Der Preis des Verrats (German Edition)
deinen Anrufbeantworter zu fassen. Vielleicht solltest du versuchen ranzugehen, zumindest einmal in …“ Sie hielt inne, als sie Caitlyn hinter der Kücheninsel entdeckte, die die Küche vom Wohnbereich abtrennte. „Oh … du hast Besuch.“
Reid kratzte sich am Kopf. „Megan, das ist Caitlyn Cahill.“
„Ich weiß, wer sie ist.“ Megan war zwar nicht unhöflich, aber ihre Stimme hatte einen deutlich kühleren Ton angenommen. Caitlyn konnte es ihr nicht verübeln. Nicht nach dem, was ihr Vater Reid angetan hatte, um die Ermittlungen in Rich-tungJoshua zu vereiteln. Darüber hinaus konnte sie in Megans Augen sehen, wie deren Beschützerinstinkt augenblicklich erwacht war.
„Hallo“, sagte Caitlyn ruhig. Sie kam näher und gesellte sich zu den Geschwistern.
„Wir haben gerade gegessen, um ehrlich zu sein.“ Reid legte die Waffe auf den Schreibtisch und wies zur Küche, wo die Teller im Geschirrspüler steckten, um gleich gespült zu werden.
„Oh Gott. Was ist mit Ihnen passiert?“ Megans Blick wanderte über Caitlyns Armschlinge und den hässlichen blauen Fleck an der rechten Schläfe. Caitlyn schaute zu Reid. Der rieb sich mit dem rechten Zeigefinger die Stirn.
„Megan …“
„Ich bin vor zwei Tagen in einem Parkhaus überfallen worden“, antwortete Caitlyn wahrheitsgemäß. „Ich komme gerade aus dem Krankenhaus.“
Megan wandte sich an Reid. „Das hängt mit diesem Nachahmer zusammen, nicht wahr? Die Geschichte ist überall in den Nachrichten, deshalb bin ich eigentlich auch hier.“
„Jetzt kommt die Wahrheit ans Licht.“ Reid stöhnte gereizt auf. „Da ergibt es natürlich einen Sinn, warum du an einem Mittwochabend den ganzen Weg von Silver Spring für Fisch-Tacos hierher gefahren bist. Du wolltest mich kontrollieren.“
„Findest du nicht, dass das jemand tun sollte?“ Megan senkte die Stimme, dennoch konnte Caitlyn sie klar verstehen. „Dieser Fall hat dich fast umgebracht, und jetzt kommt das alles wieder zurück. Dad hat gesagt, er habe dir ebenfalls eine Nachricht hinterlassen.“
„Jetzt mach mal halblang, Megan. Dad versteht was von meiner Arbeit. Und du solltest das auch.“
Caitlyn biss sich auf die Lippen und schwieg. Es war nur allzu deutlich, dass sich Reid über seine Schwester ärgerte. Aber was Caitlyn ebenso wahrnahm, war eine enge, fürsorgliche Geschwisterbeziehung, die ihre Sehnsucht nach einer normalen Familie weckte.
Reid legte seiner Schwester die Hände auf die Schultern, drehte sie behutsam herum und geleitete sie zur Tür. „Geh essen. Richte den Mädchen einen Gruß aus. Und Cooper auch.“
Plötzlich klingelte Reids Handy. Er ging zum Schreibtisch, um einen Blick auf das Display zu werfen. „Das ist Mitch. Ich muss den Anruf entgegennehmen. Gute Nacht, Megan.“
Er verschwand ins Schlafzimmer und ließ Caitlyn und Megan allein. Reids Schwester blieb am Eingang stehen. Ihre Hand ruhte auf dem Türknauf, doch sie öffnete die Tür nicht. Caitlyn hielt ihrem abschätzenden Blick stand.
„Die Medien wissen nichts von dem Überfall auf mich“, sagte Caitlyn zögerlich und brach das gespannte Schweigen. „Reid … das FBI … sie hoffen, es aus den Nachrichten heraushalten zu können.“
„Das FBI beschützt Sie. Finden Sie das nicht ein bisschen paradox?“
„Doch, das tue ich“, antwortete Caitlyn leise.
Die zwei Frauen starrten einander weiter an, bis Reid aus dem Schlafzimmer auftauchte. Er nahm seine Jacke von der Coucharmlehne. „Megan, wie stehen die Chancen, dass du, Cooper und die Mädchen für ungefähr fünfundvierzig Minuten hierbleibt? Ich muss etwas erledigen …“
„Das ist nicht nötig“, warf Caitlyn ein. „Ich komme perfekt allein zurecht.“
„Megan?“, fragte Reid noch einmal. Er ging zum Pistolensafe, um seinen Revolver hineinzulegen, dann verschloss er den Kasten und stellte ihn zurück in die Schublade. „Wenn ihr nicht aufs Abendessen warten könnt, es gibt im Kühlschrank noch ungefähr eine halbe Tonne Hähnchen-Chili.“
Megan seufzte und zog ihr Handy aus ihrer Handtasche. „Ich sage Cooper, er soll einen Parkplatz suchen.“
„Sag ihm, er kann meinen haben.“ Reids Blick fiel für einen kurzen Moment auf Caitlyn, dann verschwand er durch die Tür.
Wo geht er hin? Caitlyn schob vorsichtig ihre Hand in derSchlinge hin und her und fragte sich, wie sie die nächsten fünfundvierzig Minuten durchstehen würde.
„Sie liegen meinem Bruder sehr am Herzen“, räumte Megan ein, und ihre grauen Augen
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