Der Prinz von Astrilandis
die Freunde an. Hero nahm ihn in den Arm und führte ihn weg von Melia. Keiner der Freunde hatte eine ernsthafte Verletzung davongetragen, nur Ipmeos hielt sich seinen Arm, der noch immer vom Wolfsbiss schmerzte. Bevor sie weiter ritten, legten sie Melia in eine Decke und banden sie auf eines der Pferde, dann besahen sie sich noch einmal die Dorots, die tot neben dem Pfad lagen. Hero nahm ihnen die Waffen ab, obwohl er kaum Luft bekam, als er sich über sie beugte. Seine Freunde standen mit angewidertem Blick dabei und Ipmeos sagte leise: „Jetzt verstehe ich, dass Melia schreckliche Angst hatte, diesen Ungeheuern zu begegnen. Sie sind nicht nur widerlich, sie sind schlimmer als alles, was ich bisher gesehen habe.“ Hero pflichtete ihm kopfnickend bei: „Wir werden sie auch nicht anfassen, sollen die Wölfe sie holen“, sagte er angeekelt.
Ipmeos und Kanto setzten den zitternden Larus auf das Pferd und Ipmeos stieg zu ihm auf. Er hielt den Jungen fest, der sich zähneklappernd an die Mähne des Tieres klammerte. Das Pferd, auf dem Melia festgebunden war, führten sie an der Leine hinter sich her. Hero musste seinen Blick abwenden, als er ihre Beine unter der Decke leblos hervorbaumeln sah. Sein Herz krampfte sich zusammen, als er an Mita dachte. Hatte auch sie ein solches Schicksal ereilt? So schnell die Pferde den steinigen Pfad bewältigen konnten, verließen sie diesen schrecklichen Ort. Hero wollte sich und seine Freunde so schnell wie möglich auf die Felsenburg Scaramatos in Sicherheit bringen. Seine Hoffnung, Mita wieder zu sehen wuchs bei jedem Schritt, den er dieser Festung näher kam.
Als sie unten das Tal erreichten und die Burg auf steiler Höhe vor ihnen lag, hörten sie Hörner blasen. Man hatte die Fremdlinge wohl bemerkt und teilte ihnen mit, dass sie erwartet wurden. Hero ritt allen voraus die steilen Terrassen hinauf. Die anderen folgten in großem Abstand, denn der Aufstieg war schwierig und die kleinen Pferde waren müde. Hero war schweißüberströmt, als er vor dem eisernen Tor stand, das sich laut quietschend, wie von Geisterhand vor ihm auftat. Es gab den Blick frei auf ein weiteres Tor, das in einem trutzigen Torturm untergebracht war. Es war noch mächtiger als das Außentor. Davor standen schwer bewaffnete Wachen in roten Gewändern. Ihre Speere zeigten auf den Ankömmling. Heros Freunde waren inzwischen hinter ihm und die Wächter kamen auf sie zu. Hero blieb stehen und sagte zu den Wächtern: „Wir kommen aus Astrilandis und sind Freunde Windurs. Wir bitten um Unterkunft für ein paar Nächte.“
Hero verschwieg, dass er der Sohn Pantheers war, da er nach seinem Äußeren nicht als Prinz zu erkennen war. Seine Füße waren ohne Schuhe, sein Umhang nur noch ein Fetzen Stoff und seine Haare waren zerzaust. Wenn es ihm gelang, Windur selbst zu sehen, würden sie sicher alle Annehmlichkeiten erhalten, die ihnen zustanden. Er war Windur am Hofe von Astrilandis als künftiger Herrscher vorgestellt worden und Hero hoffte, dass er sich an ihn erinnerte.
Die Wächter blickten die Jungen prüfend an. „Ihr wollt bis aus Astrilandis kommen?“ sagte einer der Wachen mit schwarzen Zähnen, dabei spuckte er in weitem Bogen direkt vor Hero auf den Boden. Der andere ging um die Gruppe herum und zeigte auf das verschnürte Bündel, in das sie Melia eingewickelt hatten und fragte: „Was versteckt ihr unter diesem Tuch dort?“ Hero antwortete: „Wir wurden auf der anderen Seite der Berge von Dorots überfallen. Leider musste eine Frau, die mit uns war, sterben.“ „Ihr könnt den Leichnam hier ablegen“, sagte der Wächter mit ausdrucksloser Miene, „dann folgt mir.“
Kanto und Ipmeos banden das Bündel los und legten es vorsichtig in der Mauernische ab, die ihnen der Wächter angewiesen hatte, dann folgten sie ihm durch das innere Tor, das dieser mit einem großen Schlüssel aufschloss. Vor ihnen tat sich ein großer Hof auf, der mit Zelten, provisorischen Hütten und Lagerfeuern übersät war. Viele Menschen saßen dort herum oder standen in Gruppen beieinander, sie blickten die Ankömmlinge neugierig an. Heros Augen schweiften sofort suchend durch die Menge. Doch nicht eines der schmutzverkrusteten Gesichter hatte eine Ähnlichkeit mit Mita. Der Wächter ging voraus durch die Menschenmenge, die sich wie von Zauberhand vor ihm auftat, bis zu einem mehrstöckigen Gebäude, das sie bereits von der anderen Bergseite gegenüber gesehen hatten. Dort verschwand er in der Türe.
Hero stieg
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