Der Preis -Thriller (German Edition)
er die Tür ins Schloss fallen hörte, dann stellte er den Scotch, den er mitgebracht hatte, auf den Tisch und schraubte den Deckel von der Flasche.
Wortlos öffnete Hammer die Minibar und stellte all die kleinen Fläschchen darin zu Noldes Scotch. Zuletzt holte er auch zwei Gläser daraus hervor und schob eines davon Nolde zu.
„ Sag nichts , Nolde … “ brummte Hammer während er sein zerknittertes Hemd überstreifte und glatt zog. „Heute ist der 13. Juli. Wenn Du ein Patriot wärst, würde ich ja annehmen Du seiest hier, um Dich mit mir für den Nationalfeiertag warm zu saufen. Weil ich aber weiß , dass Dir das Vaterland im Grunde scheißegal ist, fällt diese Erklärung wohl flach.“
Nolde sah Hammer ausdruckslos an und schenkte Scotch in Gläser ein.
„Ich bin nicht zum reden hier, Hammer …“ flüsterte er.
Hammer fuhr sich durch die zerwühlten Haare und betrachtete dann die Reste von Gel, die davon an seinen Fingern kleben geblieben waren. Er wischte sie an dem Bettlaken ab.
„Du bist wegen Milena hier, Nolde. Und auch wenn Du es selbst noch gar nicht weißt, wenn Du nicht zum reden gekommen wärst, hättest Du Dich heute Nacht ganz allein in Deinem Penthouse um Dein bisschen Verstand gesoffen.“
„Ach halt einfach den Rand , Hammer …“ meinte Nolde und trank.
Hammer sah ihm zu , wie er das Glas wieder auffüllte. Doch als Nolde es zum Mund führen wollte, hinderte Hammer ihn daran.
„Hör auf mit der Scheiße, Nolde. Wir haben ja alle mal einen miesen Tag. Aber Du übert reibst es ein bisschen mit dem Selbstmitleid, mein Freund.“
Nolde sah auf Hammers Hand, die sich auf seinen Unterarm gelegt hatte und ihn daran hinderte , das Glas zum Mund zu führen.
„Hast Du Selbstmitleid gesagt, oder habe ich mich da eben verhört?“
„Du hast Dich nicht verhört. Und allmählich wird es mal Zeit, dass Dir wer den Kopf wäscht, mein Alter. Ich verstehe ja, dass Du Dir vorkommst , wie ein Idiot. Mir hat die Sache damals bei der Vaux auch keinen Spaß gemacht. Aber es ist vorbei. Ir gendwann muss mal Schluss sein . Mal gewinnt man, mal verliert man. So ist das eben.“
Nolde zog seine Hand aus Hammer Griff und trank den Scotch.
„Versuch hier gefälligst nicht mich zu bevormunden, Hammer. Du bist der allerletzte, der sich aufs hohe Ross schwingen dürfte. Wo Du doch gerade noch dabei warst mit diesem Bumshäschen Deine Frau zu betrügen“
„Du bist nicht meine Mutter , Nolde“ antwortete Hammer bemerkenswert entspannt. „Ich bin der ein zige Freund, den Du hast. F alls es Dir noch keiner gesagt hat, dann tu ich es eben: Man geht achtsam mit seinen Freunden um. Erst recht, wenn man so wenige hat, wie Du, Nolde . “
„Freund e werden überschätzt. Sex auch“ sagte Nolde und füllte sein Glas erneut auf.
Hammer lachte. Es war ein bitteres, beinah schon böses Lachen. Dann stand er auf, griff sein Jackett das sorgfältig über einer Stuhllehne hing und zog sein Telefon aus dessen Tasche hervor.
„Was willst Du eigentlich, Nolde? Dass sie Dir verzeiht? Dann ruf sie an!“
Hammer hielt Nolde das Telefon hin. Doch Nolde warf nur einen angewiderten Blick darauf und trank seinen Scotch.
„Das habe ich schon versucht. Mehrmals. Sie geht entweder gar nicht erst ran , oder sie lässt sich verleugnen .“
Hammer warf das Telefon auf das breite Hotelbett.
„Da hast Du Deine Antw ort, Nolde. Wenn sie Dir bis heute nicht verzeihen kann stehen Deine C hancen ziemlich mies, dass sie es irgendwann später tun wird. Also vergiss es, bevor Du Dich n och vollends lächerlich machst.“
Ein Teil von Nolde wusste ja, dass Hammer Recht hatte. Aber das machte alles nur schlimmer für ihn.
„Ich verstehe es einfach nicht, Hammer. Verstehst Du?“ flüsterte Nolde „Ich habe sie verraten. Das weißt Du so gut, wie ich. Sie hätte sich zehn Mal an mir dafür rächen können, wenn sie es gewollt hätte. Aber – nichts. Statt dessen business as usual . Sogar die Verträge mit uns haben sie wieder erneuert. Einfach so – ohne ein Wort. Das ist doch nicht normal, Hammer. Das ist irgendwie unmenschlich .“
Hammer sah Nolde eine Zeitlang beinah mitleidig an.
„Du bist und bleibst ein Romantiker, Nolde. Natürlich wird sie sich nicht rächen. Sie wird auch nicht aufmucken, sondern schön auf ihrem Posten bleiben und ihren Mund halten. Sechs Millionen im Jahr, dazu das Appartement und der Dienstwagen mit Chauffeur , und wenn sie so weiter macht , wie bisher , hat sie in ein
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