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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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Urlaub in Killarney. Eine schreckliche Sache. Der Junge saß auch mit im Auto und wurde schwer verletzt, als es in Brand geriet. Aber er hat den Unfall überlebt.«
    »Und daher ist er bei den Großeltern aufgewachsen?«
    »Genau. Er war Einzelkind, genau wie auch sein Vater schon, also haben die Großeltern ihn zu sich genommen. Na ja, und normalerweise würde man mit so einem Kind ja Mitleid haben. Aber ob’s vom Unfall kam oder einfach Veranlagung war, auf jeden Fall ist irgendetwas schiefgelaufen bei dem jungen Burschen – irgendetwas ganz tief in ihm drin.«
    Mulcahy sagte nichts, war sich nicht sicher, ob er Brennan noch weiter ermutigen sollte, weil er fand, dass der junge Rinn in diesem Fall wohl kaum ein Kandidat fürs Priesterseminar gewesen wäre. Als hätte er seine Gedanken gelesen, griff der alte Sergeant das Thema wieder auf.
    »Die Großeltern müssen wohl gedacht haben, dass eine göttliche Intervention erforderlich wäre, als sie ihn so jung zu den Priestern geschickt haben. Er war erst vierzehn oder so. Mir war das natürlich nur recht. Drei oder vier Jahre war es ruhig, dann ist er wieder nach Rathgar zurückgekommen – ohne Robe. Ich habe ein paar Erkundigungen eingeholt und gerüchteweise gehört, dass er aus All Hallows rausgeflogen ist. Ein furchtbarer Skandal, hieß es, doch das wurde alles von den Priestern und sämtlichen anderen Beteiligten unter den Teppich gekehrt. Zweifelsohne hat Richter Rinn dabei auch ein paar Leute um einen Gefallen gebeten, damit der Name der Familie nicht in den Dreck gezogen wird. Ich habe dann einen Kumpel in Drumcondra gebeten, seine Kontakte im Seminar spielen zu lassen. Er hat gehört – das sind, wie gesagt, alles nur Gerüchte –, dass der junge Rinn im Sommer an einem Vorfall im Ferienhaus der Rinns in Gweedore beteiligt gewesen wäre, die Priester davon Wind bekommen und ihn daraufhin gebeten hätten, das Seminar zu verlassen. Mehr hat er nicht erfahren. Also habe ich mich selbst noch einmal darum gekümmert. Da muss fraglos irgendetwas vorgefallen sein, aber es ist mir beim besten Willen nicht gelungen, jemanden zum Reden zu bringen. Ich kann nur sagen, dass ich ihn hinterher noch genauer im Auge behalten habe.«
    »Und?«
    »Und nichts weiter. Ein paar Monate später haben die Großeltern ihn wieder weggeschickt, dieses Mal zur Lehrerausbildung nach Maynooth. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Ich wohne seit meiner Pensionierung 1995 hier in Kilpedder – also bevor er sein Lehrerexamen abgelegt hatte. Ich nehme mal an, dass er das geschafft hat und Lehrer geworden ist. Ist schon ein tolles Vorbild für die Kinder, finden Sie nicht?«
    »Möglich. Ich weiß nicht«, sagte Mulcahy. »Aber um ehrlich zu sein – und ich hoffe, Sie nehmen mir meine Worte nicht übel, Sergeant –, Sie hatten nie irgendwelche Beweise dafür, dass er überhaupt irgendwelche Straftaten begangen hat, oder?«
    »Nur das, was ich mit eigenen Augen gesehen habe. Und wenn Sie gesehen hätten, in welchem Zustand einige der jungen Frauen zu mir aufs Revier gebracht wurden, würden Sie es auch glauben. Die waren vollkommen zerschnitten. Dazu die Kälte in seinen Augen, wenn ich ihn vernommen habe. Sie würden das Gleiche denken. Der kleine Schweinehund, Gott sei meiner Seele gnädig, hat es mir gegenüber nicht einmal abgestritten. Er hat einfach nur gewartet, bis sein Großvater gekommen ist und ihn rausgeholt hat. Und die Kripo hat keinen Finger krumm gemacht. Ich muss zugeben, dass es Tage gab, an denen ich ihn am liebsten eigenhändig aufgehängt hätte.«
    Mulcahy dachte über das nach, was der Sergeant ihm am Telefon über die Auseinandersetzungen mit Rinn Ende der Achtziger erzählt hatte. Das klang nicht sehr ernst und betraf in erster Linie Vorfälle in Palmerston Park, diesem etwas abgeschiedenen Ortsteil mit gepflegten Vorgärten und Rosenbeeten rund um Großvater Rinns Grundstück. Jetzt erzählte Brennan noch einmal, wie damals im Park nach Einbruch der Dunkelheit mehrmals »Liebespaare« angegriffen worden seien. Ein junger Mann musste sogar ins Krankenhaus eingeliefert werden, weil der Täter ihm mehrfach mit einem Backstein auf den Kopf geschlagen hatte.
    »Dieses Mädchen, das ihn Ihren Worten zufolge ziemlich gut gesehen haben soll«, sagte Mulcahy, »wieso ist sie ihm so nahe gekommen?«
    »Das war die Freundin des Verletzten. Susan Roche.« Der Zorn war aus Brennans Stimme vollkommen verschwunden. »Ich erinnere mich noch an sie, als wäre es

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