richtete Caro sich auf. „Ich?“
„Blanche gedenkt, deine Berühmtheit auszunutzen. Von jetzt an sollst du mich bei meinen Auftritten begleiten. Ihr Hintergedanke dabei ist, dass die Leute sich so intensiv mit deinen Outfits beschäftigen werden, dass ihnen keine Zeit bleibt, sich für die Proteste gegen die Pipeline zu interessieren. Sie rechnet mit einem Medienspektakel.“
„Meinetwegen?“ Sie sah ihn ungläubig an.
„Unfassbar, nicht wahr, insbesondere wenn man deine Vorliebe für Second-Hand-Klamotten berücksichtigt. Gleich Morgen darfst du deinen ersten Termin wahrnehmen, wir weihen einen neuen Flügel im Krankenhaus ein.“
„Werden die Leute nicht mit unserer baldigen Verlobung rechnen, wenn ich dich zu solchen Anlässen begleite? Das kann ihr doch nicht recht sein.“
„Ist es auch nicht, aber ich habe sie davon überzeugt, dass ich ganz vernarrt in dich bin.“
„Die Ärmste sorgt sich um Lotty, während sie sich über uns empören muss! Du solltest ihr erklären, dass du mich nicht heiraten willst, sondern dich nur nach meinem Körper verzehrst. Das würde es ihr leichter machen.“
„Soll sie sich doch ärgern – gleich jetzt“, erwiderte er, schob Caro eine Strähne hinters Ohr und blickte ihr tief in die Augen.
Caro schluckte nervös. „Wir hatten abgemacht, einander nicht zu berühren, wenn wir allein sind.“
„Das sind wir nicht. Glaub mir, meine Großtante steht dort oben am Fenster und beobachtet uns, und wer weiß, wer noch. Vielleicht versucht einer der Lakaien, sich etwas hinzuzuverdienen, indem er der Presse über unsere große Liebe berichtet? Das sollten wir ihm gönnen.“
Er legte ihr eine Hand an den Hinterkopf und zog sie sanft zu sich, dann presste er seinen Mund auf ihren.
Sie schloss die Augen und genoss den Kuss, obwohl sie sich der Tatsache bewusst war, dass sie einen weiteren Fehler beging. Zufrieden aufstöhnend öffnete sie die Lippen und überließ sich dem Gefühl der Süße, das sie durchdrang, dem aufregenden Prickeln, den Schauern, die ihr den Rücken hinabjagten.
Leidenschaftlich erwiderte sie den Kuss, bis Apollo bellend auf sich aufmerksam machte. Zögernd ließen sie voneinander ab.
„Fort mit dir“, schimpfte Philippe, doch Caro streckte eine Hand nach dem Hund aus und tätschelte ihn. „Er verteidigt mich nur, weil er glaubt, du tust mir weh.“
„Ich tu ihr schon nichts.“
Doch als er sie erneut an sich ziehen wollte, sprang sie rasch auf die Beine.
„Jetzt nicht“, stieß sie atemlos hervor.
An:
[email protected]Von:
[email protected]Betreff: Winken und Händeschütteln
Nach nur einem Monat kommt es mir bereits so vor, als würde ich schon immer in einem Palast leben. Auch im Winken und Händeschütteln bin ich ein Profi geworden, und mein Hofknicks ist eine wahre Pracht.
Aus einem mir unerfindlichen Grund hat deine Großmutter beschlossen, dass ich Philippe bei seinen öffentlichen Auftritten begleiten soll. Vielleicht hofft sie, er lässt mich umso schneller fallen, wenn ich mich danebenbenehme. Meine Vintage-Kleider gefallen ihm immer noch nicht, und er kommentiert sie entsprechend, ansonsten kommen wir prima miteinander aus.
Caro hielt inne. Das klang zwar schrecklich nichtssagend, die Wahrheit konnte sie Lotty jedoch nicht gestehen. Sollte sie ihr etwa beschreiben, wie sie und Philippe sich Nacht für Nacht so hemmungslos liebten, dass sie rot wurde, wenn sie nur daran dachte? Dass sie tagsüber meinte, seine Küsse und Berührungen noch zu spüren und nur an seinen prächtigen Körper denken musste, um den Abend herbeizusehnen?
Philippes Terminkalender ist prall gefüllt. Wir haben im letzten Monat diverse Krankenhäuser besucht, Fabriken besichtigt, Empfängen, Konzerten und Wohltätigkeitsveranstaltungen beigewohnt. Du kennst das bereits, für uns ist es jedoch neu. Dabei ist Philippe ein echtes Naturtalent. Zwar stöhnt er jeden Morgen, wenn er die Termine für den Tag durchgeht, doch er begegnet den Menschen offen, charmant und interessiert, ohne dadurch an Glamour einzubüßen – er besitzt außergewöhnlich viel Charisma.
Nach Möglichkeit halte ich mich bei den Terminen im Hintergrund. Philippe denkt, ich würde mich langweilen, und manchmal, wenn ich höre, was uns bevorsteht, fürchte ich das auch. Tatsächlich amüsiere ich mich meistens großartig. Die Herzlichkeit der Menschen überwältigt mich jeden Tag aufs Neue. Ich weiß, dass sie Philippe gilt, doch manchmal rufen die Leute auch