Der Prinz von Astrilandis
ihm immer wieder die Wellen zusammen. Plötzlich floss das Wasser auf eine Felsenge zu, die beidseitig von hohen schroffen Steinen begrenzt war. Sie mussten dort hindurch, denn seitlich gab es nur hohe glatte Felswände. Wie ein Blitz schoss es durch Heros Gehirn, was jetzt kommen würde. Das war ein Wasserfall. Doch zu spät. Er sah gerade noch, wie Mitas Kopf über dem Abgrund verschwand. Bevor er sich versah, stürzte auch er in die Tiefe. Sie landeten in einem großen Wasserloch. Das Gewicht des herabstürzenden Wassers drückte beide bis auf den Grund, doch dank Heros Geistesgegenwart konnte er Mita, die wie leblos am Boden lag, packen und hoch ziehen. Der Fluss war noch immer reißend, aber ein Baum, der sich quer zur Flussrichtung verkeilt hatte, war Heros Rettung. In seinen Ästen konnte er sich mit Mita festhalten, die noch immer regungslos in seinen Armen lag. Er zerrte sie an Land und legte sie auf die Erde. Er hörte an ihrer Brust, ob ihr Herz noch schlug. Dann drehte er sie auf den Bauch und begann ihr mit Kraft auf den Rücken zu drücken. Mita begann zu husten und spuckte eine Menge Wasser aus. Dann schlug sie endlich die Augen auf und flüsterte: „Wo sind wir?“ Es war inzwischen fast dunkel und regnete noch immer. Hero half Mita auf die Beine, doch sie ließ sich sofort wieder fallen. Sie war zu schwach, um weiterzugehen. „Wir müssen uns verstecken“, sagte Hero, „man wird uns suchen, denn ich habe gehört, wie Alarm gegeben wurde. Mita schüttelte schwach den Kopf. „Im Teich sind schon ein paar Mal Frauen ertrunken und sie haben nicht nach ihnen gesucht. Wenn sie am anderen Tag oben trieben, haben sie die Leichen herausgeholt und wir mussten sie im Erdhügel hinter der Mine begraben.“
Eng aneinander gedrückt verbrachten sie die Nacht in der Nähe des Flusses in einer Felsnische, die sie vor dem Regen schützte. Hero konnte kein Auge zu tun, denn die Vorstellung, dass die Verfolger sie finden und zurückbringen würden, hielt ihn wach.
23. Kapitel
Die Heimreise
Ipmeos und Kanto waren verzweifelt, sie mussten immer auf der Hut sein, selbst nicht entdeckt zu werden. Viele Tage waren vergangen, seit Hero in die Mine geraten war. Oft hatten sie ihn unter seiner schweren Last in Reih und Glied laufen sehen und hatten immer wieder versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen, aber er hatte sie nicht bemerkt, und seit heute morgen war er verschwunden. Auch Mita war nirgends mehr zu sehen. Die Freunde hatten die regnerische Nacht unter einem Felsplateau zugebracht und waren am Morgen wieder zur Mine an ihren Beobachtungsposten gegangen. Ein paar Mal hatten sie schon ihr Versteck wechseln müssen, denn auf dem Weg zur Mine herrschte reger Verkehr. Esel mit Lastkörben, die aus der Mine kamen und von Soldaten geführt wurden, waren so nahe an ihnen vorbeigegangen, dass sie die Luft angehalten hatten, um nicht gehört oder gesehen zu werden. Neue Sklaven, die mit Seilen untereinander gefesselt waren und kaum gehen konnten, waren ins Lager gebracht worden. Doch als sie heute morgen zur Mine kamen, war alles verändert. Was war geschehen? Warum waren die beiden verschwunden? Am Teich wurde fieberhaft gesucht und mit langen Stangen gestochert und gefischt. Die Aufseher hatten sogar einige der Arbeitssklaven in den Teich geschickt, die darin tauchen sollten. Doch kaum einer der Arbeiter konnte schwimmen und so hielten sie sich nur am Rand auf und tauchten widerwillig unter, wenn die Wachen vom Ufer aus mit Stangen nach ihnen schlugen. In die Nähe des Strudels wagte sich jedoch keiner. Kanto und Ipmeos sahen dem Treiben ratlos zu und vermuteten, dass Hero vielleicht versucht hatte zu entkommen und ertrunken war. Vielleicht hatten die Aufseher auch erkannt, wer Hero war und hatten ihn in der Nacht weggebracht. Sie beschlossen, den Tag noch abzuwarten und dann zurück zu Windurs Burg zu reiten, um nachzusehen, ob man Hero dorthin gebracht hatte. Schließlich war ihr Schicksal untrennbar mit dem Heros verbunden und die Freunde waren sich einig, nicht ohne Hero nach Astrilandis heimzukehren.
Während die beiden sich hinter Felsblöcken verschanzt hatten, um das Lager zu beobachten, hatten sich Hero und Mita im Morgengrauen auf den Weg zum Lagerplatz gemacht, den Hero zu finden hoffte. Er glaubte nicht, dass die Freunde noch da waren und wollte anhand der Spuren feststellen, wohin gegangen waren. Vorsichtig bewegten sie sich zwischen den Felsbrocken, da sie noch immer Angst hatten, entdeckt zu
Weitere Kostenlose Bücher