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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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gestern gewesen. Sie hat heulend neben ihrem jungen Freund gesessen, während wir gemeinsam auf den Krankenwagen gewartet haben. Sie war blutüberströmt, hatte selbst auch einen Schlag abbekommen, dabei aber Glück gehabt. Die meisten Verletzungen hatte ihr Freund abgekriegt, der sie halbwegs abschirmen konnte. Ich hab sie ins Krankenhaus gefahren, und unterwegs hat sie mir erzählt, dass sie dem Angreifer ins Gesicht gesehen hat, als der über ihnen stand. Nach ihrer Beschreibung war es eindeutig Rinn, da hatte ich nicht die geringsten Zweifel. Der Fall ist dann aber sofort an die Kripo überstellt worden, und die Jungs … na ja, vernommen haben sie ihn schon, aber man merkte gleich, dass sie einen Anpfiff gekriegt hatten. Wieder einmal dieser verdammte Richter Padraig Rinn. Nie hat ein Richter der Gerechtigkeit einen solchen Bärendienst erwiesen.«
    »Das muss ziemlich schwierig für Sie gewesen sein.« Er tat Mulcahy wirklich leid. Bei zwei Gelegenheiten war es ihm ähnlich ergangen, als die Justiz allem Anschein nach unter Druck gesetzt wurde.
    »Da haben Sie recht«, sagte Brennan. »Ich hätte beinahe gekündigt. Das war ganz schön hart damals. Aber am Ende hab ich nicht aufgegeben. Weil das Mädchen, die junge Susan, ein paar Monate später zu mir gekommen ist und sich bei mir bedankt hat für das, was ich getan habe. Sie sagte, obwohl sie von den Ermittlungen ziemlich enttäuscht wäre, wüsste sie, dass ich mein Bestes getan hätte. Sie war wirklich nett und hatte das nicht verdient. Sie meinte sogar, sie wäre vielleicht eines Tages in der Lage, ihm zu verzeihen. ›Vielleicht gelingt es mir sogar, ein Vaterunser für ihn zu beten, Sergeant‹, hat sie gesagt. Das hat mich sehr beeindruckt.«
    »Wieso?«, fragte Mulcahy, der sich wunderte, warum der alte Mann dabei plötzlich fast zu Tränen gerührt war.
    »Weil Rinn ihr das die ganze Zeit entgegengebrüllt hat, während er mit dem Backstein auf ihren Freund einschlug.«
    Obwohl sie nur ein paar Stunden zu Hause geschlafen hatte, sah Siobhan tadellos aus, als sie um kurz nach drei Uhr mittags im Sunday Herald aus dem Fahrstuhl trat. Sie hatte sich für ein Betty-Jackson-Top mit rundem Ausschnitt entschieden, dazu eine enge, schwarze Hose und ein Paar spitzer Christian Louboutins, für die sie vor ein paar Monaten ihr Konto überzogen hatte. Sie schlenderte durch die Nachrichtenredaktion und dankte dem Himmel für die Wunder, die Make-up und Lockenwickler bewirken konnten. Kaum hatte sie ihre Tasche auf den Schreibtisch gestellt, stand Paddy Griffin auch schon neben ihr, legte ihr seinen langen Arm um die Schulter und drückte sie an sich.
    »Gute Arbeit heute Morgen, Mädchen – besonders der Quatsch mit dem Papstkreuz. Netter Einfall. Nur ein bisschen schade, dass wir das alles auf RTE verschwenden mussten.«
    Siobhan befreite sich so höflich, wie es ging, beugte sich über den Schreibtisch und schaltete ihren Monitor an. »Du weißt ganz genau, dass das nicht verschwendet ist. Außerdem haben wir für Sonntag noch genug in petto, da mach dir mal keine Sorgen.«
    Griffins Augen leuchteten sofort auf. »Was hast du sonst noch auf Lager?«
    Siobhan sah ihn an und lachte. »Du stellst echt keine Ansprüche, was? Nur noch so einen Knüller, oder? Vergiss es. Ich meinte bloß, dass ich das, was ich habe, zu einem tollen Artikel ausarbeiten kann. ›Exklusiver Augenzeugenbericht: Angst und Schrecken im Furry Glen‹.« Sie lachte. »Du weißt schon, etwas in der Art. Mit sämtlichen blutrünstigen Einzelheiten. Die Leute werden uns die Zeitung am Sonntag aus den Händen reißen. Und was hast du?«
    Griffin seufzte und wischte die Frage mit der Hand beiseite.
    »Eigentlich nichts. Das Außenministerium stand im Abgeordnetenhaus unter Beschuss, ob es eine offizielle Untersuchung über die ›Spanische Invasion‹ geben soll oder nicht. Es heißt jetzt, man könnte einen Ausschuss einsetzen, um die Berichterstattung fürs Erste zu ersticken. Ich hab ein paar Leute darauf angesetzt. Eigentlich wollte ich auch fragen, ob du später Zeit hast, sie dabei zu unterstützen?«
    »Ach komm, Paddy. Sieht es aus, als hätte ich nichts zu tun oder was? Oder reicht es dir nicht, wenn man um zwei Uhr morgens aufsteht? Ich hab dir nur den dicksten Fisch der Woche angeschleppt.«
    »Bisher ja«, sagte Griffin verdrießlich.
    »Bisher ja«, imitierte Siobhan ihn, beugte sich vor und klopfte als Glücksbringer auf ihren Schreibtisch – obwohl das einzig Holzähnliche die

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