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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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nicht taten –, in Rage gerieten. Als der Schlaf Siobhan in der Limousine schließlich übermannte, meinte sie, ihren Namen zu sehen, Siobhan Fallon, als wäre er von Engeln in die Luft geschrieben und dann weiter emporgetragen worden, bis er bei dem ihm angemessenen Platz zwischen den Stars und Sternchen angekommen war.

15
    »Ach, natürlich, als wir es damals gekauft haben, war es fast so was wie ein Ferienhaus auf dem Land. Mittlerweile meint man, in einem Vorort von Dublin zu wohnen.«
    »Ich finde es deutlich netter hier«, sagte Mulcahy.
    Pat Brennan, Sergeant im Ruhestand, hatte keine schlechte Wahl getroffen, dachte Mulcahy, als er vor dem Haus des Mannes in Kilpedder stand, gut dreißig Kilometer südlich von Dublin. Es war einer der üblichen weißen Bungalows, die die niedrigeren Hänge der Wicklow Mountains wie Pocken verunstalteten. Aber die Lage – am Ende einer sich den Berg hinaufschlängelnden Straße mit bester Aussicht auf Bray Head, Greystones und die lange Bucht darunter – war spektakulär.
    »Ich hab das Haus Anfang der Achtziger für einen guten Preis erstanden. Die Besitzer wollten unbedingt nach England, um sich da Arbeit zu suchen. Weiß der Himmel, was es jetzt wert ist«, sagte Brennan und zog kurz eine Augenbraue hoch.
    Das glaubst du doch selbst nicht, dachte Mulcahy. Der durchtriebene Alte wusste wahrscheinlich bis auf zehn Euro genau, was das Grundstück wert war. Selbst nach dem Zusammenbruch der Immobilienpreise mussten es immer noch ein paar Millionen sein. Einen Moment lang beschäftigte Mulcahy der Gedanke, dass er von seinen Maklern nichts mehr gehört hatte, seit sie behauptet hatten, ein paar Besichtigungstermine arrangiert zu haben … Wie lange war das jetzt her? Er wusste es nicht. Dann vergaß er das wieder und folgte dem Mann ins Haus.
    Als er Sergeant Brennan persönlich gegenüberstand, hatte Mulcahy den Eindruck korrigiert, den er am Telefon gehabt hatte. Erstens strahlte der Pensionär jugendliches Temperament aus, von dem in seiner Stimme nichts zu hören war. Brennan war fit, braun gebrannt, schick gekleidet und hatte einen aufrechten Gang. Er trug immer noch den Bürstenschnitt, der ihm vermutlich fast vier Dienstjahrzehnte lang geholfen hatte, dass seine Garda-Mütze nicht verrutschte, und sah mindestens zehn Jahre jünger aus als die mindestens siebzig Jahre, die er alt sein musste, wenn er, wie er behauptete, bis sechzig durchgehalten hatte. Er war keinesfalls der verbitterte, alte Zausel, den Mulcahy sich vorgestellt hatte. Und es schien ihn nicht zu stören, dass es schon eine Weile her war, seit er mit Mulcahy telefoniert hatte. Ganz im Gegenteil – es gab ihm sogar Auftrieb, als wäre die Nachfrage durch die Pause irgendwie noch bedeutsamer geworden.
    »Ich war sicher, dass Sie irgendwann auf meine Aussage zurückkommen. Deshalb wollte ich mit jemandem wie Ihnen sprechen, der mit einem guten Hinweis auch etwas anzufangen weiß. Der junge Bauerntrampel, mit dem ich zuerst gesprochen habe, hat mich sofort in eine Schublade gesteckt, als ich den Mund aufgemacht habe. Heutzutage muss man sich immer an jemanden ganz oben wenden, wenn man sicher sein will, dass etwas erledigt wird.«
    »Tja, also in den letzten Tagen ist eine Menge passiert«, entgegnete Mulcahy. »Und es wäre gut, wenn Sie mir noch etwas mehr über diesen Rinn erzählen könnten. Sagten Sie nicht, er hätte eine Ausbildung zum Priester gemacht?«
    Das beschäftigte Mulcahy mehr als alles andere. In der Akte stand, dass Rinn Taxifahrer war. Wie zum Teufel passte das zusammen? Er konnte Brennan unmöglich von der Akte oder irgendetwas anderem erzählen, was in Zusammenhang mit Caroline Coyle stand. Schließlich wollte er der Voreingenommenheit des Mannes nicht noch mehr Vorschub leisten.
    »Ja, das wollte ich gerade erzählen, als Sie an Ihr Handy mussten. Seine Großeltern haben ihn nach All Hallows geschickt, er hat es aber nicht geschafft. Er war zwar ein paar Jahre lang im Seminar, wurde aber nie zum Priester geweiht.«
    Okay, das wäre damit geklärt. Mulcahy sah sich in der Küche um und überlegte, was er als Nächstes zur Sprache bringen sollte. »Sie sagten, sein Großvater wäre gut vernetzt gewesen, aber was war mit seinen Eltern?«
    Brennan holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. »Tja, genau das ist das Problem. Es war eigentlich eine ziemlich tragische Geschichte. Die Eltern sind bei einem Autounfall gestorben, als Sean erst sechs oder sieben Jahre alt war. Bei einem

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