Der Prinz der Hölle
Worte, um nicht handeln zu müssen, und Taten, um Worte zu vermeiden. O ihr Götter! Wo ist das wahre Gleichgewicht? Wo die Antwort, die zu keinen weiteren Fragen veranlasst? Wieso ist der Mensch nichts weiter als ein bisschen Hoffnung und ein vergänglicher Geist, dessen Nachkommen das zerstören, was er erreicht hat?«
Er verschränkte die Hände, zog sie dicht an sich und lehnte sich weit zurück, so dass die Schatten des Raums ihn fast verbargen.
Erinnerungen quollen in Sonja auf, während sie auf ihn blickte. Erinnerungen an Olin – an Suthad … Nein, sie musste diese schmerzlichen Geister der Vergangenheit verdrängen. Sie und Omeron waren müde, erschöpft, aufgewühlt, bedrängt, unsicher.
Plötzlich ließ ein Geräusch sie zusammenzucken – ein Geräusch von der Gasse.
Es brannte kein Licht in der Schenke, das sie hätte verraten können, trotzdem duckte Sonja sich, zog leise ihr Schwert, drückte sich an die Wand und spähte so aus dem Fenster. Omeron tat es ihr auf der anderen Tischseite gleich, um festzustellen, wer das Geräusch in der dunklen Gasse verursacht hatte.
Einen langen Moment herrschte absolute, fast unerträgliche Stille. Sonja begann sich zu entspannen. Konnte es sein, dass sie sich das Geräusch in ihrem überreizten Zustand nur eingebildet hatte?
Doch da war es erneut zu vernehmen, und etwas Großes, Dunkles bewegte sich in der Gasse. Im gleichen Augenblick erklangen Schritte auf der Kellertreppe.
»Omeron …«
Es waren seine beunruhigten Männer. »Pssst!« warnte Omeron. »Feinde!«
Sofort drückten sich seine Soldaten – vier waren es – in die Dunkelheit an der Wand, lauschten und zogen lautlos ihre Schwerter.
Sonja hielt den Atem an, als die Gestalt auf der Gasse vor das Fenster trat und mit unsicheren Blicken in die Gaststube spähte. In dem schwach zu sehenden fahlweißen Gesicht brannten gelbe Augen. Ein Zauberer!
6
Als sie um eine Ecke bogen, blickte Kiros auf und bemerkte, wie nahe sie. dem Palast waren. Mit einem Finger auf den Lippen bedeutete er Sadhur zu schweigen und wisperte: »Das ist nicht der Weg zu meinen Freunden.«
Sadhur ging langsamer und drehte sich um. Auch Kiros schaute über die Schulter. Da und dort auf der Straße waren Soldaten.
Ihren Begleitern vor ihnen fiel das Zögern der beiden auf. Sie wirbelten herum. Die Schwerter›die sie bisher verborgen gehalten hatten, lagen blank in ihren Händen.
Sadhur blieb stehen. Ein kalter Schauder rann ihm über den Rücken. »Was zum …« Sofort griff er nach seiner Klinge.
Aber die beiden sprangen auf ihn und Kiros zu und gaben Sadhur keine Gelegenheit, das Schwert zu ziehen.
»Geht weiter!«
»Ich schneide euch die Gurgel durch!« knurrte Sadhur.
»Das bezweifle ich.« Sirt drückte leicht seine Klinge an Sadhurs Kehle und beugte sich nach vorn, um Sadhurs Schwert aus der Scheide zu ziehen. Sein Kamerad tat dasselbe bei Kiros, der vor Schrecken sprachlos war, als er erkannte, dass man ihn übertölpelt hatte.
»Omeron!«
Wahnsinnig vor Wut, überzeugt, dass alles verloren sei, schlug Sadhur die Klinge an seinem Hals mit dem linken Arm zur Seite und schmetterte seine gewaltige Rechte in Sirts Gesicht. Knochen barsten unter dem gewaltigen Hieb. Du-jums Mann schlug schwer auf dem Kopfsteinpflaster auf und spuckte mehrere Zähne aus.
Bassstimme wirbelte herum und hob die Klinge, ehe Sadhur seine ziehen konnte. Plötzlich erstarrte er, dann brüllte er seine Wut und seinen Schmerz hinaus. Kiros hatte seinen Dolch gezogen und ihn dem Kerl ins Gesäß gestochen. Wieder wirbelte Bassstimme herum, schwang das Schwert, doch es sauste durch leere Luft, als der Junge sich duckte und geschickt zur Seite sprang. Da der Kräftige sah, dass Sadhur nun mit blankem Schwert auf ihn losging, stieß er eine Verwünschung hervor und raste davon.
Jetzt war es Sadhur, der fluchte. Er riss eines seiner langen Wurfmesser heraus und schleuderte es gekonnt. Die schwere Klinge drang in den Rücken des Burschen, der erstaunlich schrill schrie, schwer mit dem Gesicht auf das Pflaster stürzte und mit den Armen verzweifelt um sich schlug, während er seine Beine nicht mehr zu bewegen vermochte.
Du-jums Soldaten kamen sofort aus allen Richtungen herbeigerannt und zogen die Klingen. Blutspuckend stieß Sirt Verwünschungen aus und tastete nach seinem entglittenen Schwert. Knurrend schwang Sadhur. seine Klinge und trennte dem Kerl den Arm an der Schulter ab.
»Rücken an Rücken, Junge!« brüllte er Kiros zu, als
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