Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
nämlich ein ganz schönes Energiebündel sein. Stellen Sie sich vor, man würde Prinz Philip bei Jedward einquartieren.«
»Ich würde ihn ja bei mir aufnehmen, aber ich bin den ganzen Tag unterwegs.«
Anna schüttelte den Kopf. »Rachel würde Ihnen den Hund nie überlassen, wenn Sie weiterhin Vollzeit arbeiten.«
»Da hat sie auch recht. Aber was ist mit Michelle?«
»Nein«, erwiderte Anna entschieden. »Sie hasst Hundehaare in ihrem Haus. Sie lässt nicht einmal Pongo herein, wenn er nicht seinen Hundestrampler trägt.«
»Einen Hundestrampler. Warum überrascht mich das nicht?« Rory runzelte die Stirn, als würde er intensiv nachdenken. »Warum reden wir nicht einfach mit Michelle?«
»Sie wird Nein sagen.«
»Wo ein Anwalt, da ein Plan.« Rory grinste breit, und seine lustige Miene wirkte fast schon jungenhaft. »Vielleicht kann ich sie mit meinen Argumenten überzeugen.«
Michelle war klar, dass sie sich besser nicht in Versuchung führen sollte, solange der Geschäftsplan nicht vollkommen ausgereift war. Doch ein Lieferant hatte ihr per Mail eine Vorschau geschickt auf die hübschesten Merinowolldecken, die sie je gesehen hatte. Es fiel ihr ausgesprochen schwer, nicht unverzüglich ihre Geschäftskreditkarte zu zücken und an Ort und Stelle eine beträchtliche Bestellung abzuschicken.
Ich könnte aber schon einmal ein paar für Home Sweet Home bestellen und sehen, wie viel Anklang die Decken finden, überlegte sie, während sie sich die E-Mail noch einmal anschaute und schon bildlich vor Augen hatte, wie sie die kirschblütenfarbenen Decken auf der Kommode drapierte, auf der zurzeit noch die handgestrickten Wärmflaschenhüllen lagen.
Das Bild in ihrem Kopf veränderte sich zu dem großen Messingbett, das sie dort aufbauen wollte, wo sich nebenan im Augenblick noch die Abteilung mit den Kinderbüchern befand. Danach wandelte es sich zu einem üppigen Werbeaufsteller mit passenden, handgenähten Quilts aus Pennsylvania, die sie im Internet entdeckt hatte, und Schaffellstiefeln aus Cornwall, die sie im Regal dahinter aufbauen würde. Die Bücherregale könnten bleiben – sie hätten genau die richtige Größe für Netze mit Bienenwachsseifen und ein paar gemütliche, dazu passende Taschenbücher. Idealerweise flieder- oder cremefarbenen. Vielleicht auch ein paar der gebrauchten orangefarbenen Penguin-Klassiker.
Michelle kritzelte »Bettlektüre?« in ihr Notizbuch und fuhr mit der Gabel in die Reste ihres Pastasalats aus dem Imbiss.
Ihren Neujahrsvorsatz, nicht mehr während der Mittagspause zu arbeiten, hatte sie schon Mitte Januar wieder gebrochen, doch bei zwei Geschäften, die sie führte, gab es eben so viel zu organisieren, dass ihr keine andere Wahl geblieben war. Im Augenblick befand sie sich in dem weißgestrichenen Büro von Home Sweet Home , weil sie Gillian nicht allein lassen wollte, während Kelsey nebenan für Anna einsprang.
Anna, die – sie warf einen Blick auf die Uhr – eigentlich jeden Moment von ihrer barmherzigen Lesemission wieder zurück sein sollte.
Michelle notierte noch ein paar weitere Ideen für Bettwäsche, während sie immer mit einem Ohr in Richtung des Geschäfts lauschte, ob es Schlussverkaufsnotfälle gab. Dann hörte sie, wie sich Schritte dem Büro näherten.
Bitte lass es nicht Owen sein, dachte sie. Er hatte bereits angefangen, Bemerkungen zu streuen, dass er eine »zeitlich begrenzte Lohnzahlung« brauche, um damit »entstandene Kosten« begleichen zu können. Sie hatte keine Ahnung, um welche Art von Kosten es sich dabei handeln sollte, da er jeden zweiten Tag zum Abendessen bei ihr vor der Tür stand und zudem mehr Zeit in ihrem Wohnzimmer herumlungerte, als sie eigentlich ausgemacht hatten. Es machte ihr nichts aus; seit dem Schreck im Laden war sie insgeheim sogar eher erleichtert, dass sie nicht allein war, falls Harvey doch irgendwann einmal auftauchen sollte. Dennoch war trotz ihrer regelmäßigen Nachfragen und Aufforderungen von einer neuen Website weit und breit nichts zu sehen.
Sie schrieb »Website – Owen« auf und unterstrich die Notiz.
»Michelle?«
Sie sah auf. Anna stand vor ihr im Türrahmen. Ihr Gesicht war ganz rot, und sie sah aufgewühlt aus; blonde Haarsträhnen fielen ihr aus der gehäkelten Mütze. Ihre Augen glänzten, als hätte sie geweint, doch sie schien eher fröhlich als bestürzt zu sein.
Annas Gesicht war wie ein Fenster in ihre Seele, dachte Michelle. Da gab es keine Vorhänge, nichts. Kein Wunder, dass diese
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