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Der Prinz und das Maedchen von nebenan

Der Prinz und das Maedchen von nebenan

Titel: Der Prinz und das Maedchen von nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Hart
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Ergebnisse ihrer Arbeit ließen sich durchweg sehen – und schmecken. Er würde bald mehr Sport treiben müssen, um nicht zuzunehmen!
    Anscheinend hatte sie ihn gehört, denn sie kam ihm entgegen, einen Kochlöffel in der Hand. „Was sagt Blanche zur Pipeline?“
    „Nichts Unerwartetes.“ Aufstöhnend lockerte er seine Krawatte und öffnete den obersten Hemdknopf. Da unangekündigte Besuche bei der Königinwitwe ausgeschlossen waren, hatte er sich einen Termin für diesen Tag geben lassen und sich dem Anlass entsprechend gekleidet. „Ich soll mich nicht in etwas einmischen, von dem ich nichts verstehe. Die Beziehungen zwischen Montluce und unseren mächtigen Nachbarn sind heikel, wir dürfen das wenige an Einfluss, das wir haben, nicht gefährden. Mein Vater hat seine Wünsche klar geäußert, ich soll das Abkommen in seinem Namen unterzeichnen und aufhören, Fragen zu stellen. Und so weiter und so fort.“
    „Was wirst du jetzt tun?“
    „Keine Ahnung!“ Rastlos ging er auf und ab und raufte sich frustriert die Haare. „Zunächst einmal brauche ich frische Luft. Komm mit!“
    Sie fuhren in die Berge, wie üblich gefolgt von Jan im schwarzen Geländewagen. Philippe saß schweigend am Steuer seines Cabrios, und Caro beschloss, ihn nicht zu stören. Dicht an dicht stehende Bäume säumten die Straße, nur gelegentlich zwängte sich ein Sonnenstrahl durch das Blattwerk. Die Luft war erfüllt vom intensiven Duft der Pinien.
    Außerhalb von Montvivennes herrschte nur wenig Verkehr, und sie erreichten ihr Ziel rasch. Philippe bog in ein romantisches Tal ein und parkte den Wagen in der Nähe eines Flusses. Tiefe Ruhe umfing sie, und Caro fiel es schwer zu glauben, dass die quirligen Hauptstadt nur eine Autostunde hinter ihnen lag.
    „Lass uns spazierengehen“, schlug Philippe vor.
    Während Jan bei den Autos wartete, schlenderten sie am Flussufer entlang bis zu einer Stelle, an der Felsbrocken, die ein Gletscher vor Jahrtausenden dort abgelegt hatte, den Fluss teilten. Neben dem Hauptarm hatten sich tiefe grüne Teiche gebildet. Abgesehen vom Rauschen des Flusses, dem emsigen Summen von Insekten und lieblichem Vogelgezwitscher herrschte Stille. Caro ließ sich auf einem der glatten Felsbrocken nieder, zog die Sandalen aus und ließ ihre Füße ins Wasser baumeln.
    „Wie friedlich es hier ist!“
    Auch Philippe krempelte die Hosenbeine hoch und setzte sich. Er tauchte die Füße neben ihren in das glasklare Wasser. „Ich bin froh, dass wir hierhergekommen sind.“
    Sie warf ihm einen fragenden Blick zu. „Warst du schon einmal hier?“
    „Das war Etiennes Lieblingsplatz. Gelegentlich brachte Vater uns hierher. Dann wurde Etienne zu alt, um in den Teichen zu planschen.“
    Dass sein Vater nie daran gedacht hatte, seinen jüngeren Sohn allein hierher zu begleiten, brauchte er nicht extra zu erwähnen.
    Während er gedankenverloren aufs Wasser blickte, nutzte Caro die Gelegenheit, sein ausdrucksvolles Gesicht eingehend zu studieren. Sie kannte ihn inzwischen so gut, dass sie wusste, wo sich an seinen Schläfen die ersten grauen Haare befanden, dass sich um seine Augen herum die ersten Lachfältchen bildeten, wie sich seine Haut anfühlte. Die markanten Linien seines Kinns hatte sie sich ebenso eingeprägt wie die Form seines Mundes … Dennoch setzte ihr Herz jedes Mal einen Schlag lang aus, wenn sie ihn nur ansah.
    „Die Pipeline soll genau hier verlaufen.“ Er hob den Blick und ließ die liebliche Szenerie auf sich wirken. „Sie durchschneidet das Tal ohne jeglichen Sichtschutz. Dann wird sie durch diesen Hügel hindurchgeführt in das darunterliegende Tal. So schön wie heute wird es hier nie mehr aussehen.“
    Entsetzt fragte Caro: „Wie kann man diese Möglichkeit auch nur in Betracht ziehen?“
    „Hier leben kaum Menschen, es gibt nur vereinzelte Dörfer. Zugegeben, die Landschaft ist wunderschön, doch was bedeutet das schon, wenn es um den Energiehunger von Millionen Menschen geht? In Europa gibt es viele schöne Täler. Wen kümmert da schon Montluce?“
    „Dich!“, sagte Caro. Er wandte sich zu ihr um und sah ihr direkt in die Augen.
    „Ich könnte mich weigern, das Abkommen zu unterzeichnen. Der vorliegende Plan ist unakzeptabel, da die Umwelt unverhältnismäßig stark belastet wird. Die Bau- und Energieunternehmen nutzen unsere Abhängigkeit von internationaler Unterstützung aus. Doch das würde mein Vater mir übel nehmen. Er würde es als Affront gegen seine Autorität auffassen. Die

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