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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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der vor kurzem endlich befördert worden war.
    » Es hat sich viel verändert « , sagte der Scholar.
    » Eigentlich nicht « , brummte Lizet. Für ihn sahen die grauen Flure dieses Gemäuers immer noch so freudlos aus wie einst, als er selbst die graue Robe der Anwärter getragen hatte.
    » Ich gestehe, ich bin selbst etwas unruhig « , meinte Melid. » Bis vor kurzem war Bruder Ifid mit diesen Dingen betraut, aber man hat ihn auf eine lange Reise geschickt, und nun ist Schwester Mischitu an seine Stelle gerückt. Sie hat einen gewissen Ruf. « Er senkte seine Stimme. » Wusstet Ihr, dass man sie hier Ghula Mischitu nennt? «
    » Ah, und weswegen? « , fragte Lizet, der das längst wusste, aber neugierig war, wie gut der Scholar informiert war.
    » Nun, sie ist natürlich kein leichenverzehrender Geist, aber angeblich hat sie sich drüben, auf einer Insel am Goldenen Meer, mit einem Ghul verbündet, weil der über unermessliches Wissen gebot. Alles im Dienst des Ordens, versteht sich. «
    Lizet tat milde erstaunt und war enttäuscht, weil der Mann auch nicht mehr wusste als er.
    Er gab aber ohnehin nicht viel auf Tratsch, ihn interessierte vielmehr, was diese Frau von ihm wollte. Sie musste einflussreich sein, wenn sie Bruder Ifid, der ein Stellvertreter des Hochmeisters war, aus dem Amt drängen konnte. Sein Oberst hatte ihm klargemacht, dass er ihren Anweisungen Folge zu leisten hatte.
    Ghula Mischitu entpuppte sich als eine stämmige, energische Frau, die Lizet auf Mitte fünfzig schätzte. Sie stand hinter einem mit Pergamenten übersäten Schreibtisch vor den hohen Regalen, aus denen unzählige Schriftrollen und Folianten quollen.
    » Ah, die Brüder Livus und Melid « , rief sie.
    » Hauptmann Lizet « , korrigierte Livus Lizet steif.
    » Verzeiht, Hauptmann. Ich habe ein wenig in den alten Unterlagen geblättert, und dabei hat sich mir wohl Euer Scholarenname eingeprägt. «
    » Den führe ich seit sehr vielen Jahren nicht mehr, Schwester Mischitu. «
    » Einerlei, ich habe Euch nicht gerufen, um alte Geschichten aufzuwärmen oder, andererseits, vielleicht doch. Nehmt Platz, Hauptmann. Ja, Ihr natürlich auch, Bruder Melid. «
    Sie begann in den Papieren auf dem Tisch zu wühlen. » Ah, hier habe ich es. Kennt Ihr das, Hauptmann? «
    Lizet runzelte die Stirn. » Es sieht aus wie ein Bericht, den ich im letzten Jahr verfasst habe. «
    » Eine Kopie, um genau zu sein « , bestätigte die Ghula.
    Der Hauptmann nickte. Eigentlich überraschte es ihn nicht, dass die Scholaren, die sich für grundsätzlich alles interessierten, auch Berichte der Wache lasen.
    » Ich nehme an, Ihr habt diesen Zeilen inzwischen einige neue hinzugefügt, Hauptmann? «
    » In der Tat « , bestätigte Lizet. Er verschränkte die Arme vor der Brust. Er konnte es nicht leiden, wenn Leute sich in seine Arbeit einmischten, schon gar nicht, wenn diese noch nicht abgeschlossen war.
    Das ratlose Gesicht von Bruder Melid, der offensichtlich vergeblich zu erfassen versuchte, worum es hier eigentlich ging, war nur ein kleiner Trost.
    Die Scholarin schüttelte den Kopf. » Wir reden hier über Mordfälle von vor einem Jahr, Bruder Melid. Ich nehme an, Ihr habt die Zusammenhänge bemerkt? « , fragte sie spitz.
    » Selbstverständlich « , murmelte der Scholar.
    » Also? Bringt mich auf den neuesten Stand, Hauptmann! «
    » Ich kann noch nicht viel sagen, ehrwürdige Mischitu, denn die beiden neuen Fälle sind doch recht frisch. «
    » Dann sagt mir, was Ihr bislang habt! « , verlangte die Ghula.
    » Ich nehme an, Ihr fragt nach Siris Ino, der in seinem Haus getötet wurde. Es gibt Gerüchte, dass er zur Unterwelt von Xelidor gehörte, auch wenn er nach außen hin als unbescholtener Händler galt. «
    » Und was glaubt Ihr? «
    Lizet seufzte. » Ich habe sein Haus gesehen. Es ist schwer zu glauben, dass ein kleiner Getreidehändler genug verdiente, um sich dieses großzügige Anwesen leisten zu können. «
    » Weiter? «
    » Am nächsten Morgen wurden wir zur Leiche eines Offiziers der Haldenwache gerufen, Tarab Arnfold mit Namen, besser bekannt als Hauptmann Triefauge. Auch er wurde erstochen wie Ino. «
    » Und der Zusammenhang? «
    » Beide wurden mit einer ähnlichen, vielleicht derselben Waffe getötet. Sonst nur Vermutungen, wenig Beweise. «
    » Nur zu, lasst hören! «
    Lizet fragte sich, ob sie vielleicht Informationen hatte, über die er selbst nicht verfügte. » Der Hauptmann tat Dienst auf der Halde. Und das verbindet ihn mit den

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