Der Preis des Verrats (German Edition)
Liebe verloren, und das verband sie miteinander.
Reid stand neben Mitch im Foyer der Cahill-Villa in Georgetown und hörte zu, während die FBI-Spezialistin für Blutspurenmusterverteilungsanalyse ihnen einen kurzen Überblick über den Tatort gab. Lucy Kims schwarzes Haar glänzte unter dem Licht des Kristallleuchters.
„Die Form der Blutspritzer lässt auf eine mittlere Auftreffgeschwindigkeit schließen – typisch für stumpfe Gewalteinwirkung, was auch mit der Blutlache auf dem Teppich übereinstimmen würde.“ Lucy wies auf den dunklen, gerinnenden Fleck auf dem Orientteppich, dann führte sie die beiden Agenten zu der ausladenden Wendeltreppe mit dem geschnitzten Mahagonigeländer. „Der Blutfleck an der Wand ist aufgetragen worden, höchstwahrscheinlich durch die Hand des Opfers.“
Reid betrachtete eingehend die grausige Schmierspur auf der eleganten Fleur-de-Lis-Tapete. „Sie hat versucht, zu fliehen.“
„Sie hat es bis zur Treppe geschafft, wo der Täter sie offenbar erneut geschlagen hat. So trocken wie die Flecken jetztsind, schätze ich, das alles geschah vor vielleicht fünf bis sechs Stunden.“ Lucy schob ihre modische Hornbrille höher auf die Nase. „Mein Team wird bald fertig sein. Irgendwelche Fragen?“
„Ja“, sagte Mitch und warf ihr ein anzügliches Grinsen zu. „Wann gehen wir zwei zusammen aus, Kleines?“
Lucy lächelte süßlich. „Wenn die Hölle zufriert, Agent Tierney.“
Sie ging an ihm vorbei. Die schmalen Absätze ihrer Designerschuhe klapperten über den Boden aus italienischem Marmor. „Und übrigens, nettes Aftershave.“
Sobald Lucy außer Hörweite war, sah Mitch zu Reid. „Findest du, mein Rasierwasser ist zu stark?“
„Ein bisschen“, gab Reid zu.
„Verdammt. Es ist neu.“ Mitch schnupperte am Revers seines Jacketts. „Ich war auf einem Date. Bis ich den Anruf von der D. C. Police bekommen habe.“
In der Villa herrschte rege Betriebsamkeit. Überall schwirrten die Leute von der Spurensicherung herum und Polizisten blockierten den Vordereingang.
„Wer hat das Blut entdeckt?“, fragte Reid.
„Das Maklerbüro, wo Bliss Harper arbeitet, hat jemanden hierher geschickt, nachdem sie sich heute Nachmittag nicht in ihrem Büro zurückgemeldet hat. Sie hatte gesagt, sie würde hier vorbeikommen, um Fotos von der Innenausstattung zu machen, für das Verkaufsportfolio.“ Mitch pellte die Latexhandschuhe von seinen Händen und warf sie in den Messingschirmständer. „Statt Ms Harper haben sie diese Schweinerei vorgefunden. Das Blut ist vermutlich ihres, da sie nirgendwo zu finden ist.“
„Ist jemand von uns bei ihr zu Hause gewesen? Hat bei der Familie und ihren Freunden nachgefragt?“
„Niemand hat sie seit heute Mittag gesehen. Und sie geht nicht an ihr Handy. Alle sagen, das wäre ungewöhnlich für sie.“
Reid starrte hinauf zu dem Kronleuchter. Das Foyer war hell erleuchtet, damit die Kriminaltechniker ihre Arbeit machen konnten. Bei einem Blick durch das Fenster bemerkte er, dassein Übertragungswagen draußen auf der Straße vorgefahren war. „Irgendein Anzeichen für eine Waffe?“
„Keine Waffe, keine Leiche. Die Polizisten haben das gesamte Anwesen gründlich durchsucht.“ Mitch rückte sein Schulterholster zurecht. „Sie wurde überfallen und, dem Blut nach zu urteilen, verletzt. Der Täter hat sie vermutlich zu einem Fahrzeug im Garten hinter dem Haus geschleift. Der Dienstboteneingang liegt ziemlich versteckt. Es gibt da hinten eine verwilderte Hecke, die größer ist als ich.“
„Seine Opfer zu verprügeln hat nicht zu Joshua Cahills Vorgehensweise gehört.“
„Nein. Vielleicht fügt der Nachahmer noch ein paar eigene überraschende Wendungen hinzu.“
„Oder sie hat sich gewehrt.“ Reid spürte, wie sich die Muskeln in seinem Nacken vor Anspannung zusammenzogen. „Der Überfall ist wohl nicht nach Plan gelaufen.“
Er freute sich nicht darauf, Caitlyn zu erzählen, dass ihre Freundin voraussichtlich entführt worden war und sich das Ganze im Haus ihrer Familie abgespielt hatte. Aber dank der Übertragungswagen vor der Tür würde es die Geschichte wohl in die Zehn-Uhr-Nachrichten schaffen. Hoffentlich gelang es ihm, mit ihr zu sprechen, bevor sie es im Fernsehen sah.
„Alles, was ich weiß, ist dies – Hunter ist immer noch irgendwo da draußen. Er wurde schon früher einmal vor der Villa gesehen, nämlich von Caitlyn Cahill selbst“, hob Mitch hervor. „Lass uns nur für eine Sekunde mal Folgendes
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