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Der Preis -Thriller (German Edition)

Der Preis -Thriller (German Edition)

Titel: Der Preis -Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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Börsenaufsicht oder Antikorruptionsbehörden vergingen. Denn bei einem international tätigen Unternehmen dieser Größenordnung konnten solche Gesetzesverstöße gar nicht ausbleiben. War irgendeine Handlung in dem einen Land legal, konnte sie in einem anderen schon wieder illegal sein. Und verhielt man sich in Teilen des Konzerns noch konform der Gesetze, konnte es sein , dass die bereits wieder geändert waren, bevor man innerhalb des Konzerns soweit kam, seine Vorgänge auf die neue Gesetzeslage abzustimmen.
    Doch ganz b esonders brisant an dem Posten war, dass Milena zuweilen über bestimmte schmutzige Geheimnisse des Konzerns informiert sein würde, noch bevor selbst der Aufsichtsrat und große Teile des Vorstands Einblick darin erhielten.
    „Sie verstehen, Mademoiselle Fanu, das Gehalt einer Vorstandsreferentin ist mit 200.000 nicht mager. Dennoch bin ich mir klar darüber, dass es der Verantwortung, die Sie tragen werden, nicht wirklich gerecht wird. Man wird Sie daher zeitgleich in den Vorstand unserer Kunst- und Kulturstiftung berufen. Die übliche jährliche Aufwandsentschädigung dort beträgt 6 Millionen Euro“, sagte Madame Vaux in einem Tonfall, als wiese sie ihr Hausmädchen darauf hin, wie viele Süßstoffpillen sie in ihrem Earl Grey Tea zu haben wünschte.
    Es hieß Genies traten nicht in Rudeln auf. Dasselbe galt allerdings auch für leitende Angestellte. Was Madame für diesen Posten gesucht hatte , war schwerer zu finden gewesen , als man gemeinhin glauben sollte, nämlich: Einen intelligenten, analytisch denkenden, dabei mathematisch und ökonomisch versierten , absolut anpassungsfähigen Feigling, der es nicht wagen würde , Madame je herauszufordern.
    Milena vermied dar über nachzu denken, ob neben ihr noch andere Kandidaten im Rennen um die Position gewesen waren. Madame neigte sicher nicht zu Spontaneität. Sie hatte diesen Coup daher zweifellos von langer Hand vorbereitet. Wahrscheinlich war Milena von ihr schon seit Jahren beobachtet worden. Eine Vorstellung, die Milena beinah so furchtbarer erschien , wie alles, was man ihr in diesem schalldichten Raum angetan hatte.
    „Außerdem Teil der Vergütung des Vorstandes der Kunst- und Kulturstiftung ist das Appartement in welchem wir uns jetzt befinden. Sie finden den fraglichen Notarvertrag unter den Dokumenten hier. Wobei ich allerdings anmerken will, dass bestimmte , der hier befindlichen Kunstwerke , Stiftungseigentum darstellen und d eswegen nur als Leihgaben zu betrachten sind. Diese Kunstwerke werden im Anhang des fraglichen Notarvertrags selbstverständlich gesondert aufgeführt.“
    Milena zweifelte nicht daran.
    Das Appartement war sicher um die 4 Millionen wert. Das hieß, falls es überhaupt je auf den Markt käme, was sehr unwahrscheinlich war. Hinzu kamen die 6 Millionen Euro Aufwandsentschädigung für den Vorstandssitz der Kunst- und Kulturstiftung und selbstverständlich jene 200.000 Euro Gehalt vom Posten der Vorstandsreferentin.
    Viel Geld.
    Sehr viel Geld.
    Aber war e s genug , dafür ihre Seele zu verkaufen?
    Denn eben darauf lief Madame Vaux Angebot hinaus - dass Milena Madame ihre Seele verkaufte und zwar ihr persönlich und nicht etwa dem Konzern. Stimmte Milena Madame Vaux Angebot zu, würde sie offiziell als ihr Protegè gelten und ihr daher zu gehorchen haben, ganz gleich , was Madame in Zukunft von Milena auch verlangen mochte. Es war zwar nicht ganz dasselbe , wie L eibeigenschaft, aber es kam dem in gewisser Weise erschreckend nahe.
    Milena verstand auch nicht, wie es ihr gelang im Angesicht von Madame so ruhig zu bleiben. Hätte sie nicht zornig sein müssen? Oder wenigstens wütend?
    Vielleicht war es nur der Schock. Man verkaufte immerhin nicht jeden Tag seine Seele dem Teufel.
    Erst recht nicht einem Teufel, der so glatt, sauber und vernünftig daherkam, wie Madame. Das Böse sollte doch eigentlich schmutzig sein, abstoßend, hässlich oder doch wenigstens unvernünftig und chaotisch. Aber all das war Madame nicht. Was sie in Milenas Augen nur umso gefährlicher und eindrucksvoller machte. Das war es wohl , worum es dem Bösen stets ging – Eindruck zu machen, ganz gleich um welchen Preis.
    Dort l ag der Mont-Blanc-Füller, daneb en die Dokumente - so säuberlich auf dem Schreibtisch ausgebreitet , und da stand zuletzt Madame Vaux selbst , in all ihrer so herausfordernden Nüchternheit und schaute Milena selbstgewiss an.
    Was aber war nun meine Seele wert, fragte sich Milena. Sie war Mathematikerin, es

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