Der Preis des Verrats (German Edition)
in Richtung von Joshuas altem Schlafzimmer. Panik überfiel sie, als sie an die Puppe dachte, die sie dort gefunden hatte – an den Pfeifenreiniger, der um ihren Nacken gewickelt worden war, die Stecknadeln in ihrem nackten Gummikörper.
Sobald sie den Raum betraten, blickte Caitlyn flüchtig zu den Straßenlaternen im Montrose Park. Ihr Licht warf einen blassen Schimmer auf die Überbleibsel aus Joshuas Kindheit. Ein Mobile mit den Planeten des Sonnensystems hing von der Decke und drehte sich sacht. Nichts in diesem Zimmer schien wirklich. Caitlyn fragte sich, was dies alles mit Reid machen würde – herauszufinden, dass sein Partner für ihren Tod verantwortlich war und für die Tode der anderen Frauen. Würde er überhaupt jemals davon erfahren? Sie betete inständig, dass es im Krankenhaus Überwachungskameras gab und dass sie aufgenommen hatten, wie sie mit Tierney das Gebäude verließ.
Doch selbst wenn, für sie wäre es nun zu spät.
Tierney steckte seine Waffe ins Holster und ließ die Reisetasche auf Joshuas Schreibtisch fallen. Er zog sich ein Paar Latexhandschuhe über. Caitlyn beobachtete jede seiner Bewegungen. Der Reißverschluss der Reisetasche sprang auf. Er holte etwas heraus, das wie ein gefaltetes Stück Plastikplane aussah, und breitete es mitten im Raum auseinander. Als er die Plane über das Bett legte, zuckte Caitlyn zusammen. Ihr wurde plötzlich schwindlig. Die Plane war zum Abdecken gedacht.
„Du solltest mir danken, Schätzchen. Noch mehr Blut wird nur den Wiederverkaufswert dieser Hütte mindern.“ Trotz seines finsteren Versuchs, einen Witz zu machen, blieb seine Miene versteinert. Hasserfüllt. „Ich möchte nichts von meiner DNA hier irgendwo hinterlassen. Die Polizeiausbildung muss ja schließlich für irgendetwas gut gewesen sein, nicht wahr?“
Als er ihr bedrohlich näher kam, wich Caitlyn zurück, gegen die Wand. Verzweifelt drehte und bewegte sie die Handgelenke gegen die enge Fessel, die in ihre Haut schnitt.
„Es ist deine Schuld, das weißt du.“ Wütend stieß er mit einem Finger gegen ihr Brustbein. „Ich wollte nicht auf ihn schießen.Ich musste, oder er wäre mir nach draußen nachgejagt. Er hätte mein Auto gesehen.“
Tierney strich sich mit einer großen Hand durch das struppige Haar, ging ein paar Schritte von ihr weg, kehrte dann zurück und starrte sie an. „Er sollte eigentlich gar nicht da sein letzte Nacht. Er hat mich angelogen – er hat gesagt, er wollte zu einem Footballspiel gehen! Du und dieser wertlose Gauner, Ruiz, nur ihr beide solltet da sein. Reids Auto stand noch nicht einmal vor deinem Haus. Wie sollte ich es wissen?“
Sein Lachen klang bitter. „Aber ich schätze, das ist mein Preis dafür, dass ich einen Pakt mit dem Teufel geschlossen habe, oder?“
Grob ergriff er ihr Kinn mit harten Fingern, zog ihr Gesicht näher zu seinem heran.
„Lass uns eine Sache klarstellen. Joshua ist der Grund, weshalb du hier bist. Ich hatte beschlossen, dich in Ruhe zu lassen, wusstest du das? Es war zu riskant, wenn mein Partner um dich herumlungerte wie ein Hund um eine läufige Hündin.“
Tierneys blasse Augen waren blutunterlaufen, und von Nahem sah seine Haut teigig und großporig aus. „Ich hatte es alles geplant! Hunter war das perfekte Bauernopfer – ich hätte es genau da beenden können, in mein altes Leben zurückkehren …“
Seine Oberlippe kräuselte sich, er fletschte die Zähne, und Caitlyn spürte, wie Speichel aus seinem Mund auf ihrer Wange landete. „Aber dein beschissener Bruder wollte von alldem nichts wissen! Nach der Pressekonferenz hat er mich angerufen, hat gedroht, alles zu erzählen, wenn ich nicht seinen Plan ausführe. Er war nicht bereit, es mich ohne dich beenden zu lassen. Also bitte …“
Sein Zeigefinger fuhr ihren Hals hinab, ging tiefer und verweilte zwischen ihren Brüsten. Tierney grinste, genoss das heftige Zittern, das sie nicht länger unterdrücken konnte. Dann kehrte er zu der Reisetasche zurück und steckte eine Hand hinein.
„Glücklicherweise hat mir dein Nachbar einen neuen Hauptverdächtigengeliefert. Den werde ich nach heute Nacht brauchen.“ Er zog eine kleine Videokamera aus der Tasche, stellte sie auf einem Stativ auf den Schreibtisch und richtete sie auf das plastiküberzogene Bett aus. Er spähte durch den Sucher und vergewisserte sich, dass sie korrekt eingestellt war. „Du weißt, was ein Snuff-Film ist, oder?“
Immer schneller wirbelten die Gedanken in Caitlyns Kopf
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