Der Prinzessinnenmörder
. Februar.« Wallner schob Mike vom Computer weg und tippte bei Google 17 . Februar 1010 ein. Allerdings mit dürftigem Erfolg.
Tina blickte auf ihren Zettel und schloss die Augen. Als sie die Augen wieder öffnete, sagte sie: »Vielleicht ist das ein kabbalistisches Rätsel. Im Hebräischen werden die Zahlen doch mit Buchstaben geschrieben. Das heißt, wenn man die Zahl im hebräischen Alphabet schreibt, kommt vielleicht ein Wort dabei heraus.«
»Ja gut, dann mach mal«, gluckste Mike.
»Da muss man halt jemanden fragen. Irgendwer in Miesbach wird ja Hebräisch können. Gibt’s hier keinen Rabbi?«
Wallner fiel sein Gesprächspartner im Kakadu ein. »Evangelische Pfarrer müssen, glaub ich, Hebräisch studieren.«
Tina griff schon zum Telefonbuch. »Das werden wir gleich haben.«
»Wart mal«, sagte Wallner. »Bevor wir jetzt den Pastor aufscheuchen, hätt ich noch eine Idee.«
Die anderen sahen Wallner fragend an.
»Gehen wir davon aus, dass die Mordserie beendet ist?«
»Kaum«, sagte Lutz.
»Also fehlt uns noch mindestens eine Plakette.«
Die anderen nickten.
»Nehmen wir an, da steht ein großes M drauf. Was haben wir dann?«
» 172 MXM, da kommen wir vielleicht doch wieder auf mein Auto.«
Mike rollte wieder zum Computer. Aber Wallner gab seinen Platz am Computer nicht frei.
»Jetzt hack nicht ständig irgendwelches Zeug bei Google ein. Denk lieber mal nach.« Wallner schnüffelte in Richtung Mike. »Das Rasierwasser ist echt ein bissl penetrant.«
»Ach, tatsächlich. Ja dann reden wir doch mal drüber. Am Ende wollt’s ihr mir schon seit Jahren was sagen.«
Tina ignorierte Mikes Worte und malte etwas auf ihren Zettel. »MXM – heißt das 1990 ?«
»Schau – die Frau denkt mit«, sagte Wallner. »Ich glaube, die Schreibweise ist nicht ganz korrekt, wird aber verwendet. Also: 17 . Februar 1990 .« Er klopfte Mike auf die Schultern. »Jetzt darfst an die Tastatur.«
Mike schrieb das Datum in das Suchfeld von Google.
»Jetzt schreib doch da nicht das Datum rein. Schau, was das für ein Tag war. Da gibt’s irgendwo einen ewigen Kalender im Internet.«
»Ja, Massa. Musst es mir nur genau erklären.«
Nach einigem Tippen hatte Mike den gewünschten Kalender auf dem Bildschirm. Sein Blick verriet Erstaunen.
»Ich glaub, mir ham an Treffer.«
Die anderen versammelten sich hinter Mike um den Computer herum. Lutz schüttelte ungläubig den Kopf. »Faschingsdienstag. Das Prinzessinnenkleid.«
Rathberg saß am Steuer seines VW-Transporters und trank Pfefferminztee aus der Thermoskanne. Der Wagen stand in einer kleinen Straße etwa einen Kilometer von der Hauptstraße durch Rottach-Egern entfernt. In diesem Ortsteil standen vornehmlich Einfamilienhäuser aus den sechziger und siebziger Jahren mit großen, um diese Jahreszeit verschneiten Gärten. Die Straße war vollständig mit Schnee bedeckt, der mittlerweile hart gepresst und glatt war, so dass die Gemeinde Splitt hatte streuen lassen. Rathberg sah durch die Windschutzscheibe direkt auf den Wallberg, der als Abschluss des Tales den Tegernsee um tausend Meter überragte. Die Talstation der Wallbergbahn war keinen Kilometer entfernt. Draußen waren es angenehme null Grad. Aber die schräg stehende Wintersonne schien frontal in den Wagen und heizte ihn auf. Rathberg öffnete ein Seitenfenster und sah auf die Uhr. Dreizehn Uhr achtunddreißig. Der Bus hielt um vierunddreißig an der Hauptstraße. Das Mädchen musste in wenigen Augenblicken im Rückspiegel des Wagens auftauchen. Rathberg trank seinen Becher leer und schraubte ihn wieder auf die Thermosflasche. In der Mittelkonsole lag der in Plastik eingeschweißte Ausweis der Fernsehanstalt. Das Senderlogo nahm das obere Drittel des Ausweises ein und war auch auf dem Transporter zu sehen.
Rathberg sah aus dem Augenwinkel, dass sich etwas im Rückspiegel tat. Das Mädchen war um die Straßenecke mit der Fichtenhecke gebogen und ging jetzt in Richtung des Mehrfamilienhauses, das sich auf halbem Weg zwischen der Hecke und dem Wagen befand. Rathberg stellte die Thermosflasche weg und startete den Wagen. An der nächsten Kreuzung wendete er und fuhr zu dem Mehrfamilienhaus zurück. Er kam dort vorbei, als das Mädchen gerade hineingehen wollte. Der Wagen hielt auf der gegenüberliegenden Straßenseite, das Seitenfenster wurde heruntergelassen.»Entschuldigen Sie«, sagte Rathberg.
Das Mädchen drehte sich um. Das Senderlogo am Wagen schien ihr Interesse zu wecken. Sie ging zwei Schritte auf
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