Der Prinz und das Maedchen von nebenan
Verantwortung überträgt.“
„Nun, das ist gut“, antwortete Caro, doch ihr Lächeln wirkte gezwungen.
9. KAPITEL
Caro verschränkte die Arme vor der Brust. „Das ändert einiges, nicht wahr?“
„Inwiefern?“, wollte Philippe wissen.
Die nächsten Worte auszusprechen, fiel ihr sichtlich schwer. „Wenn du in Montluce bleibst, brauchst du die richtige Frau an deiner Seite. Blanche hat recht, du musst dich nach einer Prinzessin umsehen.“
„Das hat noch Zeit“, wehrte er ab.
„Jedenfalls macht unser Täuschungsmanöver keinen Sinn mehr. Ich reise so bald wie möglich ab.“
In seinem Magen krampfte sich etwas zusammen. „Du wolltest zwei Monate bleiben!“
„Die sind ohnehin fast um. Es wird Zeit für mich, nach Ellerby zurückzukehren.“ Sie lächelte ihm zu. „Die Wochen mit dir waren … märchenhaft schön und ich werde sie nie vergessen, aber mein wirkliches Leben sieht ganz anders aus.“
Diese Meinung teilte Philippe nicht. Sie zu berühren, ihrem Atem zu lauschen, sie zu riechen und zu fühlen, erschien ihm überaus real.
„Ich bin nicht, was du brauchst, Philippe, und du kannst mir nicht geben, was ich will. Ich werde mir in England einen ganz gewöhnlichen Mann suchen, der bereit ist, sein Leben mit mir zu teilen.“
Sie hat recht, sie verdient eine Liebe, wie ich sie ihr nicht schenken kann, dachte er erschüttert, ein Leben voller Hingabe und Sicherheit mit einem Happy End.
„Wie du willst“, lenkte er ein, doch seine Stimme klang gepresst.
Caro hatte ihr Versprechen gehalten und die ganze Zeit über nicht aus den Augen verloren, dass sie eine Beziehung nur vortäuschten. Nun hatte sie offenbar genug davon – genug von ihm.
Der Druck in seinem Magen verstärkte sich, doch er durfte ihr nicht zeigen, wie verletzt er war. „Ich sorge dafür, dass du morgen abreisen kannst.“
Diesen Plan durchkreuzte die Königinwitwe jedoch. Noch ehe Philippe die entsprechenden Arrangements treffen konnte, bestellte sie ihn und Caro zu sich.
„Ich fürchte, sie will mir den Kopf abreißen. Wir haben uns kürzlich gestritten“, gestand Caro ihm nervös.
„Du bist mit Blanche aneinandergeraten? Wie tapfer von dir!“
Zu ihrer großen Überraschung bot die Königinwitwe ihnen jedoch Platz auf einem Sofa an. Es war das unbequemste Möbelstück, auf dem Caro je gesessen hatte, doch sie wusste die Geste zu schätzen.
Die alte Dame selbst thronte stocksteif hinter ihrem Schreibtisch. „Es sieht aus, als hättest du Montluce weltbekannt gemacht“, wandte sie sich an Philippe. „Obwohl du dich dem Willen deines Vaters widersetzt hast, ist daraus kein Unglück erwachsen. Wie ich höre, wollt ihr euch künftig sogar seine Pflichten teilen. Sehr gut! Du hast anscheinend gelernt, Verantwortung zu übernehmen.“
Statt zu antworten lächelte Philippe nur.
„Ich werde alt und empfinde es als enorme Belastung, bei dem Wohltätigkeitsball als Gastgeberin zu fungieren“, fuhr sie fort. „Würdet ihr beide diese Aufgabe an meiner Stelle übernehmen?“
Philippe und Caro tauschten einen entsetzten Blick.
„Mademoiselle Cartwright hat mir auseinandergesetzt, dass ich deine Fähigkeiten weit unterschätzt habe, Philippe. Ich gehe davon aus, ihr seid in der Lage, den Ball ohne weiteres Aufheben abzuhalten.“
Nachdem die Königinwitwe sie entlassen hatte, wandte Philippe sich an Caro: „Du kannst jetzt unmöglich abreisen, das schaffe ich nicht allein!“
„Ich habe noch nie einen Ball besucht und habe keine Ahnung, was zu tun ist.“
„Du musst nur dastehen, die Gäste begrüßen und aussehen, als hättest du Spaß. Bitte bleib, bis der Ball vorüber ist.“
Nachdenklich biss sie sich auf die Unterlippe. Dies war der erste wichtige Auftrag, den Philippe von Blanche erhalten hatte, eine Bewährungsprobe. Wenn sie ihn nur wenige Tage vorher verließe, sähe das gar nicht gut aus.
„Gut“, lenkte sie ein. „Ich bleibe. Danach reise ich jedoch sofort ab.“
Ein letztes Mal konnte sie Philippe unterstützen. Sie würde neben ihm stehen und ihm helfen, Blanche davon zu überzeugen, wie gut er sich als Prinz machte, wenn er die Gelegenheit dazu erhielt.
Das bedeutete allerdings, dass sie sich entsprechend kleiden musste. Keines ihrer Vintage-Kleider wurde diesem Anlass gerecht.
Die Vorbereitungen für den Ball liefen auf Hochtouren. Bereits zwei Tage vor dem großen Ereignis reisten Philippes prominente Freunde an. Sie zeigten sich begeistert von der idyllischen Landschaft und
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