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Der Prinz von Atrithau

Der Prinz von Atrithau

Titel: Der Prinz von Atrithau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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Umgebung um einen ganzen Kopf und hatte einen bulligen Oberkörper und gelbliche Augen. Seine rot gestreifte Tunika und sein Harnisch deuteten auf einen Soldaten der kaiserlichen Hilfstruppen hin. Andererseits aber hing ihm ein großer Säbel auf dem Rücken.
    Ein Schwerttänzer der Zeumi! Der Kaiser war wirklich großzügig gewesen.
    »Diese Männer«, erklärte Conphas und sah den General dabei streng an, »werden die Arbeit machen.« Er beugte sich vor und senkte die Stimme, damit niemand aufschnappen konnte, was er sagte. »Aber du, Martemus, wirst mir den Kopf von Anasûrimbor Kellhus bringen.«
    Stand in den Augen seines Gegenübers Entsetzen oder Hoffnung?
    Conphas lehnte sich wieder zurück. »Du kannst ihn ja in deinen Umhang wickeln.«
     
     
    Kurz vor dem Morgengrauen klangen die Hörner der Inrithi durch die Finsternis, und die Männer des Stoßzahns erhoben sich siegesgewiss. Sie standen auf dem Südufer. Sie waren schon einmal auf ihren Feind gestoßen und hatten ihn vernichtend geschlagen. Sie würden mit der geballten Macht ihrer Streitkräfte in die Schlacht ziehen. Und vor allem war Gott mit ihnen und stand in zigtausend leuchtenden Augen. Speere und Lanzen schienen das Zeichen des Stoßzahns geworden.
    Kommandorufe von Lehnsmännern, Baronen und Adjutanten schwirrten durch die Luft. Männer stiegen hastig in ihre Rüstungen. Reiter ritten zwischen den Zelten entlang. Gepanzerte Männer knieten betend im Halbkreis. Weinschläuche gingen von Mund zu Mund, und Brot wurde hastig geteilt und verschlungen. Scharenweise machten die Männer sich – teils singend, teils wachsam – zu ihrem Platz in der Schlachtordnung auf. Kleine Gruppen von Soldatenfrauen und Huren winkten den vorbeiziehenden Rittern mit der Hand oder mit bunten Schals zu. Priester erteilten ihren strahlendsten Segen.
    Als die Sonne das Meneanor-Meer golden schimmern ließ, hatten sich die ruhmreichen Inrithi bereits auf dem Schlachtfeld formiert. Ein paar hundert Schritte entfernt erwartete sie ein gewaltiger Halbkreis silberner Rüstungen, glänzender Umhänge und stampfender Pferde. Von den Höhen im Süden bis zum dunklen Sempis waren die Fanim überall am Horizont zu sehen. Große Reiterdivisionen trabten über die nördlichen Weiden. Waffen blitzten von den Mauern und Türmen Anwurats. Tief gestaffelte Reihen von Speerträgern verdunkelten die flachen Hänge. Weitere Reiter sammelten sich auf den südlichen Hügelkämmen, die sich bis zum Meer erstreckten. Überall schien es von Heiden zu wimmeln.
    In der Schlachtlinie der Inrithi sorgten die Gewohnheiten und Animositäten der zu einem Heer vereinten Nationen für viel Aufregung. Die wilden Galeoth warfen mit Beleidigungen um sich und brachten johlend frühere Gemetzel in Erinnerung. Die prächtigen Ritter aus Conriya brüllten Verwünschungen durch ihre silbernen Kriegsmasken. Die wütenden Thunyeri schworen ihren Waffenbrüdern Treue bis in den Tod. Die disziplinierten Nansur standen reglos da und waren einzig darauf konzentriert, von ihren Offizieren Befehle zu vernehmen. Die Tempelritter blickten zum Himmel und beteten inbrünstig. Die hochmütigen Ainoni verbargen hinter ihrem weißen Gesichtsschutz Angst oder Leidenschaftslosigkeit. Die Tydonni mit ihren schwarzen Panzern fassten die Kreaturen, die sie gleich töten würden, mürrisch ins Auge.
    Und zehntausend Banner flatterten im Morgenwind.
     
     
    Auf welchen Handel hatte er sich da nur eingelassen! Wie hatte er den Krieg gegen eine Frau tauschen können?
    Mit Kellhus zur Seite führte Cnaiür ein kleines Heer von Offizieren, Beobachtern und Meldern über Gras- und Kiesrücken auf einen Hügel, von dem aus sich das mittlere Schlachtfeld gut überblicken ließ. Proyas hatte ihm Sklaven überlassen, die emsig damit beschäftigt waren, den Kommandoposten des Scylvendi zu errichten. Sie luden Böcke von den Wagen, stellten Sonnensegel auf, legten Matten auf den Boden und setzten seine improvisierte Standarte: zwei Wimpel aus weißer, rot umsäumter Seide, flankiert von Pferdeschweifen, die im Seewind wehten.
    Die Inrithi nannten dieses Zeichen ihres Schlachtmeisters bereits die Swazond-Standarte.
    Cnaiür ritt an den Hügelrand und schaute begeistert hinunter.
    Der Heilige Krieg erstreckte sich in alle Richtungen und verdunkelte die diesige Ferne: große Vierecke aus Fußsoldaten und reihenweise schimmernde Ritter. Ihnen gegenüber standen die heidnischen Soldaten auf den Hügeln und in der Ebene, und ihre Rüstungen

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