Der Prinz von Astrilandis
gegraben, das von oben aussah wie eine silbrige Schlange. Hier am Ufer wuchs sogar nahrhaftes Grünzeug und die Pferde konnten nicht nur trinken, sondern sich satt fressen. Kanto setzte sich an den Rand des Flusses, durch dessen glasklares Wasser er bis auf den Boden sehen konnte. Am Grunde des Flusses funkelte und glitzerte so stark, dass er neugierig wurde und hinein stieg. Was er dann am Boden des Flusses fand, erstaunte ihn sehr. Eine Hand voller Goldklumpen, wie er sie nur aus der Schmiede von Meister Dronius kannte. Ein paar dieser Goldsteine nahm er an sich, bevor er wieder aus dem Wasser stieg. Mit seinen Speer machte er Jagd auf Fische, die sich im Fluss tummelten. Als die Sonne höher stand, kehrte er mit den Pferden und seiner Beute zu Ipmeos zurück, der schon ungeduldig auf ihn wartete.
Ipmeos hatte beobachtet, wie Hero aus der Mine herausgeführt wurde und von einem Aufseher mit der Peitsche geschlagen wurde. Zuletzt hatte man ihm einen Korb gegeben, den er sich auf den Rücken binden musste und dann war er in die Reihe der Sklaven eingereiht worden, die genau wie Mita Steine aus dem Berg schafften. Nur war sein Korb doppelt so groß wie der seiner Mitgefangenen. Hero hatte, während er seine Last trug immer wieder heimlich einen Blick in die Felsen über sich geworfen, um zu sehen, ob seine Freunde noch da waren. Doch er musste sehr vorsichtig sein, da die Aufseher alle beobachteten und er sie auf keinen Fall verraten durfte. Kanto und Ipmeos waren schließlich seine ganze Hoffnung, dieses Gefangenenlager wieder zu verlassen. Obwohl Hero niedergeschlagen war und die Striemen auf seinem Rücken unerträglich schmerzten, wenn er den schweren Korb hinaufwuchtete, sah er sich verstohlen nach Mita um. Es war auch hier in der Mine schwieriger, als er es sich vorgestellt hatte, denn die Frauen trugen alle graue verschmutzte Gewänder und liefen gebückt, sie hoben die Augen kaum, um nach den anderen Gefangenen zu sehen. So bald sie auch nur langsamer gingen, oder gar stehen blieben, hieben die Aufseher mit Peitschen auf sie ein. In den Lumpen sahen sie alle gleich aus, ihre Haare waren kurz geschoren und ihre Gesichter mit schwarzem Basaltstaub verdreckt. So sehr Hero sich bemühte, Mita zu entdecken, gelang es ihm nicht.
Mita war an diesem Tag auch nicht unter den Frauen, die die Lasten trugen. Sie war eingeteilt, die Körbe mit den Steinen an einem dicken Hanfseil aus der Tiefe zu holen. Diese Arbeit war besonders schwer und wurde deshalb nur von jungen Frauen erledigt, die dann wieder ausgewechselt wurden. Das Holzgestell, über das sie das Seil geschlungen hatte, stand über einem rechteckigen Schacht, in den schmale Holzleitern hinunterführten. Die Männer in den Schächten füllten die Körbe mit Erzbrocken, die von den Frauen heraufgeholt und in Tragekörbe umgeleert wurden. So wurden sie aus der Mine geschafft und auf Halden geleert. Erst nachdem das Erz in die dahinter liegenden Hütten gebracht worden war, begann der richtige Erzabbau.
Der Tag zog sich für Hero endlos dahin. Er glaubte, dass seine Füße ihn nicht mehr tragen würden, als ein Aufseher endlich das Ende der Arbeit bekannt gab. Die Nacht verbrachte Hero zwischen den anderen Gefangenen in einem Holzpferch unter offenem Himmel. Sie wurden wie Tiere gehalten und Hero, der vergeblich nach den Freunden auf der Anhöhe und Mita Ausschau gehalten hatte, ließ sich erschöpft auf den gestampften Boden fallen. Er war so erschöpft, dass er auf der nackten Erde einschlief, bevor die Wärter das Essen an die Gefangen ausgaben.
Am nächsten Morgen kam ein Aufseher und wählte zehn der Gefangen aus, um sie in die Gruben zu bringen. Hero war auch darunter. Der Wächter führte sie zu einer rechteckigen Schachtöffnung. Sie bekamen einen schweren Hammer und einen Korb, dann stiegen sie die steile Leiter hinab in die Grube. Einer der Männer, der mit einer tönernen Lampe vorausging, hielt in einem der seitlichen Schächte an und sagte zu Hero und einem weiteren Sklaven: „Hier arbeitet ihr weiter.“ Dann ging er mit den anderen Männern weiter in die Tiefe. Hero fragte den Sklaven: „Was sollen wir hier arbeiten?“ Der Sklave nahm eine Lampe und wies mit der Hand in Richtung des Schachtes, der nur so hoch war, dass ein Mann gebeugt oder auf Knien darin stehen konnte. „Du gehst an das Ende des Ganges und schlägst mit deinem Hammer Steine ab und füllst den Korb. Dann bringst du ihn bis zum Schacht und befestigst ihn am Seil und nimmst Dir
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