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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Kreuz aufgestellt, damit man die Leiche möglichst bald findet. Ich schätze, der Fingerabdruck auf dem Foto sollte lediglich untermauern, dass es sich nicht um einen makabren Scherz handelt.«
    »Und was hat er davon, wenn die Leiche schnell gefunden wird?«
    »Gar nichts. Die Motive des Täters sind nicht rational nachvollziehbar. Aus irgendeinem Grund ist ihm daran gelegen, dass das Opfer und die Tat ans Licht der Öffentlichkeit kommen.«
    »Aber dann schmeiß ich die Leiche doch net in ’n Spitzingsee. Dann tu ich die irgendwohin, wo man sie leicht findet.«
    »Im Prinzip richtig. Nur – wenn ich mir das Ganze ansehe, dann scheint das eine einzige perverse Inszenierung zu sein. Wer immer das getan hat, hat Gründe, die werden wir in einer Million Jahren nicht verstehen.«
    Wallner nutzte die Gelegenheit, um ein paar Worte über das Täterprofil zu verlieren. Er war kein Fachmann. Aber ein paar Grundkenntnisse hatte er sich erworben, und er konnte eine grobe Einschätzung abgeben. Für eine konkretere Aussage musste man das Ergebnis der Operativen Fallanalyse abwarten, besser bekannt unter der Bezeichnung Profiling. Die Fallanalytiker waren eine eigenständige Abteilung der Polizei und bei einer Mordermittlung nicht Teil der Sonderkommission. Sie lieferten ihre Erkenntnisse dazu wie die Gerichtsmedizin oder die Labors. Es konnte allerdings Wochen dauern, bis ein Täterprofil erstellt war.
    Im vorliegenden Fall musste man davon ausgehen, dass der Täter nicht mehr ganz jung war, über dreißig, wahrscheinlich über fünfunddreißig. Dafür sprach das äußerst planvolle Vorgehen. Das Fehlen von Kampfspuren und der Umstand, dass der Täter das Mädchen vermutlich irgendwo an einem nichtöffentlichen Ort betäuben konnte, waren Hinweise darauf, dass Täter und Opfer sich kannten. Das wiederum mochte bedeuten, dass der Täter entweder in der Umgebung des Opfers zu suchen war – Verwandte und Bekannte der Eltern oder auch der Bäcker um die Ecke oder ein Lehrer. Die andere Variante: Das Opfer kannte den Täter ursprünglich nicht. Der Täter hatte sich aber das Vertrauen des Mädchens erworben.
    »Glauben Sie, er hat sein Opfer zufällig ausgewählt?«, fragte die Staatsanwältin.
    »Er muss das Mädchen lange beobachtet haben, er hat alle Vorbereitungen getroffen, um genau dieses Mädchen zu töten. Er kannte ihren Namen und hat ihn auf einem Holzkreuz eingraviert. Und auch die Konfektionsgröße des goldenen Kleides stimmt. Insofern kann man kaum von Zufall sprechen. Eine andere Frage ist: Kam es ihm wirklich darauf an, Pia Eltwanger umzubringen? Oder war es einfach ihr Aussehen? Hat sie zufällig in sein Opferschema gepasst? Hat sie ihn zufällig an jemanden erinnert? Ich weiß es nicht.«
     
    In diesem Moment klingelte Wallners Handy. Er sah am Display, dass es Tina war, entschuldigte sich und verließ den Raum.
    Tina klang aufgeregt. Sie rief aus der Gerichtsmedizin an. Tina war bei der Obduktion der Leiche dabei gewesen und hatte weitere Spuren vom Körper des Opfers gesammelt. Der Tod des Mädchens war vor etwa achtzehn Stunden eingetreten, so das Obduktionsergebnis. Eine Vergewaltigung hatte nicht stattgefunden. Im Blut der Leiche war Flunitranzepam nachgewiesen worden, ein Wirkstoff aus der Gruppe der Benzodiazepine – besser bekannt als K.-o.-Tropfen. Damit war Pia Eltwanger betäubt worden, wie Wallner vermutet hatte. Aber sie hatten noch etwas anderes gefunden, und das kam Tina so seltsam vor, dass sie Wallner gleich angerufen hatte.
    »Was ist es denn?«, fragte Wallner.
    »Ich weiß offen gesagt nicht, was es ist«, sagte Tina. »Es könnte eine Botschaft des Mörders sein.«

[home]
    6 . Kapitel
    W allner beugte sich über die kleine Blechplakette, die auf seinem Schreibtisch lag. Draußen waren Wolken aufgezogen. Es herrschte kaum mehr Licht als in der Abenddämmerung, obwohl es erst Mittag war. Wallner musste die Schreibtischlampe einschalten und das Metallstück mit einer Pinzette näher ans Auge führen. Es war etwas länger und etwas schmaler als ein Fingernagel. Der größte Teil der Fläche war hellblau, nur die rechte untere Ecke war grau-braun und hatte im Gegensatz zum Rest eine gewisse Struktur, die aber kaum zu erkennen war. Denn das Bild – oder was immer es sein mochte – war sehr grobkörnig, wie eine stark vergrößerte Fotografie. Außerdem war auf der Plakette eine Zahl aufgedruckt, die das Erkennen des Bildmotivs erschwerte: » 1 « stand am unteren Bildrand.
    Wallner

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