Der Preis -Thriller (German Edition)
Hammer war dennoch klar, dass dies nicht die ganze Wahrheit sein konnte. Trotzdem ließ er die Angelegenheit zunächst auf sich beruhen, da er wusste, dass Nolde ihn notfalls belügen würde, sollte er in dieser Angelegenheit weiter in ihn dringen. Regelrecht beunruhigt war er allerdings nachdem Nolde ihm eines Morgens die dürftigen Ergebnisse seiner Recherchen vorlegte. Denn , wie es schien, waren die Hintermänner der Übernahme so geschickt vorgegangen, dass selbst Noldes beste Wirtschaftsdetektive und Hacker nicht viel mehr , als nur die Namen einiger weiterer Strohmänner herauszufinden vermochten.
Hammer fand, dass dies tatsächlich Grund zur Besorgnis bot.
Nolde wirkte erstaunlicherweise erleichtert darüber.
Was wiederum Hammers Besorgnis nur noch erhöhte.
Zwei Tage darauf , ließ Nolde dann ohne Angabe von Gründen eine wichtige Besprechung platzen.
Wie Hammer später erfuhr, hatte er kurz zuvor einen gewöhnlichen braunen Packpapierumschlag erhalten, der angeblich nichts weiter enthielt als einen mehrmals gefalteten Zet tel und irgendeinen abgewetzten Sicherheitsschlüssel.
33 .
Nolde hatte auf dem Weg zu der Besprechung, die er versäumen sollte, jenen Umschlag geöffnet, ohne sich dabei irgendetwas zu denken. Er hielt ihn für das Memo eines seiner Abteilungsleiter. Nolde Securties benutzte immerhin dieselbe Sorte Umschläge für interne Mitteilungen vertraulicher Art.
Doch sobald ihm nach dem Öffnen der etwas abgewetzte Sicherheitsschlüssel in die Hand fiel, war ihm klar, dass dieser Umschlag kein Memo enthielt.
Nachdem er auch noch den beigelegten Zettel auffaltete und las, wandte er sich abrupt um, ging ohne ein Wort in sein Büro zurück, griff seinen Mantel und die Wagenschlüssel und fuhr mit dem Lift zur Tiefgarage hinab.
Er hatte sehr genaue Vorstellungen davon, wer ihm jenen Schlüssel und diese Notiz zuspielt hatt e. Und er glaubte sicher zu wissen, weshalb man ihm die beiden Gegenstände hatte zukommen lassen.
Der Verkehr in der Stadt war dichter als erwartet, doch Nolde war ein guter Fahrer und sein unauffälliger Citroen hatte deutlich mehr unter der Haube , als man ihm auf den ersten Blick ansah. Letztlich erreichte Nolde sein Ziel sogar etwas früher als angenommen.
Die Gegend von Paris, in der er schließlich aus seinem Wagen stieg und auf ein dreistöckiges Mietshaus zuging, gehörte zu denen, die kaum je ein Tourist besuchte. Hier lebte n die in den Sonntagsreden der Politiker so oft als Beispiel bemühte n, hart arbeitenden Leute, die das eigentliche Rückgrat der Nation bildeten.
Die Straße wirkte zwar gepflegt , aber auch eintönig . Die Häuser und Wohnungen schienen um diese Tageszeit wie ausgestorben, da ihre Bewohner in ihren Büros oder Geschäften ihrer täglichen Arbeit nachgingen.
Vielleicht wäre Nolde ja auf eine seltsame Art erleichtert gewesen, hätte die Chiffrenfolge auf dem kleinen Zettel aus dem anonymen Umschlag das elektronische Schloss an der Haustür nicht zu öffnen vermocht.
Aber sobald er dann durch die Tür in den Hausflur trat , und die dort angebrachten Briefkästen überprüfte, verlor sich der Rest jener Beklemmung, die ihn noch auf dem Weg hierher begleitet hatte.
Der abgewetzte Schlüssel passte zu einer Tür im zweiten Stock.
Nolde blieb lange in dieser Wohnung, in der ihn niemand erwartet hatte und in der es offenbar zunächst auch gar nichts gab, wa s es einen Mann , wie Nolde , länger do rt festhalten sollte. Doch eben dies war der Punkt, auf den es ankam: Dass diese Wohnung so absolut nichts zu bieten hatte.
Wüsste Nolde es nicht besser , so hätte er sogar annehmen müssen, dass die Wohnung unbewohnt war. Gerade einmal, dass in regelmäßigen Abständen irgendein Hausmeister erschien um die drei Zimmer zu lüften oder hier und da Staub zu wisch e n .
Mit Ausnahme der Einbauküche, zweier Kleiderstangen und einer einfachen, mit blauen Laken bezogenen Matratze, enthielt die Wohnung keine weitere Einrichtung. Wenn sich denn überhaupt etwas Bemerkenswertes darin fand, dann diese acht oder neun Kästen stilles Mineralwasser, die überall in den Zimmern verteilt herumstanden.
Nolde lehnte sich neben der Wohnzimmertür an die weißtapezierte Wand und ließ lange seinen Blick über den Raum streifen, fast so als gelänge es ihm nur dadurch dessen furchtbare Leere wirklich zu begreifen.
Irgendwann trat er ins Schlafzimmer, betrachtete eine Weile die Matratze und die beiden Kleiderstangen darin. Dann stellte er sich an
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