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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Aber jetzt wartet ein Augenblickchen. Ich gehe nur eben hinüber in meine prachtvolle Wachstube, hole das Buch und sehe mir dieses Schreiben etwas genauer an. Ihr bekommt es gleich zurück. « Gemächlich schlurfte er davon.
    Eisenstäbe trennten den kleinen Bereich um die Hütte, um die eine Handvoll Wächter herumlungerte, von einer weiten Höhle dahinter, deren Ende Vil nicht sehen konnte, mit einer Decke, die sicher zwanzig oder mehr Ellen hoch war. Das Licht der schon tief stehenden Sonne fiel durch mehrere große Öffnungen von oben ein. Wie in der Arena wurden die Sonnenstrahlen durch Gitter gefiltert.
    Unten, im Zwielicht, an das sich seine Augen inzwischen gewöhnt hatten, schienen merkwürdige Dinge vorzugehen.
    » Was tun die da? « , fragte seine Schwester Tiuri leise. Sie deutete auf eine Gruppe zerlumpter Gestalten, die in einem Haufen aus zerbrochenen Brettern und allerlei anderem Unrat herumwühlten.
    » Alles Eisen, hört Ihr! « , rief eine dröhnende Stimme. » Dass ihr mir keinen Nagel vergesst, ihr Ratten! «
    Ein stämmiger Mann war aus einem windschiefen Verschlag getreten. Er schien sie ebenfalls gesehen zu haben. Er spähte hinauf zu ihnen, dann drehte er sich um und rief jemandem im Inneren des Verschlags etwas zu, das Vil aber nicht verstehen konnte.
    Der Wächter kam zurückgeschlurft, und eine schneeweiße Katze, die sehr fehl am Platz wirkte, streunte miauend um seine Beine. Er hielt das Blatt in den Fingern und reichte es dem Hauptmann mit einer übertriebenen Verbeugung, die er auch noch mit einem ironischen » Zu Eurer Verfügung, Euer Gnaden « ergänzte. Dann zog er das dicke Buch, das er unter den Arm geklemmt hielt, heraus und legte es auf ein Stehpult. » Seid so gut und tragt hier die Namen ein, Hauptmann. «
    Der Hauptmann nickte und übertrug fein säuberlich die Namen der Mersons in dieses Buch. Vil sah gespannt zu.
    » Sind das Eure Namen, Doma Merson? « , fragte der Wächter, als der Hauptmann fertig war.
    Vils Mutter warf einen Blick in das Buch. Vil bemerkte ihre Nervosität. Dann nickte sie.
    » Gut « , sagte der Wächter, spuckte aus und legte ein Lineal auf die Seiten. Dann nahm er eine zerfledderte Feder und zog nacheinander vier dicke Striche über die Seite. » Hiermit sind Eure Namen aus dem Gedächtnis der Stadt gestrichen « , verkündete er. » Sie sind nicht mehr von Bedeutung. Willkommen in der Halde der Vergessenen. «
    » Ihr macht den Kindern Angst, Mann « , meinte der Hauptmann missbilligend.
    Das Triefauge zuckte mit den Achseln. » Ich kann es nicht ändern. «
    Der Hauptmann trat näher an ihn heran: » Diese Doma stammt aus einem alten und sehr würdigen Haus. Ihr haftet mir dafür, dass hier nichts Ungebührliches geschieht, verstanden? Ich werde mich dessen vergewissern. «
    » Natürlich, Herr Hauptmann, natürlich, doch darf ich Euch daran erinnern, dass an dieser Pforte Eure Befehlsgewalt endet. Ab hier gehören die Gefangenen mir. Aber ich bin zu Eurem Glück ein wohlwollender Mensch mit einem goldenen Gemüt, wenn Ihr versteht, was ich meine. «
    Der Offizier griff mit verkniffenem Gesicht in seinen Beutel und zog ein paar Kronen heraus, die sofort in der Klaue des Wächters verschwanden. » Ich habe ein Auge auf Euch, vergesst das nicht! «
    » Oh, Ihr solltet mich von Zeit zu Zeit mit ein paar Kronen daran erinnern, Hauptmann « , erwiderte der Wächter grinsend.
    Dann war der Hauptmann mit seinen Männern verschwunden.
    » Da sind wir nun also endlich unter uns « , sagte der Wächter zufrieden.
    » Zeigt uns unsere Unterkünfte « , verlangte Vils Mutter.
    Der Wächter schüttelte den Kopf, hob die weiße Katze auf und streichelte sie zärtlich. » Wir sind hier nicht in Eurem Herrenhaus, und Ihr habt mir nichts zu befehlen, Gefangene. Ich werde dieses Tor dort aufschließen, Ihr werdet mit Euren Kindern hindurchgehen, und dann müsst Ihr sehen, wie Ihr zurechtkommt. Ihr gehört nun zu den Vergessenen, den Ratten von der Halde, Doma. Es mag sein, dass dieser Hauptmann sich noch ein- oder zweimal nach Euch erkundigt, aber das wird aufhören. Das tut es immer. «
    » Ich habe Freunde in der Stadt. Meine Familie ist alt und einflussreich. Schon bald wird man uns hier herausholen. «
    Der Wächter zuckte mit den Schultern. » Ich würde mich an Eurer Stelle nicht darauf verlassen. Richtet Euch ein und sucht Euch jemanden, der Euch und die Kinder beschützt. Die Halde ist ein gefährlicher Ort. Aber dort kommt ein Mann, an den Ihr Euch halten

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