Der Prinz von Astrilandis
einen leeren Korb. Den füllst Du dann wieder.“ Hero schaute den Sklaven ungläubig an. Die Flamme des Öllämpchens wurde von einem kleinen Luftzug bewegt, der aus den senkrecht aufsteigenden Schächten kam. Doch es war ziemlich heiß hier unten und der Luftzug verschaffte kaum eine Linderung. Die Öllampen verpesteten die Luft und die Olivenholzstangen, die als Stützen in den Gängen angebracht waren, standen so eng, dass Hero sich dazwischen hindurchzwängen musste, um in den hinteren Teil des Ganges zu gelangen. Mit dem schweren Hammer schlug Hero auf das Gestein am Ende des Ganges ein, nur langsam lösten sich Brocken, die ihm vor die Füße fielen. Er sammelte sie auf und verstaute sie in dem Korb, wie man ihm gesagt hatte. Schon jetzt war sein Körper schweißüberströmt und das Schlagen mit dem Hammer war in der Enge und Hitze des Berges eine einzige Qual. Mit der Zeit erkannte Hero, wie er den Hammer bewegen musste, um die Steinbrocken gezielter aus der Wand zu schlagen. Es gab immer wieder loses Gestein, das herabbröckelte und andere Erzbrocken, die so groß und schwer waren, dass er sie zusätzlich zerkleinern musste, um sie in den Korb zu packen. Seine Hände waren bald blutig und sein Körper von den Haaren bis zu den Füßen staubverkrustet. Immer wieder war ihm ein Steinbrocken auf die nackten Füße gefallen und hatte seine Zehen blutig geschlagen. Hero hatte kein Zeitgefühl mehr, er wusste nicht, wie lange er so gearbeitet hatte, als durch einen lauten Pfiff das Ende des Tages und der Arbeit angekündigt wurde. Die Bergleute verließen auf den schmalen Leitern wieder den Schacht und als Hero oben ankam, sah er, dass die Sonne bereits untergegangen war. Mit gesenkten Köpfen und schmerzenden Gliedern schleppten sich die Arbeiter an den See, um sich zu waschen. Hero sah zu seinem Entsetzen, dass unter den schmutzigen Arbeitern auch Kinder waren, die genau wie er, den ganzen Tag unter der Erde verbracht hatten. Als die Arbeiter ihr Brot und Wasser erhalten hatten, wurden sie wieder in den Pferch getrieben, in dem Hero bereits die letzte Nacht verbracht hatte. So ging es ein paar Tage und Nächte lang, bis Hero wieder für das Tragen der Lasten bei Tage eingeteilt wurde. Erst jetzt schöpfte er erneut Hoffnung, Mita zu sehen. Er würde nicht aufgeben, bis er sie und sich aus diesem Lager befreit hatte. Einer der Männer hatte ihn gewarnt, einen Gedanken an Flucht zu verschwenden. „Die meisten werden wieder gefangen und in die Grube zurückgebracht“, sagte er. Dann kennzeichnete man sie mit einem Brandmal auf der Stirn und legte ihnen Fußfesseln an, um eine erneute Flucht zu verhindern und die anderen von ähnlichen Versuchen abzuschrecken. In der Tat hatte Hero schon ein paar Arbeiter mit Fußfesseln gesehen, die ihre Arbeit nur noch unter härtesten Bedingungen ausführen konnten. Doch all diese Schwierigkeiten fürchtete Hero nicht so sehr, wie die Vorstellung, hier bleiben zu müssen. Er wagte niemandem zu sagen, dass er der künftige Herrscher von Astrilandis war, denn er fürchtete, nur verspottet oder bestraft zu werden. Nichts an seinem Äußeren, außer dem Mal auf seiner Stirn deutete darauf hin, dass er etwas Besonderes war.
Er war schon einige Male mit seinem Korb zur Halde gegangen und hatte dabei die vorbeiziehenden Frauen aus dem Augenwinkel beobachtet, als er glaubte Mita zu erkennen. Er hielt den Atem an, als er sie an ihrem ungewöhnlich aufrechten Gang erkannte. Mita hatte die Angewohnheit den Rücken ganz gerade zu halten und beim Laufen mit den Händen zu schlenkern. Selbst mit der schweren Last auf dem Rücken fiel sie gerade dadurch auf, weil die anderen Frauen stärker gebückt gingen. Hero hatte sich in den vergangenen Tagen bereits einen Plan zurechtgelegt, wie er sie auf sich aufmerksam machen wollte.
Endlich begegnete sie ihm, als sie auf dem Rückweg von der Halde war und Hero seinen Korb mit schweren Steinen trug. Er ließ sich, als sie fast auf seiner Höhe war fallen, dass die Steine aus dem Korb fielen und direkt vor Mitas Füße rollten. Sie erschrak und wich den Steinen aus, aber Hero nutzte den Augenblick, in dem sie einen Blick auf den Tölpel warf, der vor ihren Füßen lag und sagte so leise ihren Namen, dass nur sie ihn verstehen konnte. Ihr Gesicht wurde kreideweiß, als sie Hero erkannte. Sie wollte sich nach ihm bücken, doch Hero erhob sich, bevor der Wächter mit seiner Peitsche bei ihm war und ihn schlagen konnte. Behände sammelte er die Steine
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