Der Preis des Verrats (German Edition)
herumlaufen. Irgendwo in der Ferne hörte Caitlyn einen Hund bellen. Das große Fenster des Zimmers wirkte wie ein riesiges schwarzes Quadrat, und die ländliche Dunkelheit draußen schien undurchdringlich, als ob sie alles verschlang. Vielleicht hätte sie das Angebot von Sophie und Rob annehmen sollen. Sie trank ihren Wein aus, stellte das Glas ans Ende des Tisches und stand auf. Das weiche Kaschmir-Plaid, das sie sich um die Schultern gewickelt hatte, ließ sie auf die Couch gleiten. Sie zog die Vorhänge zu, dann ging sie zur Haustür, um noch einmal das Schloss zu kontrollieren, und vergewisserte sich, dass die Alarmanlage eingeschaltet war. Aber als sie in der Diele stand, fiel ihr Blick auf das kleine, weiße Rechteck auf dem Parkettboden. War sie vorhin darüber hinweggelaufen, ohne es zu bemerken? Sie beugte sich hinunter und nahm die Visitenkarte zur Hand.
Harold Feingold, True-Crime-Autor – Experte für wahre Kriminalfälle .
Auf der Karte standen auch seine Kontaktdaten. Und eine handgeschriebene Notiz auf der Rückseite: Wir müssen uns unterhalten . Angst kroch in ihr hoch. Er war offenbar heute irgendwann hier gewesen und versuchte immer noch ein Interview für sein Enthüllungsbuch zu bekommen, trotz ihrer hartnäckigen Weigerung. Er musste die Karte unter der Eingangstürdurchgeschoben haben, als niemand auf sein Klopfen geantwortet hatte. Caitlyn hatte das untrügliche Gefühl, dass er nicht aufgeben würde.
Insbesondere nicht, wenn Reid auf der richtigen Spur war und irgendjemand da draußen es darauf abgesehen hatte, die Verbrechen ihres Bruders fortzuführen.
„Lass mich also etwas klarstellen. Du bist den ganzen Weg da raus, um Cahills Schwester zu sehen, nur wegen dieses verdammten Anhängers?“ Mitch leerte sein Glas und gab dem Barkeeper ein Zeichen, ihm einen zweiten Whiskey einzuschenken.
„Ich hatte so ein Gefühl.“
Mitch lachte süffisant auf. „Klingt logisch. Cahill mag Pferde. Das Opfer mag Pferde. Dann müssen sie sich auch bestimmt kennen, oder?“
Reid trank einen Schluck Bier aus seiner Flasche. Er hatte Mitch im Lucky Irishman getroffen, einem Pub in der Nähe des VCU-Büros am Judiciary Square, ein beliebter Treffpunkt für Polizisten und FBI-Leute. Das Lokal war dunkel, laut und an diesem Abend brechend voll.
„Was, wenn ich dir erzählen würde, dass auf ihrem Anwesen ein Pferd verstümmelt wurde?“
Diese Information gab Mitch zu denken. Er trank einen Schluck aus seinem frisch gefüllten Glas, dann zuckte er mit den Schultern. „Ich bezweifle, dass das miteinander zusammenhängt. Heutzutage laufen überall irgendwelche Freaks herum. Der District hat da kein Monopol darauf. Hat sie die Polizei vor Ort alarmiert?“
„Die denken, es war ein Haufen Teenager, die sich in Satanisten verwandelt haben.“
„Vielleicht haben die recht.“
„Trotzdem, ich möchte die Angestellten der Farm und des Reiterhofs auf Vorstrafen überprüfen. Namen und Daten kann ich von Caitlyn Cahill bekommen.“
Mitch schüttelte ungläubig den Kopf. „Du hast noch drei Wochen Urlaub, schon vergessen? Warum verreist du nicht? Wenn ich du wäre, würde ich irgendwo an einem Strand Sonne tanken, am liebsten an einem der Nacktbadestrände in Miami.“
„Bitte, check das Vorstrafenregister für mich.“
„Was immer du willst, Partner.“ Mitch musterte kurz eine attraktive Rothaarige, die sich ans andere Ende der Bar gesetzt hatte. Dann bot er an: „Aber wenn du mich fragst, ich glaube, du suchst nur nach einer Entschuldigung, damit du ein bisschen um Caitlyn Cahill herumschnüffeln kannst.“
Reid antwortete nicht, sondern trank sein Bier in langsamen Zügen. Er hatte die Gelegenheit genutzt und war den ganzen Weg hinaus nach Rambling Rose gefahren, anstatt sie einfach anzurufen. Er hatte sie sehen wollen, gestand er sich ein.
„Ich nehme an, da du hinaus auf die Farm gefahren bist, hast du ihr auch das Foto des Opfers gezeigt?“
Reid nickte. „Sie hat sie nicht erkannt.“
„Ich bin schockiert.“
„Irgendeine Reaktion von Tiffany’s?“
„Der Anhänger wurde vor zwei Jahren aus dem Sortiment genommen. Bis morgen haben wir wahrscheinlich die Verkaufsbücher, dort finden sich auch alle Verkäufe, die in der Umgebung von D. C. stattfanden“, sagte Mitch. „Das Hufeisen ist aus Platin und der Diamant ist ein Viertelkaräter, VSI-Qualität – also äußerst wertvoll, der Art und Weise nach zu urteilen, wie der Typ es gesagt hat.“
Reid fand, der teure Schmuck
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