Der Preis -Thriller (German Edition)
Grundlage ihrer eigenen Foltermethoden gemacht. Später, nach dem Ende des Algerienkonflikts, waren einige der französischen Veteranen dann in die USA eingeladen worden, um dort CIA-Agenten in ihren zweif elhaften Künsten zu unterweisen. W elche wiederum einige Jahre darauf , ihre Kenntnisse an Geheimpolizisten und Todesschwadrone südamerikanischer und südostasiatischer Militärregimes weitergaben.
All das bildete kein Ruhmesblatt in der Geschichte der Grande Nation . Nolde war auch nicht so naiv anzunehmen, dass die internationale Entwicklung in Sachen moderner Foltermethoden seither stehen geblieben war. Dennoch konnte man wohl davon ausgehen, dass in Frankreich eine gewisse Tradition in jenen dunklen Künsten existierte.
„Und Nolde, mein Freund, nur damit hier erst gar keine naiven Missverständnisse aufkommen. Solche Handbücher sind geheim. Allerhöchste Sicherheitsstufe, die rangieren bloß ungefähr einen Zentimeter unter den Codes für den Atomkoffer des Präsidenten.“
„ Und ich soll jetzt beeindruckt sein, dass Monsieur Ahmad Hammer in solch hoch vertrauliche Staatsaffären eingeweiht ist, oder was?“
Hammer wackelte mit dem Kopf und wies mit seiner Zigarre auf Noldes Brust.
„Falls ich eben einen gewissen Neid oder sogar Zynismus aus Deiner Bemerkung herausgehört haben sollte, so darfst Du getrost davon ausgehen, dass ich weit über solchen Kleinlichkeiten stehe, mein Freund.“
Das hatte ich mir verdient, dachte Nolde.
Hammer warf ihm einen langen müden Blick zu.
„Ich verstehe. Deiner Meinung nach , waren e s also keine Billigheimer , sondern Profis, denen Milena in die Hände fiel. Ich glaub Dir ja auch. Trotzdem weiß selbst ich naiver Ex-Bulle , dass man verschiedene Verhörmethoden für verschiedene Zwecke einsetzt.
Also, Hammer, wenn Du hier schon so mit Deinem Expertenwissen angibst, sag mir, was diese Typen mit ihrer ganz speziellen Technik bei Mademoiselle erreichen wollten? Wollten sie womöglich doch irgendwelche Informationen aus ihr herausholen? Kann ja sein, dass ihr selbst gar nicht bewusst ist, dass sie über irgendwelche brisanten oder wertvollen Informationen verfügt? Wollte man sie vielleicht schlicht und ergreifend einfa ch nur fertig machen? Und falls – wozu?“
Hammer musste diese Frage erwartet haben. Und er fühlte sich eindeutig unwohl dabei sie beantworten zu sollen .
„Das ist der spring ende Punkt, Nolde. Diese Typen wussten , was sie taten. Das steht fest. Trotzdem haben sie ihren Job nicht zu Ende gebracht . Denn nach der Aktion mit dem Stuhl, dem Lichtentzug, diesen Verwirrfragen, der Kamera und den Spiegeln , hätte eigentlich ein richtiges Verhör folgen müssen. Alles andere taugt nämlich eigentlich nur dazu, sie dafür so richtig schön weich zu klopfen.“
Das ergab noch weniger Sinn , als alles andere an diesem Fall, dachte Nolde.
Für einige Zeit hing jeder der beiden Männer schweigend seinen eigenen Gedanken nach.
Ihr Schweigen wurde von Noldes Telefon unterbrochen.
Milenas Observationsteam berichtete, dass es eigentlich nichts zu berichten gab. Sie war nach ihrem Besuch bei Nolde in Begleitung zweier Teammitglieder auf direktem Weg zu ihrem Haus zurückgefahren und sich anschließend in ihrem Appartement eingeschlossen.
Auch die beiden Techniker, die Nolde in der Firmenzentrale darauf angesetzt hatte, jedes in irgendwelchen Datenbanken öffentlich zugängliche Dokument über Milena Fanu zu überprüfen, hatten nur bestätigt, dass Milena tatsächlich diejenige war, als die sie sich bei Nolde vorgestellt hatte: eine kleine Versicherungsangestellte.
„Was?“, fragte Hammer.
Nolde legte auf und zuckte die Achseln.
„Sie scheint echt zu sein. Versicherungsmathematikerin in Pascins Laden. Keine Kohle, kein en Einfluss - kein gar nichts, w as eine Entführung erklären könnte.“
Nolde hatte eine Idee.
„Na gut, die Kidnapper waren Profis, wie Du sagst. Sie hatten diesen Stuhl. Die schalldichte Gummizelle – so was fällt doch nicht einfach so vom Himmel. Irgendwer hat das entworfen und gebaut. Außerdem behauptet Milena, dass Nummer EINS und ZWEI Frauen gewesen seien. Es kann nicht viele derart qualifizierte Verhör und Folterprofis geben, zumal weibliche. Vielleicht versuchen wir einfach die Kidnapper zu finden, statt unserer Klientin hinterher zu hecheln?“
Hammer schüttelte den Kopf.
„Die inserieren nicht gerade in Paris Match oder Le Point , Nolde. Gerade weil es Profis gewesen sein müssen ist die Chance sie
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