Der Prinz von Astrilandis
Pantheer ritt in den Norden zurück zum Schlachtfeld, wo sie die Vassonier besiegt hatten. Krotos schlug die westliche Richtung ein und überschritt den Fluss, der die Grenze zu Karikootos Reich war. Es gab so viele Spuren, die von den unterschiedlichsten Kriegern, Flüchtlingen oder Feinden herrührten, so dass sie keine als die von Hero erkennen konnten. Als der Morgen graute und die Reiter keine Anhaltspunkt gefunden hatten, wohin Hero geritten war, kehrten sie entmutigt wieder an den Hof zurück. Nur Pantheer war weit über Tondoros hinaus geritten und traf mit seinen Begleitern auf eine Horde flüchtender Vassonier, die bei der Schlacht von Tondoros entkommen waren. Pantheer ließ sie gefangen nehmen und kehrte mit seinen Kriegern und den Gefangenen schweren Herzens in den Palast zurück.
Er war nicht nur enttäuscht, dass er keine Spur seines Sohnes gefunden hatte, sondern auch zornig über Heros Verhalten. Die Wachen, die das Tor des Palastes gehütet hatten, wurden von ihm, nachdem nichts Brauchbares aus ihnen herauszubekommen war, in den Kerker geworfen. Sie hatten Hero und seine Freunde einfach ziehen lassen und den ganzen Tag geschwiegen. Wenn sie früher das Verschwinden angezeigt hätten, wäre die Suche sicher erfolgreich gewesen. Heros Rechnung war also aufgegangen. Krotos hatte in der Zwischenzeit zwei weitere Suchtrupps mit Proviant und Kriegsgerät ausstatten lassen, so dass sie ein größeres Gebiet absuchen konnten. Er selbst blieb jedoch im Palast und empfing Pantheer, der resigniert ankam, mit den Worten: „Mein Herr, ich bin verzweifelt. Keine Spur, die wir verfolgt haben, hat uns weiter gebracht. Hero und die anderen sind wie vom Erdboden verschwunden.“ Pantheer nickte nur: „Auch meine Suche war erfolglos“, sagte er mit niedergeschlagener Stimme.
„Holt mir die Frauen vom Orakel“, rief er dann seinem Rittmeister zu, der gerade die Pferde wegführen wollte, und zu Krotos gewandt: „Ich gehe in den Tempel und werde mich mit den Priestern beraten.“ Seit der letzten Schlacht von Tondoros waren die Priester wieder in den Besitz des Kristallschädels gelangt, der nur dem Herrscher von Astrilandis gehörte. Pantheer selbst hatte den Schädel von seinen Vertrauten aus der Burg von Karikootos zurückholen lassen. Er hatte die Schlacht von Tondoros genutzt, eine Abordnung zu Karikootos Burg zu senden, den Kristallschädel heimzuholen. Die Männer hatten keinen nennenswerten Kampf ausfechten müssen, um den Schädel zurückzuerlangen. Die Priester, die mit der Bewachung des Heiligtums beauftragt waren, hatten sich so schnell sie konnten davongeschlichen, als sie die bewaffneten Astrilandier kommen sahen. Pantheer war sich sicher, dieses Heiligtum würde ihm eine Weissagung machen, die den Aufenthaltsort seines Sohnes preisgab. Schon sein Vater war durch die Kraft des Schädels in den schwierigsten Zeiten seines Reiches an der Macht geblieben, obwohl er ein ungeliebter und grausamer Mensch gewesen war. Eine Weissagung des Schädels war jedoch nur beim höchsten Stand der Sonne möglich, wenn das Licht senkrecht in die Schädeldecke schien und dadurch das Kiefer zum Sprechen brachte. Pantheer ließ die Priester die Zeremonie vorbereiten, um am folgenden Tag die Weissagung zu erhalten.
Krotos wurde bei seiner Rückkehr bereits von Laonira erwartet, die über die Brüstung des oberen Palasthofes geschaut und die Suchmannschaften ohne ihren Sohn zurückkommen gesehen hatte. Im ersten Augenblick wollte sie hinunter laufen und nach Hero fragen, aber als sie die niedergeschlagenen Gesichter sah, blieb sie wie angewurzelt stehen. Sie hatten Hero nicht gefunden, das musste ihr niemand sagen. Krotos eilte mit großen Sätzen hinauf in die Frauengemächer und Laonira ließ sich entmutigt in seine Arme fallen. „Sage mir, dass ihr wenigstens eine Spur gefunden habt!“, rief sie mit Tränen in den Augen. Doch Krotos hielt sie nur fest. Dann antwortete er: „Ich hoffe noch immer auf ein Wunder! Wenn wir Hero nicht finden, hat Astrilandis seinen Erben verloren!“, dabei sah er Laonira ernst in die Augen. „Was wird Pantheer dann tun?“, fragte sie unsicher. „Ich weiß es nicht“, antwortete dieser mutlos. „Ich muss zurück nach Miatris und meine Göttin um Hilfe bitten“, sagte Laonira, „sie hat mir schon einmal meinen Sohn zurückgegeben, vielleicht wird sie mich noch ein zweites Mal erhören.“ Krotos hielt Laonira noch immer umschlungen, als sie Myadnes Stimme hörten: „Habt ihr
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