Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
»Kurztrip« malte er mit den Händen Anführungszeichen in die Luft, was Michelle auf die Palme brachte. »Ich habe auch noch nie gehört, dass irgendjemand außer Bridget Jones Kurztrips unternimmt.«
»Ich bin nicht Bridget Jones«, fauchte Michelle wütend.
»Hast du Schokolade zum Frühstück. Das Tagebuch der Bridget Jones gelesen?«, fragte Anna hoffnungsvoll.
»Nein, ich habe den Film gesehen«, entgegnete Michelle. »Kundin«, rief sie dann laut und war über die Ablenkung erleichtert, als sich eine junge Frau mit Kinderwagen abmühte, durch die Eingangstür zu kommen.
Anna stürzte los, um ihr die Tür aufzuhalten, und sofort vertieften die beiden sich in ein Gespräch typischer Leseratten – was normalerweise dazu führte, dass die Kunden Anna etwas abkauften.
Rory packte Michelle am Ellbogen und lenkte sie diskret in die Ecke mit der Abteilung »Lokales«.
»Versuchen Sie’s gar nicht erst!«, warnte sie ihn. »Ich dachte, mittlerweile hätten Sie begriffen, dass ich Nein meine, wenn ich Nein sage.«
»Wie zum Beispiel damals, als Sie sagten, Sie wollten den Laden nicht als Buchladen führen, Sie es sich dann aber noch einmal anders überlegt haben?« Rory starrte sie mit seinem beunruhigenden schiefen Lächeln an. »Mr. Quentin liegt dieser Hund sehr am Herzen. Sehr .«
Michelle starrte zurück. Ihr gefiel der leicht vorwurfsvolle Unterton in seiner Stimme gar nicht. »Im Mietvertrag steht nichts davon, dass ich neben seiner vollkommen unverkäuflichen Sammlung von militärhistorischen Büchern auch noch seine Haustiere aufnehmen muss!«
»Jedenfalls nicht ausdrücklich.« Rory warf einen Blick zur Seite, um sicherzugehen, dass Anna mit ihrer Kundin beschäftigt war. »Aber eine Geschäftsfrau wie Sie wird doch sicherlich die erheblichen Vorteile erkennen, die sich für Sie ergeben würden, indem Sie Ihrem Vermieter einen großen persönlichen Gefallen tun? Vielleicht führt dies dazu, dass auch er Ihnen im Gegenzug einen Gefallen tut?«
Michelles Gehirn arbeitete auf Hochtouren und ging alle Möglichkeiten durch, die ihr dieser Schlüssel bieten konnte. Sie wollte sich nicht für die falsche Tür entscheiden.
Wollte er damit etwa sagen, dass, wenn sie den Hund zu sich nähme, Mr. Quentin womöglich seine lächerliche Forderung fallen lassen würde, dieses Geschäftslokal weiterhin als verlustschreibenden Buchladen zu führen? Dass sie es dann in ein Bettwäscheparadies verwandeln könnte?
Wollte er das ernsthaft damit sagen? Für Rory waren Bücher mindestens ebenso heilig und unantastbar wie für Anna und Mr. Quentin. War dieser Hund wirklich so wichtig? Oder musste Rory nur aus jedem Deal noch etwas rausschlagen?
In Michelles Ansehen sank er immer tiefer, so absurd es auch schien.
Ihr Blick wanderte zu Tarvish hinüber, der geduldig die Aufmerksamkeiten über sich ergehen ließ, die er von Anna und der Frau bekam, die gerade hereingekommen war. Anna hatte ihm ein Kissen in die Kiste gelegt, und er machte bereits den Eindruck, als sei er schon seit 1954 hier. Wenn Michelle ehrlich war, musste sie zugeben, dass er einen großen Beitrag zu der angenehmen Buchladenatmosphäre leistete. Er war wie Kelsey, nur eben in Form eines Hundes.
Michelle dachte angestrengt nach. Es war bereits März. Selbst wenn der Buchladen weiterhin so wenig Gewinn abwarf wie derzeit, musste sie immer noch neun volle Monate durchhalten. Es blieb kein Geld übrig, um irgendwelche Notfallreparaturen ausführen zu können oder die Gehälter zu erhöhen. Sie konnte mit den Zahlen gerade so jonglieren, dass Anna noch Spielraum blieb, die wichtigsten Bücher auf Lager zu haben. Doch wenn Mr. Quentin dazu überredet werden könnte, dass »Bettlektüre« im Grunde doch das Gleiche sei wie ein Buchladen mit ein paar Betten darin …
Michelles schlechtes Gewissen meldete sich zu Wort, aber sie brachte es schnell wieder zum Schweigen. Bücher und Betten. Das passte hervorragend zusammen – es würde allein auf die Frage des … richtigen Verhältnisses hinauslaufen. Es würde dann eben nur nicht mehr so viele Bücher geben wie vielleicht jetzt noch.
»Denken Sie gerade darüber nach, Ja zu sagen?«, drängte Rory sie.
»Wochenenden oder unter der Woche?«
»Beides. Wir könnten uns abwechseln.«
»Und wer geht mit ihm Gassi?«
»Er muss nicht viel raus. Ich könnte jede zweite Mittagspause mit ihm gehen.«
»Futter?«
»Ich bezweifle, dass er noch große Mengen frisst. Wir könnten für eine monatliche Futterkasse
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