Der Prinz und das Maedchen von nebenan
zur großen Freude der bislang schwächelnden Fremdenverkehrsbranche.
Von all dem bekam Philippe wenig mit. Er hatte sich persönlich nach Paris begeben, um seinem Vater das neuen Abkommen zu erklären, das er in dessen Namen ausgehandelt hatte. „Vielleicht weigert er sich, mich zu empfangen, aber ich muss es wenigstens versuchen“, meinte er vorher zu Caro. „Kommst du einige Tage ohne mich zurecht?“
„Mach dir um mich keine Sorgen. Natürlich musst du zu ihm fahren. Ich hoffe, er ist stolz auf dich. Ich jedenfalls bin es!“
Kurz nach seiner Abreise erhielt Caro eine Vorladung zur Königinwitwe. Es zeigte sich, dass diese ihr Philippes Rebellion anlastete. Ihr geballter Zorn schüchterte sie stärker ein, als sie zugeben wollte. Sie biss die Zähne zusammen und verkniff sich jeden Widerspruch, der ohnehin nur alles schlimmer machen würde. Dann zog Blanche jedoch über Philippe her, und es gelang Caro nicht länger, ihre Zunge im Zaum zu halten.
„Er ist nicht verwöhnt!“, begehrte sie zornig auf. „Wie denn, wenn niemand aus seiner Familie ihm jemals Aufmerksamkeit geschenkt hat, von seinem Bruder abgesehen? Genauso wenig ist er selbstsüchtig. Dann hätte er nämlich seinen krebskranken Vater, der ihn über Jahre hinweg ignoriert hat, im Stich gelassen. Stattdessen hat Philippe seine eigenen Interessen zurückgestellt und ist nach Montluce gekommen. Zum Dank bringen Sie und alle anderen ihm nichts als Geringschätzung entgegen!“
Empört fuhr die Königinwitwe sie an: „Wie können Sie es wagen, so mit mir zu sprechen?“
„Ich wage es, weil außer mir niemand für Philippe eintritt und er zu sehr an Ihnen hängt, um es selbst zu tun. Sehen Sie sich doch um, Hoheit. Das Volk verachtet ihn nicht. Die Menschen halten ihn für einen mutigen, innovativen Mann, der sein Land ins einundzwanzigste Jahrhundert führt – ein Jahrzehnt nach dem Rest der Welt! Sie lieben ihn. Er ist weder spießig noch reserviert, sondern herzlich, offen und er hört zu. Er ist ein guter Mensch, der gerade erst entdeckt, was er in seiner Position erreichen kann.“
„Er hat sich gegen den ausdrücklichen Wunsch seines Vaters, meiner Person und der Regierung gestellt!“
„Diese Entscheidung ist ihm nicht leicht gefallen, doch er ist überzeugt von ihrer Richtigkeit. Er ist nicht den für ihn – oder Sie – einfachen Weg gegangen, sondern hat das Wohl von Montluce im Auge behalten.“
„Wir entscheiden, was dem Land guttut!“
„Nein, das tut das Volk.“
Zwei Tage später kehrte Philippe nach Hause zurück, empfangen von großem Applaus, der ihn tiefer berührte, als er zuzugeben bereit war. Entlang der Straßen von der Grenze bis zur Stadt jubelte ihm die Bevölkerung des Landes zu, und vor dem Palast erwartete ihn eine begeisterte Menschenmenge. Schade, dass Caro nicht hier ist, dachte er.
Sie erwartete ihn in der gemeinsamen Wohnung, und bei ihrem Anblick ging ihm das Herz auf. Als der Lakai die Tür hinter sich ins Schloss zog, warf sie sich ihm mit einem Freudenschrei in die Arme: „Du bist ein Held! Hast du die Zeitungen schon gelesen?“
Er wirbelte sie einmal im Kreis herum und schmunzelte. „Einige. Ohne dich hätte ich das nie geschafft.“
„Ich habe überhaupt nichts gemacht!“
„Du hast mir die Kraft gegeben, mir selbst treu zu bleiben“, widersprach er ihr ernst. „Ich weiß nicht, ob es mir sonst wichtig genug gewesen wäre.“
„Aber jetzt ist es das.“ Etwas zu spät bemerkte sie, dass sie ihn immer noch umarmte, und sie ließ ihn rasch los. „Du gehörst hierher, Philippe. Hier kannst du etwas bewirken.“
„Möglich.“
Dann berichtete er ihr von seinem Vater, der kurz davor gestanden hatte, ihn zu enterben, bis sich herausstellte, wie gut Philippes Haltung in der Öffentlichkeit ankam. „Zuerst hat er mich angebrüllt, weil ich mich seinen Anweisungen widersetzt habe. Letztendlich hat er zugegeben, dass meine Entscheidung nicht schlecht war, was aus seinem Mund ein großes Lob bedeutet.“
„Wie schön“, meinte Caro erfreut, obwohl sie es für angemessener gehalten hätte, wenn der König seinem Sohn auf Knien gedankt hätte.
Philippe nahm das Buch zur Hand, in dem sie eben gelesen hatte, und fuhr wie beiläufig fort: „Er hat mich gebeten, auch nach seiner Rückkehr hierzubleiben, um ihn von einigen seiner Pflichten zu entlasten.“ Er legte das Buch wieder beiseite.
„Was hast du ihm geantwortet?“
„Dass ich bleibe, sofern man mir auch einen Teil der
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