Der Preis des Verrats (German Edition)
Kleidung – die verwaschene Jeans und die Wanderstiefel, das langärmelige T-Shirt – machte ihn irgendwie noch anziehender.
„Passen Sie auf sich auf, Caitlyn.“
Vom Fenster ihres Büros aus beobachtete sie, wie Reid zu seinem Wagen ging. Einige Augenblicke später wirbelte der Explorer eine Staubwolke auf, als er die Schotterstraße hinunterfuhr und aus ihrem Blick verschwand.
4. KAPITEL
Caitlyn stand in der Küche und wusch ihren Teller unter dem Wasserstrahl in der Spüle ab, während sie mit Sophie Treadwell telefonierte. Sophie und ihr Ehemann, Rob, waren die nächsten Nachbarn von Rambling Rose, was auf dem Land in Northern Virginia immer noch gut drei Meilen entfernt war. Offenbar hatte sich die Nachricht vom Pferdemord auf ihrer Farm rasch in der ländlichen Gemeinde verbreitet.
„Wer tut so etwas Schreckliches, und dann so weit draußen?“, sorgte sich Sophie. „Der Kopf des armen Dings war beinahe abgetrennt. Ganz ehrlich, wir haben D. C. verlassen, um von dieser Kriminalität wegzukommen.“ Sie hielt inne, dann fügte sie betreten hinzu: „Es tut mir leid, Caitlyn. Ich meinte damit nicht …“
„Ist schon okay“, versicherte Caitlyn. Seit ihrer Ankunft vor ungefähr achtzehn Monaten war ihre Nachbarin so etwas wie eine Freundin für sie. Sophie war fast zehn Jahre älter als Caitlyn. Sie und ihr Mann hatten keine Kinder und waren eng eingebunden in der hiesigen Reitergemeinde. Rob war ein erfolgreicher Architekt, arbeitete meist von dem großen Landsitz aus, den die beiden besaßen, und Sophie schrieb Kinderbücher. Das Paar wusste von Joshua, natürlich, und hatte Fragen gestellt. Doch die unglückliche Geschichte der Cahills hatte die beiden nicht davon abgehalten, Caitlyn in ihrem Haus und in ihrem großen Bekanntenkreis willkommen zu heißen. Caitlyn war dankbar für ihre Aufnahme.
„Bist du sicher, dass du heute Nacht ganz allein da draußen sein willst? Ed Malcolm denkt, es war eine Art Sekte …“
„Eine Sekte, die aus Teenagern besteht“, betonte Caitlyn. Sie wollte nicht, dass sich die Gerüchte, die bereits im Umlauf waren, noch weiter auswuchsen. Trotzdem blieb es bei der Tatsache, dass irgendjemand diesen brutalen Akt begangen hatte.
„Teenager oder nicht, allein die Vorstellung von so einer Tatist furchterregend. Rob möchte dich da wegholen. Er besteht sogar darauf. Du kannst in einem der Gästezimmer wohnen.“
Caitlyn trocknete sich die Hände mit einem Küchenhandtuch und lehnte das Angebot höflich ab, aber erst nachdem sie zugesagt hatte, sich mit dem Paar am nächsten Abend in Middleburg zum Dinner zu treffen. Sobald sie sich verabschiedet hatte, hängte sie den Hörer auf und rieb sich die Arme, um die abendliche Kühle zu vertreiben. Auch wenn die Heizkörper aufgedreht waren, das Farmhaus war alt und nicht mit einer dicken Wärmedämmung gesegnet, wie man sie in moderneren Häusern einbaute. Ein Feuer in dem gemauerten Kamin wäre schön, aber Caitlyn hatte weder Energie noch Lust, Kaminholz von der Veranda hinter dem Haus hereinzuholen. Stattdessen goss sie sich ein Glas Merlot ein, ging in das große Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an.
Aber das Wiedersehen mit Reid Novak wollte ihr nicht aus dem Sinn gehen.
Vor zwei Jahren, als er das erste Mal zu ihr gekommen war, um sie um Unterstützung zu bitten, damit er die Beteiligung ihres Bruders an den Morden beweisen konnte, war Caitlyn wütend gewesen. Aber ein Teil von ihr hatte auch befürchtet, er hätte recht mit seinem Verdacht.
„Joshua steckt hinter dem Ganzen, Caitlyn“ , hatte Reid gewarnt, und die Eindringlichkeit, mit der er seine Überzeugung vertrat, hatte ihr zugesetzt. „Wir haben ihn mit zwei der fünf opfer in Verbindung bringen können. Das ist kein Zufall, ganz gleich, wie sehr Ihre Familie es gerne so hätte.“
Caitlyn zupfte an der Quaste des Zierkissens auf ihrem Schoß herum. Die Erinnerungen hüllten sie ein wie ein kalter Nebel. Joshuas Verbindung zu den zwei Frauen war lose – eine hatte denselben Collegekurs besucht wie er, die andere war im selben Fitnessclub wie er gewesen, ein großes Studio mit Hunderten von Mitgliedern. Dennoch, angesichts seiner psychischen Vorgeschichte waren diese Enthüllungen beunruhigend.Das FBI hatte ihn befragt, das Gespräch drehte sich um etwas, durch das Joshua in ihr Blickfeld geraten war. Aber sie hatten wenig mehr, um weiterzumachen, und nicht genug für einen Haftbefehl.
Helfen Sie mir, gegen ihn zu ermitteln, Caitlyn. Bevor noch
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