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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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der Wachen ihrem Kameraden zu. » Das Schleifen, es stammt vom Stiel seiner schweren Axt. «
    » Er macht das absichtlich, glaube ich. Ich meine, der Verurteilte hat doch schon die Augen verbunden, aber er lässt ihn hören, dass der Tod naht « , raunte ein anderer.
    » Ruhe, Männer « , mahnte der Offizier.
    Vil schloss die Augen und lauschte. Er folgte den schweren Schritten durch den Sand und dann auf ein hölzernes Podest. Er hörte auf zu atmen, als sie stehen blieben. Wie ruhig es da draußen war. Zu Tausenden, Abertausenden mussten sie sich auf den steinernen Sitzreihen drängen, aber jetzt war es totenstill. Plötzlich hörte Vil ein tausendfaches Zischen, das war die Menge, die den Atem anhielt. Dann einen scharfen Schlag, der ihm durch Mark und Bein ging.
    Einzelne Frauenstimmen im Publikum schrien auf, gefolgt von kurzer Stille, aber dann brandete Jubel auf, laut und schrill, ebbte ab und brandete noch einmal auf.
    Eine der Wachen sagte missmutig: » Jetzt zeigt er den Kopf. «
    Vil spürte Tränen in den Augen, aber er schluckte sie hinunter, denn Tiuri und Faras, die beide weinten, sollten sie nicht sehen. Seine Mutter hatte den beiden die Hände auf die Schultern gelegt, sie war ganz bleich im Gesicht, und er fragte sich einen Augenblick, ob sie vielleicht auch gerade gestorben war. Es durchfuhr ihn wie ein kalter Blitz: Aretor Merson, sein Vater, war tot.
    Der Hauptmann hatte es plötzlich sehr eilig. » Es ist wirklich besser, wenn wir aus den Katakomben heraus sind, bevor die Menge in die Schänken strömt, Herrin « , sagte er. » Denn nach einer Hinrichtung sind diese Leute noch unberechenbarer als sonst. Und es mag ein Verbrechen geschehen oder andere Schwierigkeiten geben, wenn sie Euch und die Kinder sehen. «
    » Noch ein Verbrechen? « , fragte Vils Mutter kalt.
    Aber der Hauptmann ging nicht darauf ein, sondern führte sie eilig durch dunkle Gänge aus der Arena hinaus, ohne dass sie jedoch den Untergrund verließen. Es ging weiter durch einen engen Hohlweg, der rechts und links von grauen Häusern überragt wurde, von Stegen überbaut war und gelegentlich ganz unter der Erde verschwand. In den Wänden waren Löcher, und als ein bleiches Gesicht ihn aus einem dieser Löcher heraus anstarrte, begriff Vil, dass in diesen alten Stollen Leute lebten.
    Urplötzlich versperrte ihnen ein schweres Tor den Weg. Der Hauptmann öffnete es, und ein Geruch von fauligem Fisch schlug Vil entgegen.
    Aus einem Wachhäuschen trat ein sehr unrasierter Soldat hervor.
    » Ah, Hauptmann, Ihr bringt die Neuankömmlinge? Ich habe Euch bereits erwartet. Lasst sehen, lasst den guten, alten Arnfold sehen, was Ihr ihm gebracht habt. «
    Der Offizier verzog angewidert das Gesicht. » Behandelt sie mit Respekt, Mann, dies sind keine Diebe oder Betrüger wie die, die sonst zu Euch gebracht werden. «
    » Und doch sind sie hier. « Der Wächter kam näher und leuchtete mit seiner Laterne in die Gesichter der Kinder.
    Faras und Tiuri wichen vor ihm zurück, aber Vil nicht, obwohl ihm der Geruch von Knoblauch, Bier und irgendetwas Verwestem den Atem raubte. Er hielt dem Blick des Wachmannes stand und bemerkte, dass eines der beiden Augen, die ihn so interessiert musterten, triefte.
    » Das also ist die vornehme Familie Merson. Ja, ich weiß Bescheid. Interessante Neuigkeiten verbreiten sich schnell, selbst hier am Arsch der Welt, wenn Ihr den Ausdruck verzeihen wollt, Doma « , sagte der Wächter, der jetzt Vils Mutter musterte.
    Sie blickte ihn kalt an. » Wir werden die Gastfreundschaft dieses Ortes nicht lange beanspruchen. «
    Der Wächter lachte wiehernd auf. » Nicht lange? Oh, bei den Himmeln, wenn ich für jedes Mal, wenn ein Neuankömmling dies sagte, nur eine Krone bekommen hätte, hätte ich mich schon vor langer Zeit zur Ruhe gesetzt. «
    » Ihr müsst mir bestätigen, dass ich die Gefangenen übergeben habe « , warf der Hauptmann ein, der sich sichtlich unwohl in seiner Haut fühlte.
    » Gebt ihn nur her, Euren Wisch. Was ist das? Besondere Anweisungen? «
    » Sie erhalten keinen Passierschein, keiner von ihnen. Unter keinen Umständen. «
    Der Wächter sah ihn scheel an. » Ich kann lesen, Herr Hauptmann « , brummte er.
    » Dann habt Ihr auch gelesen, dass Ihr mit Eurem Kopf dafür haftet, oder? «
    » Da macht Euch keine Sorgen. Einer meiner Vettern ist in der Mine ersoffen. Ich kannte ihn zwar kaum, aber dennoch, Familie bleibt Familie. Ihr müsst also keine Sorge haben, dass ich die da zu gut behandle.

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