Der Preis des Verrats (German Edition)
Nachrichten von Journalisten aus D. C. vorgefunden. Sie alle baten Caitlyn um eine Stellungnahme zum Auftauchen des zweiten Capital Killers. Die Reporter wollten ein kurzes, prägnantes Zitat von ihr über den Unbekannten, der Joshuas Verbrechen nachahmte. Wenn sie wüssten, dass nicht viel gefehlt hätte und Caitlyn beinah selbst ein Opfer des Nachahmers geworden wäre, würden sie zweifellos schon draußen vor den Toren von Rambling Rose kampieren. Diese Art von Publicity könnte ihr Therapieprogramm zunichtemachen, das wurde ihr in diesem Augenblick klar. Caitlyn seufzte innerlich. Selbst ohne Hal Feingolds Buch fing jetzt alles noch einmal von vorne an.
Sie sah sich in dem kleinen, aber geschmackvoll eingerichteten Apartment um. Zumindest hier hatte sie einen sicheren Ort gefunden. Aber schon bald würde sie nach Rambling Rose zurückkehren müssen, das wusste sie. Solange Manny nicht da war, wurde sie auf dem Hof gebraucht, und sie wollte auch ein wenig Abstand zu Reid. Ihm so nahe zu sein wie hier in seiner Wohnung, machte es ihr zu leicht, sich auf ihn zu stützen – und das würde ihnen beiden nur Ärger und Schmerzen bereiten.
„Wie war dein Nickerchen?“, rief er aus der Küche über das Geklapper der Töpfe und Pfannen hinweg.
„Erfrischend“, antwortete Caitlyn und beschloss, ihm noch nichts von den Nachrichten zu erzählen. Sie stand auf, streckte sich kurz, um zu prüfen, ob ihre Muskeln noch schmerzten. Nachdem sie und Reid bei einem Kaufhaus gehalten hatten, damit sie ein paar notwendige Kleinigkeiten einkaufen konnte, wie Zahnbürste und Unterwäsche, war sie auf der Couch eingeschlafen. Angelockt von einem würzigen, nahrhaften Duft, ging sie in die Küche. Ihr Magen knurrte, und sie stellte fest, dass sie seit Stunden nichts gegessen hatte.
Reid trug verwaschene Jeans und ein langärmeliges weißes T-Shirt. Er stand am Herd und rührte mit einem Holzlöffel in einem großen Topf herum.
„Hähnchen-Chili“, verkündete er. „Nichts Ausgefallenes, ist aber ziemlich lecker.“
„Es duftet großartig.“
Er hielt den Holzlöffel an seine Lippen, blies behutsam über das Essen, dann bot er es Caitlyn zum Probieren an. Seine Geste erinnerte sie daran, wie er sie an dem Abend im Agava mit Dessert gefüttert hatte.
„Sehr schmackhaft“, sagte sie, den Mund voll würzigem Chili. Sie fächelte sich etwas Luft zu. „Und scharf.“
„Es ist bald fertig. Wir warten nur noch auf das Brot.“ Reid wischte sich die Hände an einem Geschirrhandtuch ab und musterte sie von oben bis unten. „Die Hose ist etwas groß, aber sie wird schon gehen.“
Caitlyn trug ein Paar von Reids Jogginghosen und eine graue Joggingjacke, auf der University of Virginia in fetten weinroten Buchstaben quer über die Vorderseite gedruckt war. Die Ärmel hatte sie umschlagen müssen, um sie ihrer kleineren Statur anzupassen. Caitlyn hatte es geschafft, sich alleine anzuziehen, obwohl es fast eine halbe Stunde gedauert hatte und Reid am Ende doch noch helfen musste, den Reißverschluss der Jacke zu schließen. Sie wurde rot. Ihr fiel ein, dass er kurz ihren nackten Bauch gesehen hatte und den BH, als er ihr half.
„Reid“, begann sie zögerlich. „Ich möchte dir danken für … alles. Dass ich heute Nacht hierbleiben darf und dass du mich zu meiner Mom gefahren hast.“
Er hob sein Bier von der Küchentheke und nahm einen Schluck. „Wir hoffen, dass wir bald irgendeinen Schutz für dein Haus organisiert haben. Ich warte auf Nachricht deswegen.“
Caitlyn nickte und fragte sich, ob er erleichtert wäre, wenn er die Verantwortung für sie los war. Er sah attraktiv aus – sexy – hier in seiner behaglichen Küche, während er das Essen kochte. Selbst bei seiner Arbeit als FBI-Agent fand sie es merkwürdig,dass er nicht in einer festen Beziehung lebte. Soweit ich weiß, vielleicht ist er ja doch mit jemandem zusammen, dachte sie. Vielleicht gab es eine Freundin, die er versäumt hatte zu erwähnen – eine, die nicht glücklich darüber wäre, dass Caitlyn hier war. In diesem Fall wäre die Freundin sicher noch weniger erfreut über ihren heißen Kuss draußen auf der Farm. Caitlyn tat ihr Bestes, um das Bild, wie sie in Reids Armen lag, aus ihrem Kopf zu verbannen. Sein Kuss hatte die Mauer durchbrochen, die sie um sich selbst herum errichtet hatte. Die Gefühlskälte, in der sie schon so lange vor sich hin lebte, war verschwunden. Aber der Kuss hatte ein Nachspiel gehabt. Ihr Verhältnis war seitdem
Weitere Kostenlose Bücher