nach mir, wollen mir die Hand schütteln, und kleine Mädchen überreichen mir Blumensträuße. Wenn ich nach Hause komme …
Kopfschüttelnd brach sie ab. Das Schloss als Zuhause zu bezeichnen, erschien ihr nicht richtig. Rasch löschte sie die letzten Worte und schrieb stattdessen:
Wenn ich in den Palast zurückkehre, bin ich mit Blumen überladen.
Mein Französisch wird immer besser, dennoch übersetzt Philippe noch häufig für mich – wenn auch nicht immer korrekt, wie ich fürchte. Dann lachen die Leute auf meine Kosten.
Du siehst, mir geht es großartig. Wie sollte es auch anders sein, wenn alle so freundlich zu mir sind. Auf Dauer würde ich mich hier vielleicht langweilen, und dir muss ich gewiss nicht erzählen, wie die Rechte nach einem lange Tag schmerzt, an dem man tausend Hände geschüttelt hat. Aber momentan macht es mir noch Spaß, mit im Rampenlicht zu stehen. Ein Teil der Menschenmenge sein kann ich noch für den Rest meines Lebens!
Caro
Neben seinen öffentlichen Auftritten nahm Philippe Termine mit Ministern oder hohen Beamten wahr, und jeden Morgen erhielt er eine dicke rote Mappe voller Akten, die er lesen und gegebenenfalls bei seinen täglichen Treffen mit der Königinwitwe diskutieren musste.
Die täglichen Besprechungen mit der strengen Großtante setzten ihm sehr zu. Als belastend empfand er auch, dass er in keine Entscheidungen eingebunden war und keine sinnvollen Neuerungen im Land einführen durfte. Das hätte seinen kranken Vater unnötig belastet. Auch Blanche begegnete er mit großer Rücksichtnahme, so schwierig die Beziehung zu ihr sich auch gestaltete.
Caro gegenüber machte er seiner Frustration häufig Luft, indem er immer wieder davon sprach, so bald wie möglich nach Südamerika zurückzukehren, wo er fliegen und Sinnvolleres tun konnte, als Hände zu schütteln.
Es ist eine Schande, dass er nicht zum Zuge kommt, dachte sie immer wieder empört. Er wäre ein kompetenter und innovativer Regent – wenn seine Familie ihn nur akzeptierte.
Im Nachhinein wunderte sie sich, wie falsch sie ihn anfangs beurteilt hatte. Anfangs hatte sie nur den Playboy gesehen und erst nach und nach den integren, intelligenten Mann entdeckt, der sich gegen die Einschränkungen auflehnte, die das Leben am Königshof ihm auferlegte, und der sich, dessen war sie sicher, nach der Zuneigung seines Vaters verzehrte.
Sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, Apollo im Garten auszuführen, während Philippe bei Blanche weilte. Wenn er frustriert aus den Besprechungen herauskam, gingen sie eine Weile am See spazieren, und sie munterte ihn auf.
Im Großen und Ganzen hielten sie sich an ihre Abmachung, wenngleich Philippe in der Öffentlichkeit gern schummelte. Er nutzte jede Gelegenheit, um ihr eine Hand in den Rücken oder einen Arm um die Taille zu legen oder ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen.
„Damit will ich nur Blanche ärgern“, lautete seine vorgeschobene Entschuldigung, wann immer Caro protestierte.
„Hör auf“, raunte sie ihm dann zu, doch sie meinte es nicht ernst. Wider alle Vernunft genoss sie seine Zärtlichkeiten. Sie brauchte ihn nur anzusehen, wenn er einer Menschenmenge zulächelte oder einer alten Dame die Hand zum Gruß reichte, um die Nacht herbeizusehnen.
Auch das schrieb sie Lotty natürlich nicht.
8. KAPITEL
An:
[email protected]Von:
[email protected]Betreff: Mode-Ikone
Wusstest du, dass das Glitz-Magazin ausführlich berichtet, wie du die Mode-Szene in Montluce revolutionierst? Ich habe mich fürchterlich an meinem Tee verschluckt, als ich beim Durchblättern auf dein Foto gestoßen bin, und musste mir eine Erklärung für Corran ausdenken, was mich so aus der Ruhe gebracht hatte. Du siehst aus wie eine echte Prinzessin, ich hätte dich beinahe nicht erkannt! Wieso haben wir nicht schon früher die Rollen getauscht? In dem Artikel steht, das Philippe dich anbetet … gibt es da etwas, das ich wissen sollte?
Lotty
An:
[email protected]Von:
[email protected]Betreff: Re: Mode-Ikone
Wer ist Corran?
Caro
Ihre Freundin belügen wollte Caro nicht, und das Arrangement erklären, das sie mit Philippe getroffen hatte, war zu kompliziert, also ging sie nicht auf die entsprechende Frage ein.
In ihrem Posteingangsfach befand sich eine weitere Nachricht. Stella hatte ebenfalls den Artikel in der Glitz gelesen und ihn George und Melanie gezeigt. Sie beschrieb triumphierend, wie er erbleicht war und seine Verlobte ein