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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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wo Sie den Mann schon mal gesehen haben.«
    »Na hier.«
    »Wie – hier?«
    »In dieser Anstalt. Er war eine Zeitlang zur Behandlung da.« Wickedes Ton wurde ironisch. »Sollte er tatsächlich wegen einer geistigen Störung hier gewesen sein, scheint es nicht viel gebracht zu haben.«
    »Können Sie sagen, wann der Mann hier war?«
    »Mir ist ein bisschen das Gefühl für die Zeit abhandengekommen. Ob es ein, zwei oder zehn Jahre waren …?«

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    25 . Kapitel
    R athberg trat hinaus auf den Holzbalkon und blickte Richtung Berge. Die Nacht war klar und kalt, und der Vollmond spiegelte sich im See. Rathberg sog die Luft ein und nahm einen Schluck Wodka aus der Minibarflasche. Während Ohren, Nase und Stirn fast schmerzten vor Kälte, verbreitete der Alkohol im Bauch einen heißen Schauer. Die Dame an der Rezeption hatte gesagt, es sei schön, dass Herr Rathberg wieder da sei. Die Freude war herzlich und ungekünstelt. Allerdings wusste die Dame nichts über den Anlass von Rathbergs abermaligem Hotelaufenthalt am Tegernsee.
    Rathberg setzte sich auf den Plastikstuhl, der auf dem Balkon stand, und dachte nach. Im Licht des Vollmonds konnte er das Etikett der Wodkaflasche lesen. Mehr als diese kleine Flasche würde er nicht trinken. In den nächsten Tagen brauchte er einen klaren Kopf.
    Nach dem letzten Mord waren Rathberg Zweifel gekommen. Ob es nicht genug sei. Ob er nicht aufhören solle. Rathberg hatte mit solchen Momenten der Schwäche gerechnet und sich vorbereitet. Für Zeiten des Zweifelns hatte er einen Umschlag dabei. Darin befand sich das Foto eines fünfzehnjährigen Mädchens mit Sommersprossen, das in die Abendsonne lächelte. Im Hintergrund sah man die Gletscher der Tuxer Alpen.
    Rathberg war sich nicht sicher, ob die Hinweise, die er gestreut hatte, ausreichen würden, um den richtigen Zusammenhang zwischen den Morden herzustellen. Aber der die Ermittlungen leitende Kommissar schien mit hinreichend Intelligenz ausgestattet, um die Zeichen zu deuten. Wenn er zu früh dahinterkam, könnte es allerdings eng werden mit Rathbergs Zeitplan.
    Das nächste Vorhaben war eine sechzehnjährige Schülerin. Er hatte ihre Gewohnheiten eingehend studiert. Sie ging für ihr Alter eher selten aus. Und wenn, dann ins Bräustüberl in Tegernsee, wobei sie in der Regel früher nach Hause zurückkehrte als die anderen jungen Leute in ihrer Clique. Unregelmäßigkeiten gab es im Leben des Mädchens selten. Die Sache würde vermutlich ohne Überraschungen ablaufen. Rathberg holte einen kleinen Koffer aus dem Zimmer und öffnete ihn. Er enthielt ein Fläschchen Flunitrazepam, noch halb gefüllt. Ein goldenes Kleid, ein Stilett mit quadratischem Klingenquerschnitt sowie einen in Plastik eingeschweißten Ausweis einer Fernsehanstalt. Rathberg spürte, wie sich beim Anblick des Kofferinhalts ein flaues, aber erregendes Gefühl unterhalb des Solarplexus ausbreitete. Es war nicht mehr zu leugnen, dass das Töten ihm einen Gefühlszustand verursachte, den er nicht anders als intensiv nennen konnte.
    Nachdem sie ihn aus Aplerbeck entlassen hatten, hatte Rathberg zusehen müssen, wie seine Frau psychisch dahinsiechte und sich schließlich vor eine einfahrende S-Bahn geworfen hatte. Im Grunde hatte ihr Leben vor siebzehn Jahren aufgehört. Ebenso wie seines. Doch als die Räder des Zuges die Frau zermalmten, die sein Leben und sein Leiden geteilt hatte, war es Rathberg, als sei etwas in ihm aufgebrochen. Und es war ihm mit einem Schlag klargeworden, dass all das Leid und Unrecht, das Lisas Tod in die Welt gebracht hatte, nicht unbeantwortet bleiben durfte. Er hatte die Schuldigen gesucht und gefunden und festgestellt, dass sie glücklich und selbstzufrieden vor sich hin lebten. Aber das konnte nicht sein. Es war ganz ungeheuerlich falsch. Und Rathberg war klargeworden, dass er nicht weiterleben konnte, ohne dieses Ungleichgewicht des Leidens korrigiert zu haben. Jetzt hatte er drei Menschen getötet. Hatte sich etwas geändert? Rathberg beschloss, diesem Gedanken nicht weiter nachzuhängen und sich doch noch einen Wodka aus der Minibar zu holen.
     
    Am Montagmorgen um halb neun berichtete Wallner den Mitarbeitern der Sonderkommission, was sich am Wochenende in Dortmund zugetragen hatte. Ein Kollege Mitteregger aus Rosenheim wurde damit beauftragt, die Ermittlungen mit den Kollegen in Dortmund zu koordinieren. Mitteregger hatte schon in drei ortsübergreifenden SoKos gearbeitet und daher die nötige Erfahrung.
    Dann machte Wallner

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