Der Prinz von Astrilandis
klappen. Trotzdem hatte Mita Angst zu ertrinken oder irgendwo im Fels stecken zu bleiben. Was, wenn sie nicht genug Luft hatte, um so tief zu tauchen? Aber was würde geschehen, wenn sie hier bliebe? War es nicht ein Zeichen des Himmels, dass Hero sie gefunden hatte. Er war ihre einzige Chance. Niemand sonst würde sie hier suchen oder finden. Irgendwann würden sie ihre Kräfte endgültig verlassen und dann würde sie sterben und hinter der Mine in einem Erdhaufen enden, wie so viele vor ihr.
Am nächsten Morgen war nur eine fahle Sonne zu sehen. Ein Dunstschleier hing über der Mine, der die feuchte Luft unten festhielt, so dass im Nu die Tücher, die sie um die Hüften trugen, tropfnass waren. Jeder Schritt erschien Hero heute noch schwerer als am Vortag. Seine Muskeln schmerzten von der ungewohnten Arbeit und sein Rücken war wundgescheuert. Als er die erste Steinladung zur Halde trug, konnte er kaum aufrecht gehen. So wie all die anderen, die hier schon lange arbeiteten, ging auch er gebückt, den Blick nach unten gerichtet seiner Arbeit nach. Er brütete darüber, wann wohl der beste Zeitpunkt für die geplante Flucht war. Mitas Angst hatte ihn erschreckt und entmutigt, trotzdem hoffte er, dass sie ungeachtet ihrer Zweifel auf seinen Pfiff reagieren würde. Zur Mittagsstunde versammelten sich wieder alle am Teich, um zu trinken und die Brote zu essen. Verstohlen blickte Hero nach Mita, die am gegenüberliegenden Ufer stand und mit den anderen Frauen sprach. Sie wirkte niedergeschlagen und Hero versuchte, ihr ein Zeichen zu geben, damit sie seine Zuversicht erkennen würde, doch Mita sah nicht in seine Richtung. Auch der Blick in die Felsen über ihm, brachte kein Zeichen seiner Freunde. Waren sie mit seinem Pferd auf und davon? Hero plagten schreckliche Vorstellungen. Er wollte nicht in diesem Lager bleiben und immer schwächer werden, wie die anderen. Er setzte seine ganze Hoffnung auf den Fluchtplan und er war überzeugt, dass sie es schaffen konnten.
Der Nachmittag verging wie der vorherige. Müde und voller Krämpfe in den Muskeln schleppten sich die Arbeiter ein letztes Mal zur Geröllhalde. Es begann zu tröpfeln und alle blickten in den Himmel, denn Regen war auf diesem Kontinent eine Seltenheit. Starker Wind kam auf und im Nu goss es, dass man kaum die Hand vor den Augen sehen konnte. Hero, sah, wie Mita mit einer Arbeiterin zusammen die Körbe abgestellt hatten und die Hände in die Luft warfen, um sich dem Regen auszusetzen. Hero fühlte, dass dies der Moment war, wo ihre Chance zu entkommen, groß war. Ohne weiter zu überlegen gab er den vereinbarten Pfiff von sich. Mita zuckte zusammen, erblickte ihn und rannte ohne zu Zögern zum Teich. Niemand nahm von ihr Notiz. Erst als sie bereits in der Mitte schwamm, sprang Hero hinein, um mit ein paar langen Schwimmzügen bei ihr zu sein. Ein Aufseher hatte Hero bemerkt, als er sich in den Teich stürzte und schlug Alarm. Doch da war es bereits zu spät. Mita und Hero waren schon abgetaucht. Als sie in die Nähe des Strudels gelangten, fühlten sie, wie stark er war und sie an sich riss und in die Tiefe zog. Im letzten Moment gelang es Hero noch, Mita an der Hand zu fassen und gemeinsam ging es hinab bis zu einem großen Loch im Fels, durch das sie gemeinsam in einen Kanal gespült wurden, der fast wagrecht dahin ging. Die Wände des Kanals waren so glattgefegt, dass man sich daran nicht festhalten konnte. Das Wasser hatte die Geschwindigkeit jetzt etwas verlangsamt, so dass Hero sehen konnte, dass sie sich nahe an der Oberfläche bewegten, denn es gab immer wieder schmale Spalten, durch die schwaches Licht fiel. Der Kanal wurde enger, und wenn sie zunächst beide nebeneinander her geschwommen waren, mussten sie sich nun trennen. Mita ließ sich vorneweg spülen und Hero versuchte, knapp hinter ihr zu bleiben, wenngleich er sie in der Dunkelheit nun nicht mehr sehen konnte. Das Rauschen wurde stärker und die Rinne steiler. Hero fühlte einen frischen Luftzug und ehe sie sich versahen, waren sie im Freien zwischen großen Felsblöcken. Das Wasser schoss in Kaskaden dahin und sie mussten versuchen, nicht gegen die scharfkantigen Felsblöcke geschleudert zu werden. Mita tauchte immer wieder unter und Hero versuchte, sie nicht aus den Augen zu verlieren, denn er hatte festgestellt, dass seine Schwimmhäute im Wasser eine große Hilfe waren. Er war viel wendiger damit und schwamm viel schneller, als er es sich je erträumt hatte. Trotzdem schlugen auch über
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