Der Prinz von Astrilandis
inzwischen die Sprache wiedergefunden hatte, sagte:
„Das waren nicht nur Wölfe, das waren die Dämonen!“ Hero, der das Gleiche gedacht hatte, aber nicht gewagt hatte, es auszusprechen, nickte nur mit dem Kopf. Kanto wiederholte noch einmal mit Blick auf die toten Wölfe fragend: „Die Dämonen? Das hier sind Wölfe“, sagte er mit Überzeugung in der Stimme, „und keine Dämonen. Uns haben die Geister der Unterwelt verwirrt und in die Irre geleitet, sonst hätten wir die Spur nicht verloren“, beharrte er. „Du magst Recht haben“, sagte Hero, „aber das bedeutet, dass wir diesen Ort schnell verlassen sollten, um den Dämonen nicht mehr Macht über uns zu geben. Vielleicht ist an den Ammengeschichten doch etwas Wahres.“ In seiner Vorstellung hatten Dämonen keinen realen Körper, vielmehr war es etwas Unfassbares, Geschöpfe, die als Geister herumspukten und einen verzauberten oder in die Irre führten. Aber waren die Freunde nicht in die Irre geführt worden? Hatten sie nicht seine Spur verloren?
Als Hero dann erzählte, wie er dem Steinschlag entkommen war, gab es keine Zweifel mehr für die Freunde, sie mussten sofort aufbrechen, um nicht noch weiteren Gefahren zu begegnen.
Zunächst gingen sie zurück zu Ipmeos und Kantos Pferden, die sie in der Bodensenke an einem Baum gebunden zurückgelassen hatten.
18. Kapitel
In der Schlucht der Wolfsberge
Nach einer kurzen Pause, in der sie getrocknetes Fleisch aßen und ein paar Schluck Wasser aus einem Ziegenbalg tranken, stiegen sie wieder auf ihre Pferde, um durch die Ebene weiterzureiten. Die Sonne hatte den Nebel aufgelöst und nur noch ein feiner Dunst lag über den glitzernden Steinen. Hero hatte Ipmeos Arm frisch verbunden, da das Blut durch den Stoff gesickert war und Ipmeos noch immer vor Schmerzen stöhnte. Er versuchte den Freund zu trösten indem er ihm erzählte, wie er sich seine Schulter verletzt hatte, die inzwischen wieder ausgeheilt war.
Sie ritten nicht besonders schnell, obwohl Hero es eilig hatte, in die Schlucht zu kommen. Die Freunde folgten ihm unwillig. Sie waren sehr still an diesem Morgen. Das Erlebnis der Nacht hatte seine Spuren hinterlassen. Kanto blickte sich heimlich immer wieder um, ob ihm Ipmeos auch folgte. Sie wagten Hero nicht zu fragen, wie lange sie noch weiter weg von Astrilandis ritten. Hero spürte die Spannung, doch er versuchte nicht daran zu denken. Seine Gedanken waren auf Mita gerichtet. Er fürchtete, dass sie vielleicht in großer Gefahr war und er zu lange gewartet hatte, nach ihr zu suchen.
Die Nebel, die jetzt bereits Nacht für Nacht niedergingen, waren ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Schlucht schon bald nicht mehr passierbar sein würde und dann müssten sie den langen und beschwerlicheren Weg durch die Berge nehmen. Sie folgten dem Flusslauf, der inzwischen breiter geworden war und viele Stromschnellen enthielt. Kurz vor der Schlucht fand Hero eine flache Stelle, wo sie das Wasser überqueren konnten. Auf der anderen Seite des Flusses würden sie am Fuße des Wolfsgebirges weiterreiten, das dem Bergvolk gehörte, dessen Herrscher „Windur“ war, ein Verbündeter von Astrilandis.
Windur lebte in seiner Burg „Scaramatos“ auf einem steilen Berg des Wolfsgebirges. Diese Felsenfestung hatte Hero in der Vergangenheit schon einmal mit seinem Vater besucht. Sie war nicht so prächtig wie der Palast von Astrilandis, aber sie war so ausgebaut, dass sie uneinnehmbar schien und viele Krieger beherbergte. Sie war schon von weitem zu sehen, und Hero sagte zu seinen Freunden, um sie etwas aufzumuntern: „Wenn wir erst in der Burg von Windur sind, werden wir es uns gut gehen lassen. Ihr werdet sehen, dass dieser Herrscher uns als Gäste willkommen heißen wird.“ Kanto und Ipmeos erwiderten nichts auf Heros Worte. Sie saßen müde auf ihren Pferden und Ipmeos hatte die Zügel an seinem Sattel festgeknotet und hielt mit der einen Hand seinen verletzten Arm. Hero wandte sich wieder ab und ritt mit Volcano schneller weiter. Er musste den Freunden bald eine längere Pause gönnen. Vor allem dem verletzten Ipmeos, dessen Gesicht schmerzverzerrt war.
Die Ebene neigte sich nun gegen Osten und Hero überquerte mit seinen Freunden den knietiefen Fluss, und folgte dem schmalen Pfad, der auf der anderen Seite in die Schlucht hinabführte. Hier hatte sich viel Geröll angesammelt, das der Fluss, wenn er im Herbst und Winter über die Ufer trat, angespült hatte. Sie stiegen deshalb ab und
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