Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Problemmann (German Edition)

Der Problemmann (German Edition)

Titel: Der Problemmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Misselhorn
Vom Netzwerk:
Das fing sie langsam an zu nerven. Mutig tastete sie seitlich an der Wand entlang und wurde schnell fündig. Helles Licht erfüllte einen kleinen Flur. Von diesem gingen vier Türen ab. Zwei auf der linken Seite, eine rechts und zum Schluss, quasi am Ende des Flurs sah sie eine weitere. Wo auch immer diese hinführte, dachte sie. Zu ihrer Überraschung standen im Flur ein kleiner Fernseher sowie ein Radio.
    „Yiepie!“ schrie sie auf und klatschte in die Hände.
    Als sie aus der Toilette kam, die erste Tür links die sie ausprobiert hatte, worüber sie mehr als dankbar war, schnappte sie sich das Radio und den Fernseher und ging zurück in den großen Raum. Sie stellte den Fernseher auf ein kleines Tischchen nahe der Sitzgruppe, steckte das Netzteil ein und schaltete ihn an. Sofort plärrte ihr eine Italienische Moderatorin etwas um die Ohren, was sie selbstverständlich nicht verstehen konnte. Aber der Raum füllte sich sofort mit Leben und ihre Einsamkeit wich.
    „Na, geht doch“, sagte sie, „super, ich rede mit mir selbst. Wie krank ist das? Aber was soll’s ist ja keiner sonst hier. Das hast du fein gemacht liebe Anna. Jetzt noch den Kamin entfachen und es wird gemütlich. Vorausgesetzt ich finde eine andere Beleuchtung als dieses Kronleuchterungetüm an der Decke. Mal sehen, ob ich hier wohl irgendwo Kerzen finde.“
    So viel hatte sie den ganzen Tag nicht gesprochen und sie überrascht, dass ihre Stimmbänder überhaupt noch funktionierten.
    Der Fernseher gab undefinierbare Geräusche von sich, die in Anna trotzdem so etwas wie Wohlbehagen auslösten. Nachdem sie den Kamin angezündet hatte und sich der Raum mit anheimelnder Wärme füllte, machte sie sich auf die Suche nach Kerzen. Die fand sie nicht, dafür eine Taschenlampe.
    „Hey, super. Jetzt kann ich doch unten schlafen. Wer hätte das gedacht?“
    Betrunken wankte sie zu der Klappe im Boden. Wieder ließ sie sich unter Knarzen öffnen. Mutig leuchtete Anna in das tiefschwarze Loch. Durch den Lichtkegel der Taschenlampe wirkte es plötzlich wesentlich bedrohlicher.
    „Stell dich nicht so an.“
    Das sie pausenlos mit sich selbst sprach, daran hatte sie sich bereits gewöhnt. Sie leuchtete die Wände des Loches ab. Die Wendeltreppe schien in einer Art Flur zu führen an dessen Ende sie eine Tür erspähte. Weit im hinteren Ende der Luke fand sie einen Lichtschalter. Auf die Idee ihn so weit hinten zu suchen wäre sie genauso wenig gekommen, wie ihn überhaupt an so eine Stelle zu montieren. Italiener, dachte sie und war überrascht, dass sie es nicht laut ausgesprochen hatte.

Kapitel 20: Wilde Tiere
    Anna lag wach in ihrem Bett, wollte jedoch ihre Augen nicht öffnen. Wozu auch? Alles wäre immer noch genauso grauenvoll wie am Tag zuvor. Langsam fing ihr Rücken an sich bemerkbar zu machen, ihm passte es nicht, das Anna sich jede Nacht in das Selbe unbequeme Bett zum schlafen ablegte. Abgesehen davon schlief sie nicht eine Nacht durch. Dabei hatte sie sich langsam an die merkwürdigen Geräusche, die das Haus hergab, gewöhnt. Sie wollte nicht darüber nachdenken, ob es sich eventuell um Tiere handeln könnte, die sich am Gebälk des Hauses zu schaffen machten. Zwei Wochen war sie inzwischen in Italien und es gefiel ihr noch immer nicht. Jeden Tag fragte sie sich, aus welchem Grund sie sich zu dieser Schwachsinns Idee hatte überreden lassen? Was um alles in der Welt tat sie hier? Ihre Einsamkeit hatte ebenso kein Einsehen sich von ihr zu lösen, wie ihre Kreativität sich bisher nicht bei ihr blicken lassen wollte. Sie bemühte sich etwas daran zu ändern, zumindest an dem Gefühl, der letzte Mensch auf Erden zu sein. Alles andere würde sich automatisch finden, glaubte sie. So fuhr sie regelmäßig mit dem Fahrrad in den Ort, in der Hoffnung sich nicht mehr verlassen zu fühlen. Was meist damit endete, dass sie sich einsamer fühlte als zuvor. Warum tat sie sich das an? Sie konnte mit Niemandem kommunizieren. Regelmäßig gönnte sie sich einen Espresso in einer Bar. Freundlich nickte der immer gleiche junge Mann hinter dem Tresen und servierte ihr nach zwei Tagen bereits ungefragt den Kaffee. Manchmal sprach er sie sogar an, Anna verstand jedoch kein einziges Wort, lächelte, nickte mit dem Kopf, trank möglichst schnell das heiße, äußerst starke Gebräu und fuhr zurück zum Haus. Dass sie Selbstgespräche führte beunruhigte sie kaum noch. Sie wollte eine Stimme hören, die nicht aus dem Fernseher oder dem quäkenden Radio kam. Vor allem

Weitere Kostenlose Bücher