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Der Prinz von Atrithau

Der Prinz von Atrithau

Titel: Der Prinz von Atrithau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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ihr weniger Angst (dazu war er zu abwegig), als dass er sie verwirrte. Man kann nicht um einen Gott fürchten, und doch kann man sich fragen, ob man es tun sollte.
    Götter konnten sterben. Und die Scylvendi verehrten einen toten Gott.
    Kennt Kellhus Furcht?
    Auch das war undenkbar.
    Sie glaubte, in ihrem Rücken einen Schatten bemerkt zu haben, doch ihr Wasser hatte zu kochen begonnen. Sie stand auf, um den einfachen Kessel mit zwei Stöcken vom Feuer zu nehmen. Wie sehr sie Xinemus’ Sklaven vermisste! Immerhin schaffte sie es, den Kessel ins Gras zu setzen, ohne sich zu verbrennen – ein kleines Wunder.
    Dann seufzte sie und rieb sich das Kreuz, als eine warme Hand sie von hinten umarmte und ihren wachsenden Bauch fasste. Kellhus!
    Lächelnd drehte sie sich halb zu ihm um, drückte die Wange an seine Brust und legte ihm die Hand in den Nacken.
    »Was machst du hier?«, fragte sie und runzelte die Stirn. Er schien kleiner als sonst. Stand er in einer Vertiefung?
    »Krieg führen macht hungrig, Serwë. Gewisse Bedürfnisse muss man stillen.«
    Sie errötete und wunderte sich einmal mehr darüber, dass er ausgerechnet sie erwählt hatte.
    Ich trage sein Kind unterm Herzen.
    »Um diese Zeit?«, murmelte sie. »Und was ist mit der Schlacht? Machst du dir deswegen keine Sorgen?«
    Mit lachenden Augen zog er sie zum Eingang ihres Pavillons.
    »Ich mache mir Sorgen um dich.«
     
     
    Sein Inrithi-Gefolge plapperte und jubelte in seinem Rücken. Mehrere Stimmen riefen: »Seht euch das an!«
    Wohin Cnaiür sich auch wandte, sah er Herrlichkeit und Schrecken. Zu seiner Rechten galoppierten Wellen von Galeoth und Tydonni über die nördlichen Weiden in große Mengen von Reitern der Kianene hinein. Vor ihm sprengten tausende Ritter aus Conriya auf die gefährlich starrende Festung Anwurat zu. Gleich links von ihm marschierten die Truppen der Thunyeri und dahinter die der Nansur unaufhaltsam gen Westen. Nur der äußerste Süden war hinter dicken Staubwolken verborgen.
    Sein Herz schlug rascher, und er atmete heftiger.
    Zu schnell! Das alles geht zu schnell!
    Saubon und Gothyelk trieben die Fanim auseinander und setzten ihnen durch den aufwirbelnden Sand nach.
    Flankiert von mehreren hundert Rittern im Kettenhemd brach Proyas in die gewaltige Phalanx der Shigeki. In seinem Kielwasser waren Infanteristen vorgerückt und bedrängten nun Anwurats südliche Bastionen mit Schutzwehren und großen Leitern. Bogenschützen schossen immer wieder Salven auf die Brüstungen ab, während viele Männer von Ochsen gezogene Belagerungsmaschinen in Position brachten.
    Skaiyelt und Conphas rückten über die Weiden nach Süden vor, ohne ihre Reiterverbände bereits in Gefechte zu verwickeln. Einige Böschungen, die zwar recht flach, aber doch zu steil für scharf gerittene Pferde waren, strukturierten das Gelände vor ihnen. Wie von Cnaiür vermutet, hatte der Sapatishah seine Shigeki entlang dieser Böschungen platziert. Das hätte Skauras’ gesamte Mitte gegen Angriffe gefeit machen können, wenn Cnaiür nicht mehrere hundert Flöße angefordert hätte, die aus den Sümpfen gezogen und unter den Thunyeri und Nansur verteilt worden waren. Trotz eines Hagels von Speeren gelang es den Nansur nämlich schon jetzt, die ersten dieser Flöße als improvisierte Rampen einzusetzen.
    General Setpanares und seine zigtausend Ritter aus Ainon blieben versteckt. Cnaiür konnte nur die hinterste Phalanx ihrer Infanterie ausmachen, die aus dieser Entfernung nur als schattenhafte Vierecke zu erkennen war.
    Er sah zu Kellhus. »Da Skauras seine Flanken abgesichert hat«, erklärte er, »wird es in dieser Schlacht um Yetrut gehen, also darum, die Linien des Feindes zu durchbrechen – nicht um Unswaza, um das Einkesseln des Gegners also. Heere ziehen es wie Einzelmenschen vor, dem Feind gegenüberzustehen. Wenn man sie umgeht oder ihre Schlachtreihe durchbricht, sie über die Flanken oder im Rücken angreift…«
    Er verstummte. Der Wind hatte den Staub über den südlichen Hügeln fast fortgeweht, und Cnaiür konnte mit einiger Mühe erkennen, dass sich Reiter, bei denen es sich wohl um Ainoni handelte, überall auf ihrem zwei Meilen langen Abschnitt zurückzogen. Sie schienen sich auf den Hängen neu zu formieren. Hinter ihnen hatte die Infanterie in vielen Streifen und Vierecken Position bezogen.
    Die Kianene hielten die Höhen noch immer.
    Ich hätte den Ainoni das Zentrum überlassen sollen. Wen hat Skauras dort wohl positioniert? Imbeyan?

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