Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
Mädchen mit ihr machten, was sie wollten.
»Was denn?«
»Ähm, könntest du mal kurz nach nebenan kommen? Ich müsste mal was mit dir besprechen.«
»Hat das etwas mit dem Laden zu tun?«
»Irgendwie schon.« Anna hüpfte von einem Bein auf das andere. »Und nein, wir können das nicht hier erledigen.«
Michelle seufzte und packte die Überreste ihres Mittagessens in die Papiertüte zurück, um später weiterzuessen.
Rory und Anna brauchten nicht lange, um ihr den Vorschlag zu unterbreiten – und Michelle brauchte noch weniger Zeit, um ihn abzulehnen.
»Ich will keinen Hund«, wiederholte sie, falls ihre vorherige Verneinung den Wall der flehentlichen Bitten noch nicht durchbrochen hatte.
»Aber warum denn nicht? Immerhin fliegst du ja nicht jedes Wochenende zu irgendwelchen Kurzurlauben.« Annas butterweiches Herz ließ sich nicht verbergen. »Du hast selbst gesagt, dass du gern zu Hause bleibst. Tarvish könnte dir dabei Gesellschaft leisten.«
»Vielleicht möchte ich aber sehr wohl spontan zu Kurztrips aufbrechen können?« Michelle schielte zu Rory hinüber, falls dieser sie auslachen sollte. »Außerdem bin ich an den meisten Wochenenden auf Ausstellungen und Messen unterwegs.«
»Du könntest Tarvish doch mitnehmen! Er ist klein. Du könntest ihm einen Transportkorb besorgen.«
»Ich will keinen Hund, der in eine Handtasche passt!«, rief Michelle. »Das ist kein natürlicher Aufenthaltsort für Hunde!«
»Er hat sein ganzes Leben in einem Geschäft verbracht«, fuhr Rory fort. »Sie und er sind Seelenverwandte! Sie haben Erfahrung im Einzelhandel. Sie sind die ideale Besitzerin für ihn, selbst wenn Sie sein altes Zuhause nicht gemietet hätten. Was Sie aber zudem noch getan haben.«
Michelle sträubte sich gegen das Gefühl der Beklemmung, das ihren Brustkorb im Griff zu haben schien. Es lag nicht daran, dass sich gerade zwei Leute gegen sie verbündet hatten, die einfach zu viel Lassie -Romane gelesen hatten. Oder an den möglichen Schuldgefühlen, dass sie damit Verrat an Flash begehen würde. Eine weitaus finsterere Panik stieg in ihrem Inneren auf wie ein sich selbst aufblasender Ballon. Weder mochte sie andere Leute, noch andere Dinge , die auf die Ruhe und die Ordnung, die sie um sich herum geschaffen hatte, Einfluss nahmen. Es war einfach zu schwierig, dies zu erklären, ohne dabei wie eine Irre zu klingen – vielleicht war es also einfacher, sie in dem Glauben zu lassen, sie habe Angst um ihre Teppiche.
»Ein Hund ist eine Verpflichtung, die ich im Augenblick nicht eingehen will«, fauchte sie mit messerscharfer Stimme. »Ich will nicht andauernd an irgendetwas denken müssen. Wie zum Beispiel den Hund zu füttern. Ihn zu erziehen … Und bevor ihr es überhaupt vorschlagt: Nein, der Hund kann auf keinen Fall zu Owen und oben mit ihm in der Wohnung leben. Schlimm genug, dass ich mich andauernd fragen muss, was er mit dem Teppich anstellt.«
»Tarvish muss nicht mehr erzogen werden«, entgegnete Rory. »Er ist beinahe elf Jahre alt. Damit ist er beinahe achtzig, wenn man sein Alter in Menschenjahre umrechnet.«
Michelle zog die Augenbrauen hoch. »Das macht die Sache auch nicht besser. Ich weiß, wie alte Hunde sein können. Unzuverlässig . Anna, wie oft musst du staubsaugen?« Vorwurfsvoll deutete sie mit dem Zeigefinger auf sie. »Und jetzt tu ja nicht so, als würdest du nicht zweimal am Tag saugen!«
» Zweimal am …?« Anna sah sie schuldbewusst an. »Ähm, ja, das stimmt. Aber Tarvish verliert längst nicht so viele Haare wie Pongo. Ich habe mich im Internet schlaugemacht.«
»Nein.«
»Aber Michelle …« Sie deutete auf Tarvish, der in einer leeren orangefarbenen Kiste hockte und den Laden mit einem majestätischen Blick überwachte. »Sieh ihn dir an. Sieh ihn dir bloß an. Niemand wird einen Hund in seinem Alter adoptieren. Er ist sein ganzes Leben lang sehr geliebt worden, und jetzt wird er wahrscheinlich in einem Betonzwinger sterben. Ganz allein. Kein Wunder, dass er verzweifelt versucht hat, nach Hause zu laufen.«
»Nein.«
»Wie wäre es mit einem halben Hund?«, fragte Rory.
»Nun mal halblang.« Michelle drehte sich zu ihm um. »Ich dachte, Sie wären hier derjenige, der sich mit logischem Denken brüstet?«
»Das bin ich auch. Für Tarvish wäre es vollkommen in Ordnung, den Tag über im Laden zu sein. Und ich würde ihn dann abends übernehmen. Oder auch an manchen Wochenenden, weil ich noch nie in meinem Leben einen Kurztrip gemacht habe.« Beim Wort
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