Der Prinz und das Maedchen von nebenan
in ihrem Nacken auf, und er lächelte zufrieden. Also war sie ihm gegenüber doch nicht so gleichgültig, wie sie vorgab. Gut!
Impulsiv neigte er den Kopf und küsste sie auf den Haaransatz. Sie rang überrascht nach Atem. Nein, immun gegen ihn war sie gewiss nicht.
„D…danke“, murmelte sie und wollte zur Seite treten, als er ihr die Hände um die Taille legte. Durch die Seide hindurch spürte er ihren Körper, und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Wie kann so wenig Stoff so erotisch wirken? fragte er sich verwundert. Es war doch nur ein altes grünes Kleid, es war doch nur Caro, und doch …
Auf den bevorstehenden Abend freute er sich gewiss nicht. Lefèbre und die anderen Mitglieder der Regierung würden ihm mit aller Höflichkeit begegnen, dennoch war er sich ihrer Verachtung für den nutzlosen Sohn des Königs bewusst. Respekt muss man sich verdienen, dachte er. Allerdings musste man die Gelegenheit dazu erhalten.
Solange jedoch Caro in seinen Armen lag, vergaß er alles ringsum. Er drehte sie zu sich herum, und sie ließ ihr Haar los und griff nach seinen Händen.
„Das ist keine gute Idee“, stieß sie atemlos hervor.
„Was genau?“
„Was immer du vorhast.“
„Ich bin nervös und muss mich entspannen. Es hilft in solchen Fällen, eine schöne Frau zu küssen.“
Sie errötete. „Hallo, ich bin’s nur! Du brauchst kein Süßholz zu raspeln.“
„Vielleicht mache ich das gar nicht. Vielleicht meine ich es ernst. Du bist schön.“
„Ich bin nur eine Freundin“, brachte sie mühsam hervor, während sie ihm tief in die Augen blickte und sich vor Verlangen nach ihm beinahe verzehrte.
„Eine wunderschöne Freundin.“
Er neigte den Kopf und berührte ihren Mund mit seinem, ganz leicht erst, doch als sie die Lippen öffnete und seufzte, vertiefte er den Kuss. Als er versuchte, sie an sich ziehen, glitten seine Finger über die Seide, ohne Halt zu finden.
Stattdessen hob Caro die Hände und legte sie ihm auf die Schultern, murmelte etwas Unverständliches und erwiderte seinen Kuss.
Er stöhnte, schlang ihr die Arme fester um die Taille und genoss ihre Süße. Ohne an das bevorstehende Dinner zu denken, öffnete er den gerade erst geschlossenen Reißverschluss und drängte sie sanft in Richtung Schlafzimmer. In diesem Moment räusperte sich jemand.
„Der Wagen steht bereit, Hoheit.“
Überrascht hob er den Kopf und rang um Beherrschung. „Wir sind gleich so weit.“
„Hoheit.“ Leise fiel die Tür hinter dem Lakaien ins Schloss, und Philippe fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
„Es tut mir leid, wie müssen los“, seufzte er.
Irgendwie schaffte Caro es zu lächeln. „Vermutlich ist es besser so. Es war ohnehin keine gute Idee.“
„Hat es dir nicht gefallen?“
Sie trat einen Schritt zurück. „Darum geht es nicht. Wir haben vereinbart, nur Freunde zu sein.“
„Freunde küssen sich doch auch.“
„Aber nicht so! Wir sollten es nicht wiederholen.“
„Darüber sprechen wir später“, schlug er vor, schloss ihren Reißverschluss und nahm sie am Arm. „Jetzt müssen wir los.“
Vor dem eigentlichen Dinner fand ein Empfang zu Ehren des Prinzen statt, zu dem alles, was in Montluce Rang und Namen hatte, geladen war. Caro stand neben Philippe, lächelte und schüttelte unzählige Hände. Falls die eleganten Damen, die sie abschätzend musterten, sie einschüchterten, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Philippe war stolz auf sie. In ihrem grünen Kleid zog sie viele Blicke auf sich, und auch ihm fiel es schwer, die Augen von ihr abzuwenden. Statt sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren, dachte er an den Kuss, an ihre samtweiche Haut, ihre Wärme … Und als sie ihn mit leisen Kommentaren über die Gäste zum Lachen reizte, hätte er sie am liebsten gleichzeitig erwürgt und in sein Bett gezerrt.
„Schau mal, da kommt Apollo!“, murmelte sie beispielsweise, als der Außenminister sich ihnen näherte. Die Ähnlichkeit war tatsächlich frappierend. Marc Autan hatte vergleichbar hervorquellende braune Augen, eine dicke Stupsnase und Hängebacken wie der Mops der Königinwitwe. Nur mit Mühe konnte Philippe an sich halten, und auch Caro musste sich das Lachen verkneifen, während er dem Minister die Hand schüttelte und einige freundliche Worte mit ihm wechselte.
„Benimm dich, sonst werde ich enterbt“, raunte er ihr in einem passenden Moment aus dem Mundwinkel heraus zu.
Später, bei Tisch, vermisste er sie jedoch. An der reich gedeckten, mit
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