten sie beide geschwiegen, als wäre ihnen bewusst geworden, dass nichts wieder so sein würde wie vorher. Sie, Ally, war nicht mehr Rafes “kleiner Spatz” gewesen. Der kleine Spatz war flügge geworden …
Ally schreckte aus dem Schlaf. Noch immer glaubte sie Rafes Lippen auf ihren zu spüren. Sie glaubte sogar, sein Duft würde ihr noch anhaften. Sie sehnte sich genauso schmerzlich nach Rafe wie damals. In ihrem Bemühen, auf Distanz zu ihm zu gehen, um sich über ihre
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