Der Preis des Verrats (German Edition)
angespannt, ein wenig verfahren. Sie waren beide auf Abstand gegangen und hatten eingesehen, wie unangemessen die Gefühle waren, die sie füreinander hegten.
Sie waren einfach zu weit gegangen.
Caitlyn trat an den Schreibtisch, an dem Reid offensichtlich seine Rechnungen bezahlte und andere Angelegenheiten regelte. Das Fenster darüber bot einen Blick auf das quirlige Adams-Morgan-Viertel. Kleine, weiße Lichter schmückten die Bäume entlang des Bürgersteigs, und auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdeckte sie ein kleines Restaurant, das irgendjemand pfiffig und vielsagend Thai Me Up getauft hatte. Der Name blinkte in Neonbuchstaben auf der Fensterfassade des Lokals. Das Gebäude daneben mit den dunklen Fenstern schien eine Bar zu sein. Links von der Tür, im Schatten des Vordachs, standen ein Mann und eine Frau eng umschlungen und küssten sich wild. Caitlyn beobachtete sie schuldbewusst für einige Sekunden, bevor sie ihren Blick wieder auf die Schreibtischplatte richtete, wo sich ordentliche Stapel mit Rechnungen und Post türmten. Reids Handy lag neben einem Notizblock, auf dem er etwas notiert hatte.
Dr. Isrelsen, Testergebnisse .
Daneben stand eine Telefonnummer.
Caitlyn runzelte die Stirn. Reids Tumor war entfernt worden und er war gesund, das hatte er ihr selbst gesagt. Sie fragtesich, ob es sich vielleicht einfach um einen Nachsorgetermin handelte, um ihn zum Abschluss der Behandlung wieder formell für gesund zu erklären. Aber Ärzte hinterließen solche Nachrichten für gewöhnlich auf dem Anrufbeantworter, oder nicht? Es waren eher Nachrichten anderer Art, die sie persönlich besprechen wollten.
„Dinner ist fertig.“
Caitlyn drehte sich um, während Reid zwei tiefe Steingutteller neben einen Korb mit Brot auf den Tisch stellte.
„Ich würde dir ein Bier anbieten, aber bei den Schmerzmitteln, die du nimmst …“
„Wasser ist gut“, murmelte sie und betrachtete sein Gesicht. Seine ebenmäßigen Züge gaben keinen Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmte. Er zog einen Stuhl für sie hervor und half ihr, sich hinzusetzen.
„Wie lange musst du die Schlinge tragen?“, fragte er und setzte sich, sobald er ein Glas mit Eiswasser gefüllt und vor sie hingestellt hatte, auf die andere Tischseite.
„Ein paar Tage, damit ich die Hand ruhig halte. Danach kann ich einfach nur die Bandage tragen, die sie mir im Krankenhaus gegeben haben.“ Caitlyn hob den Löffel zum Mund, dankbar dafür, dass nicht die rechte Hand verletzt war. „Trotzdem, es wird für eine Weile schwierig sein, die Boxen auszumisten.“ Sie kostete von ihrem Chili. „Das ist wirklich lecker.“
„Gut“, sagte er. „Du musst essen, Caitlyn. Du hast Gewicht verloren.“
Caitlyn nahm all ihren Mut zusammen. „Reid, bist du sicher, dass es dir gut geht? Ich meine, der Stress von der Ermittlung und alldem muss doch auch auf dir lasten, und ich weiß, dass du gerade dabei bist, dich von der OP zu erholen …“
„Mir geht es gut.“ Er rührte das Chili in seinem Teller mit dem Löffel um. „Ich muss morgen früh um acht meine Waffentauglichkeitsprüfung absolvieren. Und am Montag fange ich wieder offiziell an zu arbeiten.“
Caitlyn hätte ihn gerne nach der Notiz befragt, die sie gelesenhatte. Aber sie wollte nicht, dass er dachte, sie hätte herumgeschnüffelt. Und so ließ sie die Angelegenheit fürs Erste auf sich beruhen.
Sie waren gerade dabei, die Teller abzuräumen, da klopfte es an der Tür.
„Erwartest du noch jemanden?“, fragte Caitlyn.
„Nein. Bleib hier und rühr dich nicht von der Stelle.“ Reid ging zum Schreibtisch, holte einen Pistolensafe aus einer der unteren Schubladen hervor und nahm seine Schusswaffe an sich. Dann spähte er vorsichtig durch die Jalousien. Caitlyn sah, wie sich seine Schultern merklich entspannten.
„Wer ist es?“
„Meine Schwester.“ Er öffnete die Tür, und eine hübsche Frau stürmte herein und brachte den Lärm von der geschäftigen Straße in die Wohnung mit. Ihr dunkles Haar hatte dieselbe Farbe und Beschaffenheit wie Reids.
„Megan. Was machst du hier?“
„Nette Begrüßung“, sagte sie und betrachtete mit zusammengezogenen Augenbrauen die Waffe in seiner Hand. „Cooper und die Kinder warten im Auto. Wir fahren zu diesem mexikanischen Restaurant, das die Mädchen so gerne mögen. Wo die Mariachi-Band immer auftritt. Ich dachte, du möchtest uns vielleicht begleiten.“
„Warum hast du nicht angerufen?“
„Das habe ich, und ich bekam nur
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