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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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schön, jetzt sind alle da. Von Ihrer Schwiegermutti einmal abgesehen«, wandte sie sich an Anna, als alle bereit waren.
    »Nennen Sie sie bloß nicht Mutti«, flüsterte Anna zurück. »Das hasst sie.«
    »Tatsächlich? Na ja, sie hat schon ein paar seltsame Angewohnheiten, die Gute … Ah, Mrs. McQueen!«, rief Joyce quer durch den Raum, als sich die Tür öffnete und Evelyn eintrat.
    »Komme ich zu spät?«, fragte Evelyn und klang dabei eher hoffnungsvoll als beschämt. Endlich brauchte sie den verhassten Rollator nicht mehr, sondern nahm nur noch die Hilfe eines Gehstocks in Anspruch, der ihr ein leicht bedrohliches, königliches Aussehen verlieh. »Dieses dumme Mädchen, das hier die Haare frisiert – macht das hier ein Praktikum? Ich musste ihr alle Anweisungen geben. Und hinsichtlich ihrer Ausdrucksweise sollten Sie wirklich einmal ein ernstes Wort mit ihr reden.«
    »Deine Haare sehen toll aus«, erwiderte Anna. Chloes Besessenheit, was ihr Haar anging, hatte sie definitiv von Evelyn geerbt – zusammen mit ihrem fortwährenden Verlangen nach Aufmerksamkeit.
    »Nein, das tut es nicht«, fauchte Evelyn. »Ich sehe aus, als sei eine Horde Affen auf mich losgegangen. Affen mit Haarspray.«
    Joyce kicherte, was keineswegs Evelyns gewünschter Reaktion entsprach.
    »Ich merke jedoch, dass eine anständige Frisur wahrscheinlich bei den meisten Frauen hier vergebene Liebesmühe ist – wenn man diese Gestalten denn noch als Frauen bezeichnen kann«, fuhr sie fort, ohne sich dabei die Mühe zu machen, die Stimme zu senken. Doch glücklicherweise fing das Hörgerät von einem der Bewohner an, laut zu fiepen und zu pfeifen. Während sich Joyce um das Problem kümmerte, nutzte Anna die Chance und fing an vorzulesen.
    Evelyn stakste zum nächsten Sessel und schob schmollend die Unterlippe vor. Ihr Mund, der heute in einem grellen Korallenrot geschminkt war, sah aus, als wäre er zu tödlichen Angriffen bereit.
    »Ich hatte vor, Ihnen heute etwas von P. G. Wodehouse vorzulesen«, erklärte Anna und ignorierte Evelyns gelangweilten Seufzer. »Jemand hatte darum gebeten.«
    »Das ist wenigstens mal was anderes als all die Weiberromane«, rief ein älterer Herr begeistert. Er und Mr. Quentin waren die einzigen männlichen Zuhörer und wie zwei müde Gockel im Hühnerstall von alten Damen umringt.
    Endlich lächelte Mr. Quentin Anna zu, und sie erwiderte sein Lächeln, bevor sie loslegte.
    Annas Stimme wurde lauter und nahm den Sesselkreis in Beschlag, während sie die Geschichte vorlas – wieder eines von Berties »Problemen« mit seiner ungeliebten »Tante«, Agatha. Doch erst, als Anna den Abschnitt über Tante Agathas West Highland White Terrier Mackintosh erreichte, bemerkte sie, dass sich Mr. Quentins Gesichtsausdruck von stillem Vergnügen zu offener Trauer verändert hatte.
    Anna hätte sich ohrfeigen können. Doch nachdem sie nun einmal die Geschichte begonnen hatte, konnte sie keinen Rückzieher mehr machen. So fuhr sie fort und erntete ein paar stille Gluckser aus der Gruppe der Zuhörer. Sobald die Geschichte zu Ende war, sprang Joyce mit ihren Diskussionsfragen ein, die darauf angelegt waren, den Verstand der alten Leute noch ein wenig länger auf Trab zu halten; jedenfalls, solange die Erinnerungen an die vorgelesene Geschichte noch frisch waren.
    Anna fiel auf, dass Mr. Quentin sich nicht rührte und vor sich ins Nichts starrte.
    »Oh, ich wette, die Geschichte hat jede Menge alte Erinnerungen bei Ihnen geweckt!«, forderte Joyce alle zum Gespräch auf. »Wer von Ihnen hatte eine ähnliche Tante? Florence? Hatten Sie nicht so eine komische Tante, die als Bedienung in einem Teeladen gearbeitet hat?«
    »Die habe ich auch immer noch!«, beharrte Florence stur. Und schon begab sich die Diskussion in jene seltsame Dimension zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart – eine Mischung aus nur noch halb vorhandenen Erinnerungen und bestürzenden Bemerkungen, von denen einige, nachdem sie geäußert worden waren, den Sprecher ebenso sehr überraschten wie die Person, die danebensaß.
    Für gewöhnlich blieb Anna dann gerne noch länger und lauschte den Erzählungen, doch sie machte sich Sorgen darum, Kelsey allzu lange mit der Verantwortung für den Laden allein zu lassen. So stopfte sie das Buch wieder in ihre Tasche und eilte zu Mr. Quentin hinüber. Sie wollte ihm etwas sagen, wenngleich sie jetzt noch nicht wusste, was sie ihm eigentlich sagen wollte.
    »Mr. Quentin«, fing sie an. »Es tut mir leid, ich

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