Der Prinzessinnenmörder
einen Abstecher zur Personalverwaltung und erklärte dem zuständigen Beamten, dass er sein Handy Ralf Wickede im Austausch gegen wichtige Informationen habe überlassen müssen. Der Beamte fragte, ob das so etwas wie ein Verkauf des Handys gewesen sei. Das freilich berge Probleme, da Polizeibeamte ihr Diensthandy gar nicht verkaufen dürften. Das sah Wallner ein und meldete das Handy als gestohlen.
Nach der morgendlichen Besprechung in großer Runde beriet sich Wallner in seinem Büro mit Tina, Mike und Lutz. Mike war bei seinen Recherchen in Sachen SchreiberRent bei einem Rest von drei Männern angelangt, die für die Tatzeit kein Alibi vorweisen konnten, weil sie angeblich alleine mit dem gemieteten Wagen unterwegs gewesen und dabei niemandem begegnet waren, der dies hätte bezeugen können. Es handelte sich um einen zweiundvierzigjährigen Buchhalter aus Dachau, einen Studenten der Informatik aus München, vierundzwanzig Jahre alt, sowie einen vorbestraften Arbeitslosen, ebenfalls aus München, siebenunddreißig Jahre alt. Keiner der drei wirkte auf Mike besonders verdächtig oder geistig labil. Doch Mike würde sich auch bei keinem der drei wundern, wenn er mordend durch die Lande zöge. Den Arbeitslosen musste man vermutlich von der Liste streichen, denn Mike hatte den Mann am Samstagmorgen um acht vernommen. Wenn der Mörder um vier Uhr fünfzehn noch am Dortmunder Hafen gesehen worden war, dann konnte der Arbeitslose zumindest diesen Mord nicht begangen haben. Wallner hatte die Arbeitshypothese ausgegeben, dass man in allen drei Fällen den gleichen Täter suche – was im Übrigen Joseph Kohlweit als Verdächtigen ausschloss. Allerdings konnte man es theoretisch immer noch mit zwei oder sogar drei Tätern zu tun haben.
»Was ist mit der Plakette?«, wollte Tina wissen.
»Mit der dritten Plakette ist die Sache jetzt ziemlich klar. Der Berg, den man sieht, ist der Rastkogel. Das Foto ist anscheinend von einem Gipfel der Tuxer Alpen aus gemacht worden. Von welchem, ist noch nicht geklärt. Sie arbeiten noch dran.«
»Was auf den Plaketten draufsteht, das bringt nichts?« Tina hatte ein Foto in der Hand, auf dem die Plaketten in der Reihenfolge ihres Auftauchens nebeneinandergelegt waren.
» 1 , 72 und MX. Nach was sieht das aus?«
Mike sah Tina über die Schulter. Tina wich ihm aus und schob das Foto zu Mike.
»Sag halt was, dann geb ich’s dir.«
»Ich hab nur einen Blick draufwerfen wollen. Bin ich dir zu nahe gekommen oder was?«
»Nein. Ich bin nur morgens ein bissl empfindlich.«
»Gegen Männer?«
»Gegen … is auch wurscht. Willst jetzt das Foto?«
»Was jetzt? Sprich’s aus.«
»Versteh’s nicht falsch, es ist … dein Rasierwasser ist halt recht …«, Tina rang nach Worten, »… stark. Ich bin morgens geruchsempfindlich.«
»Tina – ich tu das drauf, um dich zu erfreuen. Andere Männer kommen ungewaschen ins Büro. Ich mein, das Zeug ist teuer. Das kommt aus Frankreich. Erzähl mir bitte nicht, dass der Herr Lagerfeld g’stinkerts Rasierwasser verkauft.«
»Es riecht wunderbar. Vielleicht tust einfach a bissl weniger drauf, okay?«
Mike strich sich über die Wange und hielt sich dann die Finger unter die Nase.
»Es is recht fruchtig. Vielleicht eins, was a bissl herber is?«
»Halt einfach einen Meter Abstand, dann geht’s.«
Mike rückte mit seinem fahrbaren Bürosessel etwas zurück.
»Hamma die Parfümfrage geklärt?«, wollte Wallner wissen.
»Ich arbeit dran.« Mike deutete auf das Foto. » 1 , 72 , MX. Für mich sieht das aus wie ein Auto.«
»Auto?«
»Ja. Der 172 MX von Schießmichtot. So wie der 320 CLK. Verstehst? Oder der Q 7 .«
»Gibt es einen 172 MX?«
»Schauen wir mal.« Mike setzte sich an den Computer und gab » 172 MX« bei Google ein. Es gab ein Fernsehgerät der Marke Thomson mit der Bezeichnung MX 172 , aber keine Automarke.
»Ich finde den Gedanken interessant, dass man die Zahlen nicht so lesen muss, wie sie vorgegeben sind. Also 1 und 72 . Vielleicht ist es ja wirklich 172 . Oder vielleicht auch 1 , 7 und 2 oder 17 und 2 «, meinte Wallner.
»Und was ist mit dem MX? Klingt wirklich wie a Auto.«
»Könnten auch römische Ziffern sein.« Tina schrieb etwas auf einen Zettel.
»Wir hätten dann 1 , 7 und 2 . Und dann noch 1000 und 10 . Oder 1010 .«
»Warum schreibt er die letzten Ziffern römisch? Das macht man doch nur bei einem Datum.«
»Vielleicht sind die ersten Zahlen Tag und Monat«, sagte Lutz.
»Dann geht nur der 17
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