Der Prinz der Hölle
dachte Omeron nicht daran, aufzugeben. Er stürzte sich auf den Knienden, versuchte immer wieder die Klinge durch den magischen Schutz zu stoßen – vergebens.
»Omeron!« schrie Elath.
Knirschend vor hilflosem Zorn wich Omeron schließlich zurück, und das Schwert zitterte in seiner Hand.
»Omeron! Ich bin nicht Euer Feind, Omeron!«
»Vorsicht – Zauberer sind Meister der Täuschung!« warnte Sonja. »Kommt ihm nicht zu nahe! Wer weiß, ob er nicht über Euch herfällt, wenn Ihr es am wenigsten erwartet!« Aber sie stellte sich neben den Fürsten und blickte hinab auf Elath und fragte sich, was die gelben Augen verbargen.
»Ich bin nicht Euer Feind, Lord Omeron!« versicherte ihm Elath aufs neue. »Der Zauberer ist mein Feind nicht weniger als. Eurer. Er muss getötet werden!«
»Getötet!« Omeron würgte an dem Wort. »Thesrad ist vernichtet!«
»Omeron!« Sonja legte sanft die Hand auf seine Schulter.
»Thesrad ist vernichtet! Thesrad ist vernichtet!« heulte er. Nicht mehr Herr seiner Sinne, trat er nach Elaths Schutzschirm, dann hieb er mit dem Schwert auf die Hausmauer ein. »Und ich kann nicht einmal einen ihrer Vernichter töten!«
»Ich hatte nichts damit zu tun, Lord Omeron!«
Inzwischen hatte der Lärm auch andere herbeigelockt. Sie hielten sich jedoch beobachtend und lauschend zurück. Sonja blickte auf sie, dann wieder auf den Fürsten.
»Omeron, Ihr müsst einen klaren Kopf bewahren! Hört Ihr? Ich glaube, dieser Magier spricht die Wahrheit. Und in einem Punkt hat er sicher recht: Wir müssen Du-jum töten!«
Omeron drehte sich zu ihr um. Aus den Augenwinkeln sah er seine Soldaten an der Hintertür der Schenke, und Tränen zogen Rillen durch seine schweiß- und schmutzüberkrusteten Wangen. »Zauberer!«
Sein Gesicht verwandelte sich in eine Maske der Wut. Er hielt den Kopf erhoben und deutete mit dem Schwert hinter sich auf den noch immer knienden Elath. »Ihr Blut … ihr Blut … wird die Stadt vom Blut unserer Brüder und Schwestern, unserer Mütter und Kinder und Väter reinigen. Wir werden Thesrad neu aufbauen, mit Ziegeln, die wir mit dem Blut unserer Feinde zusammenfügen!«
Niemand sagte etwas. Alle starrten ihn nur an.
Stolz, zornig, von Rache erfüllt und in seiner Erschöpfung längst über den Punkt der Duldsamkeit hinaus, betrat Omeron wieder die Schenke. Seine Männer, die inzwischen näher herangekommen waren, machten ihm Platz. Er zog eine. Flasche aus dem Weinregal hinter dem Schanktisch und setzte sich mit ihr an einen Tisch in der Düsternis, um zu trinken und zu grübeln – und um die Anwesenheit des Zauberers aus seinen Gedanken zu vertreiben, bis seine Wut abgekühlt war.
Auch Sonja und die anderen kehrten in die Schenke zurück, und Elath folgte ihnen. Als Sonja es bemerkte, wandte sie sich an ihn: »So seid Ihr wahrhaftig auf unserer Seite, Zauberer?«
»Ja – und tief in seinem Innern weiß Omeron es, denn wenn nicht, hätte er seine Männer auf mich gehetzt. Er wird es zugeben, sobald sein aus Wut und Verzweiflung geborener Wahnsinn verflogen ist.«
Sonja nickte. »Ja, Wahnsinn – ein Wahnsinn, der ihn. schon eher hätte erfassen müssen. Aber er wird vergehen, genau wie Ihr sagt, denn er ist ein starker Mann. Vielleicht ist es noch nicht zu spät – für Omeron, oder für mich, oder für die Stadt Thesrad.«
»Nicht zu spät«, echote der Zauberer leise und schloss die Schenkentür hinter sich. »Nicht zu spät. Dank Euch, Kriegerin, denn Ihr spürtet die Wahrheit meiner Worte. Ich werde Euch im Kampf gegen Du-jum helfen!
Ihr müsst Euch nun alle beruhigen und Euren Geist verschließen, denn selbst in den verborgensten Winkeln einer, Stadt und mitten in der Nacht können alte Ziegel, für einen des Zaubers so Mächtigen wie Du-jum, Geheimnisse belauschen und beobachten. Er fühlt Stimmen und Schritte, von denen nur versteckte Wege wissen.«
Die Stimme des Zauberers wurde klangvoller. »Die Zeit schreitet voran, sie verändert sich, wie der Mensch sich verändert. Städte, Gesetze, Armeen, Mütter mit Kindern, Zauberadepten, ins Leben gerufene steinerne Vögel – alles verändert sich und schwindet, nimmt neue Formen an. Und alle Städte sind eins – eine einzige namenlose Stadt inmitten der Nacht.«
Nebel wallte herbei, dämpfte das schwache Licht und verbarg die hochgewachsene Gestalt Elaths. Nur seine gelben Augen blieben sichtbar. Beunruhigt scharrten Omerons Männer mit den Füßen.
»Wenn Ihr wirklich auf unserer Seite seid«, murmelte
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