Der Prinz und das Maedchen von nebenan
sich und überprüfte den Zustand der Paprika unter dem Grill.
„Sinnlos. Lefèbre hat offenbar Anweisung, mich über alles auf dem Laufenden zu halten, aber jegliche Einmischung meinerseits zu verhindern. Ich soll eine Reihe öffentlicher Auftritte absolvieren, während Blanche und er regieren. Meine einzige Aufgabe besteht darin, das Volk in Bezug auf die Pipeline auf die Linie der Regierung einzustimmen.“
„Was ist damit?“
„Erdgas aus Russland soll nach Südeuropa transportiert werden. Die direkte Route führt quer durch Montluce. Wir, das heißt Blanche und mein Vater, stehen in Verhandlungen mit führenden Energieunternehmen aus ganz Europa. Der Bau wird Geld und Jobs ins Land bringen.“ Er nahm eine Zwiebel in die Hand und begann sie umständlich abzuziehen.
„Und wo liegt das Problem?“
„Das habe ich den Premierminister auch gefragt. Er hat nur Ausflüchte gebraucht und sich letztendlich auf meinen Vater berufen, der so entschieden hätte. Ich weiß es also nicht. Wir brauchen Energie und Arbeit. So, wie es aussieht, macht die Pipeline Sinn.“
Als der Salat fertig war, trug Caro die Schüssel auf den Balkon hinaus. Sie nahmen an einem Tisch im Schatten Platz und genossen ein gutes Glas Wein zum Essen.
Philippe lehnte sich entspannt zurück, dann fiel ihm etwas ein. „Beinahe hätte ich es vergessen, wir dinieren heute Abend bei Lefèbre und seiner Frau.“
„Es war ausgemacht, dass ich keine offiziellen Termine wahrnehme!“
„Davon ist keine Rede.“ Dass er auf einer Einladung auch für sie bestanden hatte, verschwieg Philippe ihr vorsichtshalber.
„Ist elegante Abendgarderobe erforderlich?“
„Allerdings. Verlange ich zu viel von dir, wenn ich dich bitte, ein Kleid aus diesem Jahrhundert zu tragen?“
„Ich kann mir keine neuen Kleider leisten.“
„Aber ich. Die Kosten sind mir egal.“
„Kommt nicht infrage! Ich lasse mich nicht umstylen, das war nicht Bestandteil unserer Abmachung. In meinem Schrank findet sich sicher etwas Geeignetes.“
Als sie später im Schlafzimmer stand und die Kleider musterte, die vor ihr auf dem Bett ausgebreitet lagen, musste sie sich eingestehen, dass ihre Behauptung nicht ganz zutraf. Sie hatte lediglich zwei Abendkleider eingepackt, ein mitternachtsblaues und ein hellgrünes, das mit dunklem Grün abgesetzt war. Philippe würde keines von beiden gutheißen.
Schließlich entschied sie sich für das Grüne, dessen raffinierter asymmetrischer Schnitt ihrer Figur schmeichelte. Sie schlüpfte hinein und strich es über den Hüften glatt, während sie sich zufrieden im Spiegel betrachtete.
Das Kleid wurde im Rücken mit einem langen Reißverschluss geschlossen. Sie schaffte es nicht, die letzten Zentimeter zuzuziehen, also machte sie sich auf die Suche nach Philippe.
Er stand, bereits fertig umgekleidet, auf dem Balkon, die Hände in den Hosentaschen, den Blick auf den See gerichtet. Im Smoking sah er so atemberaubend aus, dass sie unvermittelt nervös wurde. Niemand würde glauben, dass ausgerechnet sie einen Mann wie ihn fesseln konnte!
In diesem Moment wandte er sich zu ihr um. „Um Himmels willen! Wo hast du dieses Kleid aufgetrieben?“
Seltsamerweise ging es ihr sofort besser. Beherzt trat sie zu ihm. „Im Internet. Hier habe ich auch schon einige interessante Second-Hand-Läden entdeckt. Gefällt es dir?“
„Dazu sage ich nichts ohne meinen Anwalt!“
Sie lachte. War Philippe unhöflich oder verärgert, kam sie ausgezeichnet mit ihm zurecht. Dann konnte sie ihn behandeln wie einen Freund. Allerdings durfte sie nicht an seinen durchtrainierten Körper denken, an seine elegante Art sich zu bewegen, an die hellen Augen …
„Könntest du mir helfen?“, bat sie und wandte ihm den Rücken zu. Sie hob das Haar, das sie offen trug, mit einer Hand hoch, damit er den Reißverschluss in ihrem Nacken schließen konnte.
Langsam trat Philippe zu ihr. Im ersten Augenblick hatte er sich darüber geärgert, dass sie schon wieder ein altmodisches Kleid trug, doch je näher er ihr kam, desto besser gefiel ihm ihr Anblick. Die Abendsonne überzog sie mit einem goldenen Schimmer, betonte ihren makellosen Teint und ließ ihr Haar in einem satten Rotton glänzen.
Er legte ihr eine Hand in den Rücken und griff mit der anderen nach dem Verschluss. In ihrem Nacken wuchsen zarten Härchen, und sie roch appetitlich nach Kräutern und Zitrone.
Ganz langsam zog er den Verschluss zu. Als seine Finger ihre Haut streiften, richteten sich die Härchen
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