Der Prinz und das Maedchen von nebenan
Premierministers noch im Ohr, fürchtete Philippe um ihre Sicherheit. Von Panik ergriffen, wollte er sich Hals über Kopf auf die Suche nach ihr begeben, doch Jan riet ihm, sich zunächst über ihre möglichen Ziele klar zu werden. Eingedenk ihrer Leidenschaft für Lebensmittel hatten sie den Weg zum Markt eingeschlagen.
Und tatsächlich, hier war sie, gesund, munter und offenbar im siebten kulinarischen Himmel schwebend. Philippe raste vor Zorn.
„Hatte ich dich nicht gebeten, das Palastgelände nicht zu verlassen?“, raunte er ihr leise und lächelnd zu. Ein Streit in aller Öffentlichkeit kam nicht infrage – was seinen Zorn weiter anfachte.
„Ich dachte, das bezieht sich auf Apollo!“
„Der Hund ist mir egal, ich sorge mich um dich. Du weißt, dass es wegen der Pipeline zu Unruhen kommen kann. Aus diesem Grund begleitet Jan mich überallhin. Doch du ziehst allein los, ohne Rücksicht auf deine Sicherheit!“
„Du hast selbst gesagt, dass mich eure Probleme nicht betreffen“, warf sie ihm dreist vor. „Lass mich die Spielregeln kurz zusammenfassen, damit ich künftig nichts falsch mache: Ich darf weder die Küche betreten noch das Schlossgelände verlassen.“
„Willkommen in meiner Welt!“ erwiderte Philippe mit beißender Ironie – und strahlendem Lächeln für die Umstehenden. „Du warst völlig schutzlos, jeder hätte dir etwas zuleide tun können.“
„Blödsinn! Bis du aufgetaucht bist, hat niemand auch nur geahnt, dass ich etwas mit dir zu tun habe.“
Natürlich hatte sie recht, und das schürte seine Wut weiter.
„Eigentlich bin ich froh, dass du gekommen bist“, fuhr sie ungerührt fort. „Ich wollte Käse kaufen, habe aber kein Geld dabei.“ Sie wandte sich an den Verkäufer, vor dessen Stand sie sich befanden, und bedeutete ihm mit Gesten, ihr eine Kostprobe zu reichen. Erfreut nickte dieser und reichte ihr einen großen Käsewürfel, den sie Philippe in den Mund schob, als dieser ihn gerade öffnete, um sie weiter auszuschelten.
„Probier mal. Ist das nicht der beste Käse, den du je gegessen hast?“
Ihm blieb nichts übrig, als zu gehorchen, und auf seiner Zunge explodierte förmlich ein Geschmacksfeuerwerk. Mit einem Mal erwachten all seine Sinne. Er nahm den köstlichen Geruch nach frischem Brot vom Nachbarstand wahr, hörte das beifällige Gemurmel der Umstehenden und sah verwundert Caro an, die gespannt auf seine Reaktion wartete.
Käse – das war alles, wofür sie sich interessierte. Die vergangene Nacht hatte sie offensichtlich nicht weiter berührt – im Gegensatz zu ihm. Wieso verliere ich den Kopf wegen einer Frau in einer dermaßen absonderlichen Aufmachung? fragte er sich irritiert.
Heute war sie ganz im Stil der Fünfzigerjahre gekleidet: Zu einer roten Bluse trug sie einen türkisfarbenen Tellerrock, der über und über mit tropischen Früchten bedruckt war. Erstaunlicherweise ließen die Bananen und Ananas sie ausgesprochen frisch und lebendig aussehen.
„Und?“, fragte sie.
Er schluckte den Bissen hinunter und versuchte ebenso ungezwungen aufzutreten wie sie.
„Ausgezeichnet!“ Dann wiederholte er dem überglücklichen Verkäufer das Lob auf Französisch.
„Können wir etwas davon kaufen? Ich habe leider kein Geld dabei.“
„Ich auch nicht.“
Gleichzeitig wandten sie sich zu Jan um, der das Gespräch mit angehört hatte. Sofort zückte er sein Portemonnaie und reichte es dem Prinzen, ohne dabei die Menschenmenge aus den Augen zu lassen.
„Danke. Wir rechnen später ab“, meinte Philippe und öffnete es.
Caro reckte den Hals und spähte hinein. „Großartig! Wie viel Geld steht uns zur Verfügung?“
Sie stand so nahe bei ihm, dass ihr Haar sein Kinn streifte und er ihren frischen, würzigen Duft wahrnahm.
Nachdem sie den Käse erstanden hatten, musste er sie weiter von Stand zu Stand begleiten, um Schinken, Oliven, Pasteten und Trauben zu probieren und für sie zu übersetzen. Jan folgte ihnen dicht auf den Fersen.
Der Rundgang über den Markt war eine neue Erfahrung für Philippe. Niemand hatte ihm beigebracht, wie er sich bei einer solchen Gelegenheit verhalten sollte. Die Königinwitwe und sein Vater zogen es vor, Distanz zum Volk zu wahren. Neben Caro, die munter und unbefangen mit jedermann plauderte und sich köstlich amüsierte, fiel es ihm jedoch nicht schwer, sich zu entspannen. Die Menschen waren überrascht, aber auch erfreut, den Prinzen in ihrer Mitte anzutreffen, und von allen Seiten schlugen ihm Wärme und
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