Der Prinz der Hölle
Du-jums Männer immer näher kamen. »Hier, nimm meinen anderen Dolch. Und tu dein Bestes – wir wollen unser Leben so teuer wie möglich verkaufen, bei Mitra! Da sind sie! Omeron!«
Stahl klirrte auf Stahl, als die Wächter die beiden umzingelten.
Sie kamen gegen Ende des Abendmahls im Palast an – ein kleiner Trupp Soldaten, erschöpft und verwundet.
»Wir bringen zwei Gefangene, Lord Du-jum«, meldete ihr Offizier, ein schwarzer Darfarier, der Knochen in sein Haar eingeflochten hatte und eine blutige Binde um seine Schwerthand trug. »Thesrader Aufrührer. Wir nahmen sie lebend gefangen, denn wir wussten, dass Euch das lieber wäre, obwohl es uns teuer zu stehen kam.«
Du-jum hieß sie erfreut willkommen und versprach ihnen Gold, weil sie für die so dringend benötigte Unterhaltung zum Wein nach dem Abendessen gesorgt hatten. Yarise und die Zauberer schauten zu, als Du-jum den Soldaten befahl›die Gefangenen hereinzubringen.
Sie waren gekettet und wiesen am ganzen Körper Schnittwunden und Blutergüsse auf, vor allem der muskulöse Riese, dessen linker Arm so zerfleischt war, dass er gewiss verblutet wäre, hätte man ihm den Arm nicht unter den Achseln abgebunden.
»Wer sind diese Gefangenen?« fragte Du-jum.
»Thesrader Rebellen, mein Lord. Ihre Namen kennen wir nicht.«
Du-jum betrachtete die beiden näher. »Der jüngere ist ein Diener. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, ich habe ihn ein- oder zweimal im Palast gesehen; diese bleichen Hundesöhne sehen alle gleich aus. Schafft ihn ins Verlies. Wir benutzen ihn ein andermal als Opfer. Aber lasst den Großen da. Er dürfte uns ausreichend. Unterhaltung bieten.«
Die Wächter verbeugten sich, und zwei führten den Jüngling aus dem Speisesaal.
»Wie heißt du?« wandte Du-jum sich an den großen Gefangenen. »Sprich freiwillig, wenn du nicht möchtest, dass ich nachhelfe.« Er blickte, die Wächter fragend an, die mit langklingigen Speeren hinter dem Mann standen.
Einer hob eine Braue. »Ich glaube, er ist ein Offizier Omerons, Lord Du-jum.«
»Stimmt das?« Der Hexer wandte sich an den Riesen.
»Ja!« rief ein Thesrader Spitzel von einem nahen Tisch. »Er ist Sadhur, einer von Omerons Offizieren.«
Plötzlich spuckte Sadhur Du-jum ins Gesicht. Der Hexer wollte hochfahren, doch dann wischte er sich den Speichel ab und lachte rachsüchtig.
»Wo habt ihr ihn gefunden?« fragte er die Soldaten.
»Auf der Straße, als er gegen zwei Eurer Thesrader Informanten kämpfte. Er verwundete sie so schwer, dass man ihnen den Gnadenstoß geben wird müssen.«
Wieder wandte Du-jum sich an Sadhur: »Sag mir, wo du herkommst und wo Omeron jetzt ist. Am Berghang ist er nicht mehr, das weiß ich. Und sag mir, wer den Zauber bewirkte, der meinen magischen Vogel zurückschickte.«
Eisig und stumm blickte Sadhur ihn an.
»Nun gut«, sagte Du-jum mit ruhiger Stimme. Er streckte den rechten Arm aus und tupfte Sadhur mit einem schlanken Finger auf die Stirn.
Der Fingernagel berührte den Riesen kaum, aber Sadhur war, als hätte ihn ein Schmiedehammer mit voller Kraft getroffen. Er. kippte nach hinten, seine Knie gaben nach, und er stürzte heftig auf den Rücken, da seine Arme und Beine immer noch gekettet waren. Er war wie gelähmt, kein Muskel gehorchte, ja er brachte nicht einmal einen Laut hervor. Ein Schatten legte sich auf ihn. Als er nach oben schaute, sah er den hochgewachsenen Du-jum in seinem langen dunklen Gewand mit grübelndem Gesicht über sich stehen.
»Du wirst sprechen. Du wirst mir sagen, was ich wissen will, oder du wirst solche Qualen erleiden, wie du sie dir nicht einmal vorstellen kannst. Verstehst du? Ich benutze keine glühenden Zangen oder Daumenschrauben für meine Foltern, sondern dies hier!« Er hob die Hände. »Ich werde dich nicht einmal berühren, trotzdem wirst du Schmerzen erleiden, wie wenige auf Erden sie je kennen lernten – und sie werden anhalten, bis du mir alles sagst!«
Stühle knarrten laut im Saal, als die Anwesenden sich vorlehnten, damit ihnen nur ja nichts entgehe. Nur die paar Thesrader Verräter im Saal zogen sich beunruhigt von den Tischen zurück und schlossen sich den Wächtern an den Türen an.
Sadhur funkelte den Hexer herausfordernd an, aber sein Gesicht war blass, und Schweiß rann von der Stirn in den Bart. Er war noch wie benommen durch die Tatsache seiner Gefangennahme, außerdem verwundet und erschöpft. Falls er sprach, würde Du-jum vielleicht die unsichtbaren Bande lösen, mit denen er ihn
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