Der Prinz und das Maedchen von nebenan
gutes Stück an Selbstzufriedenheit eingebüßt hatte.
Diese E-Mail beantwortete Caro überhaupt nicht. George und Ellerby schienen ihr in weite Ferne gerückt. Dennoch war sie dankbar für die Erinnerung, dass ihre Affäre mit Philippe nicht auf Dauer angelegt war.
Es wurde höchste Zeit, sich auf die Realität zu besinnen. In etwa vier Wochen würde sie nach England zurückkehren und dort ein Leben nach ihrem Geschmack führen: ruhig, sicher, in der Gemeinde verwurzelt – allerdings ohne Philippe.
Sie würde ihn schmerzlich vermissen, doch ihr blieb keine Wahl. Er liebte sie nicht, und selbst wenn sie sich in diesem Punkt irren sollte, eignete sie sich nicht zur Prinzessin. Weder in ihrem Aussehen noch in ihrem Stil entsprach sie den Anforderungen, und wenngleich ihr überall großes Wohlwollen entgegenschlug, fühlte sie sich der Rolle nicht gewachsen.
Immer nur zu repräsentieren würde mich bald langweilen, sagte sie sich. Es war besser, nach Hause zurückzukehren und sich eine handfeste Aufgabe zu suchen. Seit einigen Tagen beschäftigte sie sich gedanklich viel mit dem Feinkostgeschäft, das sie zu eröffnen gedachte, mit der Finanzierung und dem Sortiment. Sie plante, einige Spezialitäten aus Montluce anzubieten, und hatte sich vom Küchenchef des Palasts bereits diverse Rezepte besorgt. Alles war besser, als darüber nachzugrübeln, wie sehr Philippe ihr fehlen würde.
Philippe lag ausgestreckt auf dem Sofa im Salon und zog eine Akte aus der roten Dokumentenmappe, die auf dem Boden neben ihm lag. „Rechenschaftsbericht der Kartoffelproduzenten, Abfallwirtschaftskonzept … Ich begreife nicht, wie ein so winziges Land solche Mengen an Schriftstücken produzieren kann! Allein um das Papier dafür herzustellen, müssen ganze Wälder gerodet werden. Und wer interessiert sich dafür? Niemand!“
„Vielleicht die Kartoffelbauern“, schlug Caro vor.
„Die haben Besseres zu tun als Berichte zu lesen.“ Er sah neugierig auf. „Was machst du da?“
Caro saß am Tisch und starrte auf ihren Laptop, die Lippen zusammengespresst und die Stirn gerunzelt.
„Ich sehe nach, ob bei right4u.com neue Nachrichten für mich eingegangen sind. Das gibt’s doch nicht! Eine einzige in einem ganzen Monat, und die stammt auch noch von Mr Sexy!“, erklärte sie enttäuscht.
Ruckartig setzte er sich auf. „Wieso interessiert dich das? Du bist mit mir zusammen!“
„Nur vorübergehend“, antwortete sie gelassen. „Und falls sich mein Traumpartner in dieser Zeit meldet, will ich nicht riskieren, dass ihn mir eine andere vor der Nase wegschnappt.“
„Im Moment könntest du ohnehin nichts dagegen unternehmen, du bist noch einen Monat hier.“
Zu seinem Ärger klickte sie dennoch auf einen Link. Rasch erhob er sich um nachzusehen, für wen sie sich interessierte.
„Ich würde mich nicht gleich mit ihm verabreden, sondern erst schriftlich Kontakt aufnehmen, um herauszufinden, ob wir gemeinsame Interessen und Ansichten haben. Es wäre lediglich ein Online-Flirt. Du willst doch nicht, dass ich den Richtigen verpasse, oder?“
Inzwischen stand Philippe hinter ihr und studierte eingehend die Kurzprofile, die sie auf dem Bildschirm aufgerufen hatte. „Welcher von ihnen könnte es denn sein?“
„Vielleicht dieser?“ Sie wies auf das Foto eines ernst dreinblickenden Mannes, der sich Stubenhocker nannte und sich selbst als loyal, verlässlich und liebevoll beschrieb.
Wie üblich befand sich Caros Frisur im Zustand der Auflösung. Philippe hätte ihr das Haar am liebsten zusammengerafft und ordentlich festgesteckt. Oder sollte er den Clip ganz herausziehen, bis es ihr offen über die Schultern fiel? Dann könnte er mit den Fingern hindurchfahren, ihr Gesicht anheben …
Nein, das wäre ein Verstoß gegen die strengen Regeln, die sie aufgestellt hatte! Wie hatte er sich nur darauf einlassen können? Wäre Caro tatsächlich seine Geliebte – nicht nur nachts –, würde er sie auf den Nacken küssen, sie zum Sofa führen und ausgiebig verwöhnen.
Da sie jedoch das Schlafzimmer längst verlassen hatten und sich niemand außer ihnen im Raum befand, durfte er sie nicht einmal berühren. Das hatte er ihr versprochen.
„Liebevoll? Da kannst du dir genauso gut einen Hund anschaffen“, machte er seiner schlechten Laune Luft.
„Mir gefällt, was er schreibt.“ Sie scrollte weiter durch das Profil. „Sieh doch, er ist Lehrer.“
„Was soll daran gut sein?“
„Es bedeutet, er ist vernünftig und seriös und kann
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